Nachfolgend Teil 4 der Schriftliche Arbeit zur Erlangung des Diploms der Schweizerischen Tourismusfachschule STF, Plaine Bellevue, Postfach 80, 3960 Siders Bezness in Hurghada

Autorin Referent

Tschanz Kassem Franziska Anthamatten Hermann

Eingereicht am 15. Juni 2007

Schweizerische Tourismusfachschule Siders (VS)

Tschanz Kassem Franziska Bezness in Hurghada

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6. Motive der Frauen

Motive der Frauen

Wie bereits im vorangehenden Kapitel die Motive der Männer diskutiert wurden,

werden in diesem Kapitel die Ergebnisse der Umfragen zu den Motiven der

Frauen präsentiert.

6.1. Langeweile

Die Frauen schätzen mehrheitlich Langeweile als weniger bis gar nicht wichtiges

Motiv der Frauen ein. Interessanterweise beurteilen die befragten Männer das

Motiv Langeweile als sehr bis ziemlich wichtig. Dies könnte darauf hindeuten,

dass Männer das Verhalten der Frauen als weiteres Urlaubsbedürfnis, da sie

nichts anderes zu tun haben, einschätzen.

6.2. Annerkennung

Annerkennung wird von der Mehrheit der befragten Frauen als sehr bis ziemlich

wichtiges Motiv der Frauen eingestuft. Die Männer beurteilen Anerkennung als

etwas weniger wichtig.

Dieser Unterschied ist wohl damit zu erklären, dass „Annerkennung für eine

Frau“ für einen ägyptischen Beznesser keinen hohen Stellenwert haben kann, da

er dies, bedingt durch seinen kulturellen Hintergrund, kaum kennt.

Meist wird er nicht die Möglichkeit haben, abzuschätzen, was sie in ihrem

gewohnten Umfeld macht und deshalb wird es ihm auch schwer fallen, ihre echte

und ernst gemeinte Anerkennung entgegenzubringen.

Die Frau interpretiert das vermeintliche Interesse und die Aufmerksamkeit als

Annerkennung, welche sie beispielsweise im bisherigen Alltagsstress vom

Partner vermisst hat.

6.3. Exotischer Partner und Männerbild

Von den Frauen wurde die Suche nach einem exotischen Partner als eher

weniger oder gar nicht wichtiges Motiv der Frauen eingestuft. Die Männer stufen

dieses Motiv auch eher als unwichtig ein, allerdings weniger klar. Dies kann

daher rühren, dass die Männer gerne mit ihrem Aussehen kokettieren.

An dieser Stelle wäre es interessant zu sehen, durch welche Faktoren dieses

exotischen Männerbild geprägt wird. Leider konnten dazu im Zusammenhang mit

Ägypten keine wissenschaftlichen Untersuchungen gefunden werden. Es wird

angenommen, dass dieses exotische Männerbild auf Vorstellungen aus den

Geschichten von „Tausend und einer Nacht“ basiert. Allerdings entspricht dieses

Männerbild oft nur der Fantasie und Wunschvorstellung der Frauen, der Realität

aber nicht.

Weiter müsste untersucht werden, inwiefern der von OMONDI erwähnte „power

of advertising“ hier vom Reiseland Ägypten genutzt wird und ob die den

Fantasien der Frauen entsprechenden Männerbilder explizit in die Werbung

integriert werden, um die Touristinnen anzusprechen.

Im der aktuellen Imagekampagne wird praktisch vollständig auf Darstellungen

von Menschen verzichtet. Einzig im Imagefilm wird kurz ein junger Mann

gezeigt, der dem exotischen Männerbild vielleicht gerecht werden könnte. Da es

den Rahmen der Arbeit aber sprengen würde und wissenschaftliche

Untersuchungen fehlen, muss hier auf eine weiterführende Untersuchung

verzichtet werden.

Insbesondere bei den gemachten Untersuchungen in der Karibik wurde das

Männerbild des hypersexuellen karibischen Rastafari immer wieder erwähnt und

die Tatsache unterstrichen, dass sehr viele Frauen Fantasien im Zusammenhang

mit exotischen Männern hätten. Diese Exotik wird aber auch hier nicht weiter

definiert.

Laut BELLIVEAU führt auch der Umstand, dass viele Frauen bei westlichen

Männern eine gewisse Männlichkeit vermissen würden, dazu, dass sich Frauen

von einem in ihrer Fantasie entstandenen Männerbild beeinflussen lassen und

eine Dominanz der Beznesser akzeptieren, die sie bei einem westlichen Mann

nie zulassen würden.

6.4. Bestätigung der Weiblichkeit

Laut der Umfrage stimmt eine sehr grosse Mehrheit der Frauen dafür, dass die

Bestätigung der Weiblichkeit ein sehr bis ziemlich wichtiges Motiv der Frauen ist,

sich auf eine Verbindung mit einem Beznesser einzulassen.

Die Männer stufen dieses Motiv als für die Frauen weniger wichtig ein, allerdings

stellt sich auch hier die Frage, inwiefern dies für die Männer mir ihrem

Hintergrund überhaupt eine Bedeutung haben kann.

