Der neue Präsident Frankreichs, der Sozialist Francois Hollande, mischt die europäische Politik kräftig auf: während Merkel und ihre benachbarten Amtskollegen- und Kolleginnen stur an ihren innen- und aussenpolitischen Programmen festhalten, schießt der Franzose fast überall quer. Und ist auf dem besten Wege – im Gegensatz zu manch anderen – seine Wahlversprechen auch noch wahr zu machen. Eines davon betrifft den Ausstieg aus dem Arbeitsleben.

In den kommenden drei Wochen plant Hollande das Renteneinstiegsalter auf gerade mal 60 Jahre zu senken. Diejenigen Frauen und Männer, die bis dahin 41 Jahre lang gearbeitet haben (schon ein versteuertes Jahreinkommen von ca. 7000 Euro reicht aus, um als volles Beitragsjahr angerechnet zu werden), können dann ihren verdienten Lebensabend Jahre früher genießen als bisher. Doch das ist noch nicht alles: ein durchschnittlicher Rentner bezieht in Frankreich etwa 1400 Euro Rente im Monat (dank des Mindestlohnes), in Deutschland sind es durchschnittlich gerademal 1000 Euro! Also ein gewaltiger finanzieller Unterschied von rund 400 Euro im Monat. Auf das Jahr hochgerechnet sind das 4.800 Euro, die französische Rentner mehr zur Verfügung haben als hierzulande!

Da, wo Bundeskanzlerin Merkel, die Koalition und die Opposition also auf Europas Gleichheit pochen, beispielsweise bei der Beibehaltung des Euro, werden die Bürger schnell verlassen, wenn es um höhere Renten und ein früheres Renteneinstiegsalter geht. Das ist bittere Realität und sollte auf jeden Fall hinterfragt werden. Dringend.

Natürlich sind die Rentenpläne Hollands nicht umsonst: so soll der steuerliche Rentenbeitrag bis 2017 und jährlich 0,1 Prozent ansteigen. Insgesamt also um gerade mal  0,5 – 0,6 Prozent. Das nehmen die Franzosen jedoch gerne in Kauf (verglichen zu Deutschland scheiden sie viele Jahre früher aus dem Arbeitsleben aus und beziehen auch noch deutlich höhere Renten).

Während die SPD die momentane Regelung (Rente mit 67) weitgehend akzeptiert hat und sich verwundert über Francois Hollandes Rentenvorstoß zeigt, spricht Bundeskanzlerin Merkels CDU bereits von einer Erhöhung um weitere drei Jahre, also von einer Rente mit 70! Damit würden deutsche Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer zehn Jahre länger arbeiten als  ihre Nachbarn in Frankreich.

Was für ein politischer Fauxpas, der hierzulande jede Wählerin, jeden Wähler betrifft. Doch die schlucken bislang alles, ohne aufzumucken. Das ist das Schlimmste daran.

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