Insbesondere für Frauen, die nicht (mehr) dem Schönheitsideal (der westlichen

Welt) entsprechen, kann die Bestätigung durch eine solche Verbindung sehr

wichtig sein. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn sie schon älter ist und das

Gefühl hat, dass sich niemand mehr für sie interessiert oder sie beispielsweise

etwas molliger ist.

SANCHEZ TAYLOR geht davon aus, das eine solche Verbindung den Frauen

auch dazu dienen kann, ihre Weiblichkeit wiederherzustellen. „…most Western

women still wish to be seen as ‘feminine’ and would find it insulting to be

described as ‘masculine’.”

Laut SANCHEZ TAYLOR ist ein Teil der Identität der

Frauen stark an die Sexualität gebunden, denn nur durch diese kann sie ihre

Weiblichkeit bestätigen. “Unless a woman is publicly known to be being ‘sexed’

by a man or men, there is a question mark over her ‘femininity’.

Ist sie sexuell unattraktiv oder ohne Partner, kann dies zu einem Identitätsverlust führen.

6.5. Frustration durch gescheiterte Beziehungen

Laut PRUITT und LAFONT verspüren viele Frauen, die sich auf solche

Verbindungen einlassen, eine Frustration von Männern aus ihrem eigenen

Kulturkreis und bezeichnen sie als unaufmerksam, nur mit der Karriere

beschäftigt und emotionslos.

Auch BELLIVEAU sieht in der Frustration ein Motiv der Frauen zu reisen und sich

während dem Urlaub auf eine Verbindung einzulassen:

Many people travel to heal a broken heart. They want to find proof that

others don’t view their faults quite so seriously as do ex-loved ones.

Perhaps they wish to reaffirm their sexiness through blind encounters, to

heal themselves, to forget. Some of them even fall in love and return with

acceptable partners.

6.6. Anonymität

Insbesondere die Männer beurteilen Anonymität als wichtiges Motiv der Frauen.

Dies spricht wieder dafür, dass Männer eher davon ausgehen, dass die

Touristinnen mit einer bestimmten Absicht nach Hurghada reisen.

Die Frauen beurteilen die Anonymität als weniger wichtig. Dies könnte daher

rühren, dass sie von einer Verbindung nach ihren Vorstellungen ausgehen und

somit auch nichts zu verstecken haben. Allerdings kann, wenn ein grosser

Altersunterschied zwischen den Partnern besteht (die Frau älter ist) oder die

Frau in ihrem Heimatland verheiratet ist, Anonymität ein wichtiger Punkt sein.

BELLIVEAU zitiert dabei die Aussage einer Frau: „I’m in a holiday mood far away

from the social control of my everyday life and in this situation, I can do what I

want.”

Sobald eine Diskrepanz zwischen moralisch oder sozialen Vorstellungen des

Heimatlandes und dem Handeln der Frau besteht, ist Anonymität für die Frauen

sicherlich ein wichtiges Motiv.

6.7. Sexualität

Auch in Hurghada gibt es Frauen, die ausschliesslich aus sexuellen Motiven

reisen… Da die getroffene

Definition von Bezness (Vergleich Kapitel 1.1.2) aus der Sicht der Touristin eine

Beziehung voraussetzt, handelt es sich hier nicht um eine klassische

„Sextouristin“.

Die Aussage von HEROLD, „…women preferred a romantic relationship which

may include sex, with only a minority indicating that sex was their main objective

in establishing a relation.” interpretiert die Ergebnisse der eigenen Umfrage

zutreffender.

Die Männer hingegen stufen dieses Motiv der Frauen als viel wichtiger ein.

Gründe dafür könnten das ungewöhnliche Verhalten der Touristinnen sein,

welches mit dem anderen kulturellen Hintergrund der Männer und Verständnis

des Frauenbilds interpretiert wird. Davon Ausgehend wird das Verhalten der

Frauen so interpretiert, dass sie auf der Suche nach einem sexuellen Abenteuer

sind.

Auch die Befragungen von SANCHEZ TAYLOR in der Karibik, die bekannt ist als

Destination für Sextouristinnen, kamen zum Ergebnis, dass nur 3% der befragten

Frauen, die mit einem einheimischen Mann sexuellen Kontakt hatten, ihre

Begegnung als rein körperlich beschrieben.

LEVY und BELLIVEAU schätzen den Anteil der Touristinnen, die sexuelle

Erfahrungen machen, weltweit auf 10%. OMONDI beziffert die Zahl der

europäischen Touristinnen (mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil von

Deutschen und Schweizerinnen), die ausschliesslich nach Kenia reisen, um Sex

zu haben, mit 5%.

DE ALBUQUERQUE teilt die Touristinnen in der Karibik in vier Gruppen ein

und schliesst dadurch auf ihr sexuelles Verhalten:

I. „first timers“ oder „neophytes“: Die Touristin lernt eher zufällig einen Mann

kennen, mit dem sie (oft im Rahmen einer Beziehung) auch Sex hat.

II. „situational sex tourist“: Die Intention, bezahlten Sex während dem Urlaub

zu haben besteht nicht vor der Reise, die Möglichkeit wird aber ergriffen,

wenn sie da ist.

III. „veterans“: Die Reise wird mit der expliziten Absicht angetreten,

unkomplizierten Sex zu haben, auch mit verschiedenen Partnern (also

nicht im Rahmen einer Beziehung).

IV. „returnee“: Die Touristin kommt zurück, um die Verbindung mit dem zuvor

getroffenen Mann weiterzuführen. Die Touristin hat ihrer Definition nach

Sex in einer bestehenden Beziehung.

Die getroffene Definition schliesst somit in Bezug auf Bezness nur Gruppe I und

IV ein.

Dabei ist Gruppe I jene, die schon während dem ersten Urlaub, in dem sie den

Mann kennen lernt, Sex mit ihm hat. Oft kann es sich dabei aus ihrer Sicht noch

um einen unverbindlichen Urlaubsflirt handeln, weil zu diesem Zeitpunkt eine

Zukunft der Beziehung noch unrealistisch scheint. Meist beinhaltet diese aber

schon die von HEROLD angeführte romantische Komponente

und es besteht der Wunsch oder die Annahme, dass die Verbindung etwas Besonderes ist und

über den Zeitrahmen des Urlaubs hinausgehen wird.

Gruppe IV beinhaltet jene Frauen, die zurück reisen, um die Verbindung mir dem

zuvor kennen gelernten Mann weiterzuführen.

Noch widersprechen sich die wissenschaftlichen Ergebnisse, ob in diesen Fällen

die Sexualität nur zur Befriedigung der Männer dient oder ob auch die Frauen

davon profitieren. JEFFREYS und SANCHEZ TAYLOR argumentieren dabei

In this case, the ‚[female] tourist’ is servicing the local man rather that the

other way round. (…) This sexual practice is not one meant for women’s

sexual satisfaction but for that of men.

The local man is assumed to be necessarily getting some benefit beyond

the economic simply because he is a man getting to have sex with a

woman. Likewise, it is assumed that the female tourist must be exploited

in some way, simply because she is a woman giving a man sexual access

to her body.

BELLIVEAU hingegen schätzt die Situation anders ein:

For a tourist woman and a foreign man find themselves in bed together to

meet many needs that are reciprocal and mutually beneficial.

6.8. Kontrolle

Befrage Frauen und Männer haben das Motiv Kontrolle beide als grundsätzlich

wenig bis gar nicht wichtig beurteilt. Dennoch soll hier kurz darauf eingegangen

werden, da die Fachliteratur diesen Aspekt als wichtig einschätzt.

Die wirtschaftlichen Privilegien der Frauen, die ihr eine gewisse Kontrolle

innerhalb der Beziehung ermöglichen, die sie sonst in ihrem Heimatland nicht

hätten, bergen ein hohes Konfliktpotential innerhalb der Verbindung.

Je nach Ausgangslage kann sie diese Kontrolle nutzen oder sie kann ihr zum

Verhängnis werden, gleichzeitig ist aber eine auf Kontrolle und Manipulation

aufgebaute Verbindung meist nicht sehr gesund für beide Seiten.

Zu Beginn verfügt die Frau über die ökonomische Macht und die Kontrolle liegt in

ihren Händen. Sie bestimmt, wann sie kommt und wann sie geht. Sie hat ihre

eigene Unterkunft, wo sie sich auch zurückziehen kann.

Meist ändert sich aber das Machtverhältnis, wenn sie zurückkehrt und mit ihrem

Partner wohnt: Sie spricht weder die Sprache noch ist sie gesellschaftlich oder

kulturell integriert. Er ist ihr einziger Zugang. Nach Möglichkeit wird er diese

Kontrolle auch beibehalten wollen, indem er sein Netzwerk benutzt und somit

jederzeit weiss, wo sie sich aufhält und mit wem sie ihre Zeit verbringt.

Wieder eine andere Situation besteht, wenn der Ägypter in das Heimatland der

Frau reist. Hier ist er vorerst wirtschaftlich von der Frau abhängig, spricht die

Sprache nicht, ist ausserhalb seines gewohnten Umfeldes und hat sehr oft

Schwierigkeiten, eine Arbeit zu finden. Oftmals entstehen aus diesen Situationen

schwerwiegende Konflikte, da seine gewohnten, identitätsstiftenden Funktionen

keine Bedeutung haben.

Insgesamt beurteilt die Fachliteratur, hier SANCHEZ TAYLOR und KEMPADOO,

das Motiv der Kontrolle und Macht als wichtig:

…they could command the sexual attentions of black men, white men no

longer had the power to control or reject them sexually.

Among woman tourists, an experimentation with being able to control

men, while retaining a sexualized femininity, appears to have taken

place.

Wahrscheinlich wurde das Motiv Kontrolle von den befragten Frauen als nicht

wichtig eingestuft, weil Kontrolle nicht Bestandteil ihrer Wertvorstellung innerhalb

der Beziehung ist, von der sie bei Bezness ausgehen.

Auch den Wertvorstellungen der Männer liegt Kontrolle durch eine Frau fern, dies

könnte eine mögliche Erklärung sein, wieso die Mehrheit dieses Motiv als gar

nicht wichtig eingestuft hat.

6.9. Funktion des „cultural broker“

DAHLES definiert „cultural broker“ als

Somebody who will provide (…) access to the local culture.

Auf die Frage, ob ein Motiv für das Verhalten der Frau sein kann, dass der

ägyptische Mann ihr einen Einblick in seine Kultur verschaffen kann, haben fast

50% der befragten Frauen geantwortet, dass es ein ziemlich bis sehr wichtiges

Motiv der Frauen sei. Die Männer beurteilen das Motiv insgesamt als etwas

weniger wichtig.

GOETHE beschreibt diese Funktion der Männer wie folgt:

Sie [die Frauen] versprechen sich von dem intensiven Kontakt eine Art

bereichernde Reiseerfahrung. Dabei ist der einheimische Mann (…) die

persönliche Verbindung zur anderen Kultur. Als Türöffner und

Kulturvermittler erleichtert er der Frau Erfahrungen innerhalb der anderen

Gesellschaft. Das fremde Land und der fremde Mann bieten die

Möglichkeit, sich selber neu und anders zu erleben.

Durch diese Funktion werden der Frau nicht nur Erlebnisse und Einblicke

ermöglicht, die sie sonst nicht hätte, sondern dienen der Frau auch als eine

Möglichkeit, sich selber neu zu definieren. In Anlehnung an das Vier-Kulturen-

Schema von THIEM bleibt die Frage allerdings offen, ob sie sich dabei nicht

nur im Bereich der Dienstleistungskultur bewegt und ihr die Einsicht in die Kultur

der Bereisten verwehrt bleibt.

Die Tatsache, dass sie sich in Hurghada selber in einer künstlich erschaffenen

Welt befindet, fernab der ägyptischen Kultur, spricht eher dafür, dass sie kaum

die Möglichkeit haben wird, die ursprüngliche Kultur wirklich kennen zu lernen.

Insbesondere könnte dies für den Beznesser ja bedeuten, dass ihre Illusionen

zerstört werden. Auch die Familie wird in dieser Hinsicht gerne integriert, da der

Besuch und die vermeintliche Akzeptanz der Familie die Frau oft im Glauben

bestärken, dass sie etwas ganz besonderes ist.

Kennt man die Vorstellung einer Beziehung, der Bedeutung der Familie und der

Religion, wird aber klar, dass eine Touristin sicherlich nicht den

Wunschvorstellungen einer Schwiegertochter entspricht.

6.10. Liebe

Liebe ist für die grosse Mehrheit der Frauen ein sehr bis ziemlich wichtiges Motiv

für ihr Verhalten. Dagegen beurteilen Männer Liebe als ein weniger bis gar nicht

wichtiges Motiv der Frauen. Dies kann einerseits dadurch erklärt werden, dass

Männer gar keinen Zugang zum Konzept Liebe haben.

Andererseits gehen die Männer aber offenbar davon aus, dass die Frauen diese

Verbindungen nicht aus emotionellen, sondern sexuellen Gründen eingehen.

Diese Erkenntnisse werden gestützt von der Tatsache, dass die Befragten die

beiden Fragen zur Sexualität und Liebe mit praktisch umgekehrten Vorzeichen

beantwortet haben (Vergleich dazu Abb. 3 und Abb. 4).

Den Frauen liegt somit eine ganz andere Wertvorstellung zugrunde. Meyers

Lexikon definiert Liebe folgendermassen:

Liebe, die mit der menschlichen Existenz gegebene Fähigkeit, eine

intensive gefühlsmäßige, zumindest der Vorstellung nach auf Vertrauen

und Dauer angelegte und entsprechend positiv erlebte Beziehung zu

einem anderen Menschen zu entwickeln.

Liebe ist in der Wertvorstellung der Frau entscheidend, um eine Beziehung

einzugehen, dem Ägypter ist dieses Konzept aber fremd.

Insgesamt können die Motive der Frauen so zusammengefasst werden, dass sie

dem „normalen“ Verhalten innerhalb einer Beziehung nach „westlichen“

Vorstellungen entsprechen.

7. Konflikte

Wie während der Arbeit nun schon verschiedene Male erwähnt, führen das

unterschiedliche Verständnis von Beziehung, aber auch die unterschiedlichen

sozialen, gesellschaftlichen, religiösen und persönlichen Hintergründe und

Motive zu Konflikten. Dazu kommen die grossen kulturellen Unterschiede, die

den Lebensweisen der Beteiligten zugrunde liegen.

Auch im Interview mit dem Imam der Moschee in Bern, der binationale Paare im

Falle von Konflikten berät, wurde klar, dass Konflikte vor allem dann entstehen,

wenn grundlegend unterschiedliche Ansichten in oben genannten Bereichen

herrschen. Kommunikation kann diese grundlegenden Unterschiede meist nur

bedingt überbrücken.

In welchen Bereichen dieses Konfliktpotential liegt, soll im diesem Kapitel noch

genauer dargelegt werden. Zu beachten ist, dass hier stereotype Ansätze auf

beiden Seiten gewählt werden mussten, um das Konfliktpotential zu erfassen.

7.1. Kommunikation

Sehr oft entstehen Konflikte schon nur, weil die Basis einer gemeinsamen

Sprache fehlt. Zwar sind die meisten Beznesser äusserst sprachgewandt,

dennoch sprechen beispielsweise sehr wenige Frauen arabisch. Meist reichen

die Sprachkenntnisse bei tief greifenden Differenzen auch nicht aus, um

sprachlich genügend Kommunizieren zu können. Weiter kann Kommunikation

auch nur dann eine Lösung oder Kompromiss ermöglichen, wenn man von einer

gewissen Vorstellung von Gleichberechtigung innerhalb einer Beziehung ausgeht

und Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten besteht.

Sprachliche Missverständnisse oder im eigenen Sprachgebrauch anders

interpretierbare Aussagen machen aber eine überdurchschnittliche Kommunikation

oft unverzichtbar. Fehlt diese, sind Konflikte oft unausweichlich.

7.2. Anderes Verständnis von Beziehung

Grundsätzlich beurteilen BELLIVEAU oder auch DE ALBUQUERQUE

eine Verbindung von Touristin und Bereistem als nutzbringend für beide Seiten:

For a tourist woman and a foreign man find themselves in bed together to

meet many needs that are reciprocal and mutually beneficial. (…) They

exchange what they have for what they lack: her material wealth and

sexual availability for his good looks, fine body, attention and of course

affection (real or feigned).

Dies kann aber nur der Fall sein, wenn sich beide Seiten über Motive und Ziele

einig sind. Wie schon aus der getroffenen Definition in Kapitel 1.1.2 ersichtlich

wird, ist dies bei Bezness nicht der Fall. Das in Kapitel 4.2.1 beschriebene

Verständnis für Beziehung der Männer unterscheidet sich sehr von Verständnis

einer Beziehung der Touristin.

Wichtige Bestandteile des Konzepts „Beziehung“ sind für die Frauen nebst der

emotionellen Beteiligung („Liebe“ ist ein wichtiger Bestandteil des europäischen

Sozialnetzes) auch die Vorstellung einer grundsätzlichen Gleichwertigkeit und

Gleichberechtigung der Partner.

Meyers Lexikon definiert den Begriff Partnerschaft nach hiesigem Verständnis

wie folgt:

Partnerschaft, Soziologie: Prinzip des vertrauensvollen Zusammenwirkens

zwischen Personen (…), die ihre Ziele nur gemeinsam unter gegenseitiger

Kompromissbereitschaft, auch unter Einsatz entsprechender (…) Konflikt-

und Kompromissregelung erreichen können.

In der arabischen, patriarchalisch aufgebauten Gesellschaft ist aber

Partnerschaft und Gleichberechtigung zwischen Partnern oder auch Liebe ein

unbekanntes Konzept.

Die Ehe im Islam und somit im arabischen Raum dient laut AKASHE-BÖHME zur

„Ordnung der geschlechtlichen Existenz. Sie ist die Trennlinie von erlaubter und

nicht erlaubter Sexualität.“

Diese Sexualität dient in erster Linie dazu, den

Fortbestand der Familie zu garantieren und männliche Stammhalter zu

generieren. Die Verantwortungsbereiche der Partner sind dabei klar festgelegt

und es herrscht Arbeitsteilung.

Nicht selten dienen Ehen auch zur Festigung

der Beziehungen zwischen zwei Familien. Somit sind Ehen eher als

wirtschaftlich/ strategische Partnerschaften konzipiert.

Durch ein grundsätzlich anderes Verständnis von Partnerschaft werden aber

auch andere Ziele verfolgt und Konflikte, hier vor allem bedingt durch kulturelle

Unterschiede, sind meist schwer zu vermeiden. Fehlt dann weiter die

Kompromissbereitschaft, was bei Bezness sehr oft der Fall ist, weil schon

grundsätzlich unterschiedliche Absichten verfolgt werden, werden diese noch

verstärkt.

Eine anonyme Autorin beschreibt es folgendermassen:

Werte bei vielen Touristinnen sind Gleichberechtigung, eine Beziehung,

die aus Nehmen UND Geben besteht, Verständnis, Füreinander da sein,

Zusammen durch Dick und Dünn gehen, manchmal auch beschützt

werden. (…) Er lernt, was er sagen sollte, um ihre Liebe zu erhalten; was

er heucheln solle, um ihre völlige Hingabe zu erreichen. Um sie zu

Kontrollieren. Die meisten Frauen verbinden tiefe Gespräche mit

Geborgenheit.

Indem der Beznesser vorgibt, diese Werte zu teilen, hat er eine Basis für ein

Handeln. Früher oder später wird er aber seine eigentliche Einstellung innerhalb

der Verbindung nicht mehr unterdrücken können und es kommt zu Konflikten.

7.3. Kulturelle Unterschiede

Auch das andere Selbstverständnis des Mannes, nämlich als der bestimmende

Part innerhalb einer Partnerschaft, führt zu Konflikten. Während sich die Frau als

gleichberechtigter Partner innerhalb der Beziehung sieht, ist es für den Mann ein

Teil seiner Identität, als Oberhaupt gesehen zu werden.

Gleichzeitig bedeutet dies im weitern Sinne für die Frau auch Konflikte im

Bereich Kleidung, Treffen mit (männlichen) Freunden, trinken von Alkohol, alleine

ausgehen usw. Immer wieder berichteten die Frauen in den Foren über

Unstimmigkeiten in diesen Bereichen. Dabei sind diese Handlungen für sie

normal, für den Mann allerdings tangieren sie den Ehrbegriff. Alleine im Café

sitzen, sich mit anderen Männern unterhalten und „freizügige“ Kleidung wird

somit für ihn zum Problem, während es für sie eine ganz normale Freiheit ist.

Auch religiöse Fragen haben grundsätzlich ein grosses Konfliktpotential. Eine

Christin, die einen Moslem heiratet, muss nicht zwingend zum Islam

konvertieren. Viele Männer wünschen sich das aber offenbar. Es bleibt aber

fragwürdig, ob die Konversion Sinn macht, wenn man aus Liebe zum Partner die

Religion ändert. Auch stellt sich die Frage, inwiefern jemand, der sehr säkular

erzogen wurde, sich plötzlich mit relativ strengen, religiösen Vorschriften

identifizieren kann.

Oftmals sehr schwerwiegend werden die Konflikte im Falle von Kindern und

Unstimmigkeiten bei Erziehungsfragen.

Meist sind sich die Frauen auch nicht bewusst, dass sie in Ägypten nicht nur

einen Partner heiraten, sondern auch deren Familie. Diese Familie stellt sehr oft

auch „Forderungen“ und hat Wünsche, die erfüllt werden sollten.

Gleichzeitig trägt jeder Sohn eine wichtige Verantwortung, die ihn auch,

zumindest moralisch, verpflichtet, seine Familie zu unterstützten, wenn Bedarf

besteht, nicht zuletzt auch deshalb, weil er im Rahmen des Ehrbegriffes handeln

muss.

7.4. Ungewohntes Machtverhältnis

Wie schon in Kapitel 6.8 angeführt, besteht je nach Situation ein ungewöhnliches

Machtverhältnis innerhalb der Beziehung.

[Tourist woman are] having economic power over local men. But his

economic power does seam to be the only power they have and may not

necessarily trump the power that beach boys have over them as a result of

their superior position in their gender hierarchy.

Wie AKASHE-BÖHME beschreibt, wird das Rollenverhalten der Männer schon

sehr früh in ihrer Kindheit geprägt:

Entscheidend ist aber, dass der Mann in der Familie die letzten

Entscheidungen trifft und auch eine richterliche und exekutive Gewalt

ausübt, kurz, er herrscht über die Frauen, die Kinder und die jüngeren

Männer. In dieser Ordnung ist die Frau zum Gehorsam verpflichten und

hat eine dienende Rolle einzunehmen. (…) es diene die Schwester dem

Bruder. (…) die Unterordnung der Frau [kann] ihr selbst eine gewisse

Herrschaft verheiss[en], allerdings nur für den Bereich der häuslichen

Angelegenheiten, den Teil der Tätigkeiten, die ihr durch die

geschlechterspezifische Arbeitsteilung zufällt.

Während die ägyptische Frau auch in diesem System aufgewachsen ist, wird es

für eine westlich erzogene Frau schwierig bis unmöglich, sich mit einer solchen

Situation abzufinden.

Da gerade die finanzielle Unterstützung oft von ihrer Seite kommt, erwartet sie

ein Mitspracherecht und fordert gemeinsame Entscheidungen.

Er wiederum wird sich dadurch in seiner Freiheit eingeengt fühlen und nicht

nachvollziehen können, wieso er seine Entscheidungen plötzlich mit einer Frau

besprechen sollte.

7.5. Umgang mit Geld

Sehr oft führt auch das Thema Geld zu grossen Konflikten. In Vergleich verdient

eine Frau hier ein Vielfaches eines ägyptischen Mannes. Allerdings sind die

Lebenshaltungskosten hier auch viel höher und finanziellen Verpflichtungen nicht

nachzukommen, kann relativ schnell grosse Probleme mit sich bringen. Dass

Geld auch hier nicht endlos ist, ist für viele Beznesser nicht verständlich. Wer

Geld hat, unterstützt auch andere, insbesondere die Familie, und kann sich dafür

meist darauf verlassen, dass er in Notsituationen auch unterstützt wird. Schulden

werden meist im informellen Bereich und in kleineren Summen gemacht.

Betreibungen und Pfändungen gibt es in Ägypten kaum oder nur bei sehr hohen

Summen. Viele Frauen, die von Bezness betroffen sind, machen Schulden,

nehmen Kredite auf oder investieren all ihre Ersparnisse, um den Lebenswandel

der Beznesser zu finanzieren.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die unterschiedlichen kulturellen,

sozialen, gesellschaftlichen und religiösen Hintergründe der beiden Partner das

Konfliktpotential innerhalb der Verbindung intensivieren.

Abschliessend werden im letzten Kapitel einige Aspekte der Auswirkungen von

Bezness beleuchtet.

8. Auswirkungen

Insgesamt gibt es wahrscheinlich sehr viele direkte und indirekte Auswirkungen

von Bezness. Da aber keine wissenschaftlichen Untersuchungen bestehen, die

diese belegen, können hier nur Annahmen getroffen werden. In der Folge sollen

deshalb nur einige Punkte angesprochen werden.

8.1. Änderung der Gesellschaftsstruktur

Wie eine Studie von VIELHABER aus dem Jahre 1979 veranschaulicht, war es

damals praktisch unvorstellbar für traditionell lebende ägyptische Männer, eine

europäische Frau zu heiraten geschweige denn mit ihre in „wilder“ Ehe

zusammenzuleben.

In Hurghada trifft man heute auf sehr viele gemischte

Paare. Meist besteht ein grosser Altersunterschied. In Ägypten ist es sonst sehr

unüblich, dass eine ältere Frau einen jungen Mann heiratet, da Ziel der

Verbindung Kinder sind. Gleichzeitig leben diese Paare meist auf eine ganz

andere Weise zusammen, als es ein traditionell ägyptisches Paar tut.

Sicherlich ist Bezness nicht die einzige Ursache für die veränderte

Gesellschaftsstruktur in Hurghada. Vielmehr ist es die Tatsache, dass Männer

ihre Familie verlassen um in den massentouristischen Zentren ihr Glück zu

versuchen. Bezness ist dabei für die Männer eine Möglichkeit, ihren

Lebensunterhalt und der der Familie zu bestreiten.

Interessant wäre in dieser Hinsicht die Frage, inwiefern Bezness Auswirkungen

auf die ägyptischen Frauen hat. Die Frage stellt sich deshalb, weil ältere

Beznesser oft schon mit einer ägyptischen Frau verheiratet sind. Insgesamt

schon in einer untergeordneten Position, kann sie gegen eine finanzstarke

Nebenbuhlerin, die ihrem Mann mehr bieten kann, wenig ausrichten. Bei einer

von ihr angestrebten Scheidung riskiert sie, ihre Kinder zu verlieren. Inwiefern die

Position von ägyptische Frauen durch Bezness noch zusätzlich geschwächt wird

und ob sie darunter leiden, müsste aber noch detailliert abgeklärt werden.

8.2. Fundamentalismus

BELLIVEAU zitiert in ihrem Buch den Führer einer radikal islamischen

Gruppierung, der Anschläge gegen Touristen mit den negativen Auswirkungen

des Tourismus rechtfertigt.

„Tourism in its present form is an abomination“, claimed the leader of an

Egyptian Islamic group, justifying attacks against foreign visitors. “It is a

means by which prostitution and AIDS are spread by Jewish woman

tourists, and it is a source of all manner of depravities.”

Bezness wäre damit ein Grund für Fundamentalisten, auch Hurghada als Ziel

von Anschlägen zu wählen.

Beim Anschlag von 1997 in Luxor und den letzten Anschlagsserien im Sinai

haben aber sehr wahrscheinlich politische Motive zu den Anschlägen geführt.

Insbesondere die letzten Anschläge auf dem Sinai waren gegen Destinationen

und Hotels gerichtet, die von Israelis frequentiert wurden.

Viele Israelis machen auch heute noch in „ihrem“ Sinai Urlaub. Israel ist immer noch Feindbild,

deshalb auch die Erwähnung der jüdischen Touristin.

Nach Einschätzung von Experten galten die Anschläge in Ägypten nicht

europäischen Besuchern.

Trotz enormer Verstärkungen der Sicherheitsmassnahmen darf man leider auch in Hurghada

nicht davon ausgehen, dass ein Anschlag unmöglich ist.

8.3. Image von Hurghada

Bei der gemachten Umfrage wurde auch die Frage gestellt, inwiefern sich das

Image von Hurghada durch Bezness verändern würde.

Veränderung des Images

Die befragten Frauen beurteilten dabei den Schaden durch Bezness viel höher

ein als die befragten Männer. Bezness wird in den deutschen Medien in letzter

Zeit vermehrt thematisiert. Inzwischen ist Bezness gerade für alleinreisende

Frauen, die nicht belästigt werden wollen, ein Grund, bekannte Bezness-

Destinationen in Tunesien, Marokko, Ägypten oder der Türkei zu meiden.

Längerfristig könnte dies deshalb für die Destination Hurghada zu einem

ernsthaften Problem werden.

8.4. HIV

SANCHEZ TAYLOR weist in ihrem Artikel auf die Zunahme von HIV im

Zusammenhang mit der zunehmenden Mobilität und Reisetätigkeit hin.

Laut offiziellen Angaben beträgt die Verbreitung von Aids in Ägypten weniger als

0,1 % (2001).

Laut einem Artikel der Neuen Zürcher Zeitung von Januar

2005 wird offiziell von einer Zahl von nur 1500 infizierten Personen gesprochen,

andere Schätzungen sprechen allerdings von 12’000.

Insgesamt hat aber die Zahl der Neuinfektionen zwischen 2003 und 2005 um 28% zugenommen.

Laut Experten besteht das Problem darin, das Risikofaktoren wie ausser- oder

vorehelicher Sex, Drogenkonsum oder Homosexualität in Ägypten weitgehend

Tabuthemen sind. Kampagnen zu lancieren und zu informieren ist deshalb

schwierig.

Da sich gerade auch die junge Bevölkerung nicht im Klaren über die

Ansteckungsgefahr ist, werden Kondome immer noch zu wenig verwendet. Viele

gehen davon aus, dass der Islam und die Moral sie von der Krankheit schützen

würde.

Durch ungeschützten Verkehr mit wechselnden Partnerinnen kann demzufolge

auch HIV in Hurghada zu einem nicht zu unterschätzenden Problem werden.

8.5. Betroffene Frauen

Laut BELLIVEAU ist die Scheidungsrate bei binationalen Paaren in Deutschland

mehr als dreimal so hoch wie bei zwei deutschen Partnern.

Dies ist ein Indiz dafür, dass auch Verbindungen in Zusammenhang mit Bezness sehr oft

zerbrechen.

Sehr viele Frauen, die von Bezness betroffen sind, leiden oft lange unter den

Auswirkungen, insbesondere psychisch. Gewalt, Schulden und Unverständnis

des Umfelds verstärken die psychischen Probleme zusätzlich.

Laut SANCHEZ TAYLOR berichteten in ihren Befragungen einige Frauen über

körperliche Gewalt:

We interviewed a number of North American and European woman who

had migrated in order to marry or live with the local boyfriend they had

made on holiday and were now in extremely abusive relationships. They

state that when they have reported being raped, beaten or robbed by

boyfriends or husbands to the police, no action is taken to protect them.

Auch PRUITT und LAFONT erwähnen im Zusammenhang mit der Karibik

folgendes:

…his desire to be dominant in gender relations is intense. To maintain his

reputation and avoid the appearance that the woman controls him, the

Jamaican man without economic means continually seeks new ways to

exhibit his dominion over women.

BOWMAN führt dazu an, dass nicht nur Kränkungen, sondern auch (körperliche)

Gewalt in diesen Verbindungen Ausdruck des Gefühls des Mannes, unterlegen

zu sein, ist.

Nebst körperlicher Gewalt ist auch eine hohe Verschuldung ein viel genanntes

Problem der Frauen in den Foren.

In Anlehnung an die Berichte in den Foren wird vermutet, dass viele Frauen noch

jahrelang psychisch unter den Auswirkungen von Bezness leiden. Offenbar ist es

schwieriger, die mutwillige Manipulation zu verarbeiten als der Bruch einer

„normalen“ Beziehung. Leider gibt es aber dazu noch keine umfassenden

Forschungserkenntnisse und es können somit nur Vermutungen angestellt

werden.

8.6. Image der Touristinnen

Insgesamt leidet natürlich auch das Image der westlichen Touristinnen. Den

Frauen soll hier kein Vorwurf gemacht werden, da sie ja im Sinne von der

Definition von Bezness von einer Beziehung ausgehen. Dennoch schliessen die

Beznesser natürlich vom Verhalten der Frauen, die sie für ihre Zwecke gewinnen

konnten, auch auf das Verhalten von anderen Touristinnen.

Zusammenfassen kann gesagt werden, dass die Auswirkungen von Bezness

sowohl die Bereisten und deren Umfeld wie auch die Touristinnen selber

tangieren. Um im Falle von Hurghada noch genauere Aussagen zu machen,

fehlen aber im Moment wissenschaftliche Untersuchungen.

9. Fazit

Bezness wird es in Hurghada weiterhin geben.

Für die Beznesser sind dabei die ökonomischen Aussichten zu verlockend, um

darauf zu verzichten. Ohne Aussichten auf eine beruflich oder privat erfolgreiche

Zukunft, weit weg von seiner Familie und permanent den Wohlstand der

Touristen vor Augen, scheint es ihm nicht falsch, an diesem teilhaben zu wollen.

Zumal er durch sein anderes Verständnis für Beziehung davon ausgeht, der Frau

zu geben, was sie sucht und für sich zu nehmen, was er braucht.

Frauen wiederum erliegen durch ihre Urlaubsstimmung, dem Bedürfnis nach

Anerkennung und Geborgenheit immer wieder dem Charme der Beznesser.

Durch ihre anders geprägten Wertvorstellungen interpretiert sie die Verbindung

als Beziehung und unterstützt in diesem Sinne ihren Partner und dessen Familie

auch finanziell.

Die genauen Motive beider Seiten können dabei vielfältig sein. Grundsätzlich

unterscheiden sie sich aber dadurch, dass der Beznesser eine Verbesserung

seiner Lebenssituation anstrebt während die Touristin im Rahmen einer

Beziehung Liebe und Geborgenheit sucht. Dieser Unterschied und die Tatsache,

dass beide Partner von unterschiedlichen Kulturen geprägt sind, führen im

Folgenden zu Konflikten.

Mit der vorliegenden Arbeit konnten leider nur erste Erkenntnisse eingebracht

werden. Noch fehlen umfassendere wissenschaftliche Untersuchungen, um

genaue Aussagen über das Ausmass und Auswirkungen von Bezness in

Hurghada und anderen Destinationen zu machen.

Auch wenn Bezness in Hurghada in Zukunft weiterhin existieren wird, besteht die

Hoffnung, dass vermehrte Aufklärung über die unterschiedlichen Wertvorstellungen

dazu führt, dass Touristinnen Bezness-Verbindungen realistischer beurteilen

und sich der Problematik bewusst werden.

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