Fast keiner hat vor der schlimmsten Finanzkrise des Jahrhunderts, 2007, gewarnt: weder Politiker, Banker, Wirtschafts- und Finanzfachleute, noch Journalisten.

Die ZEIT-Kollegen haben sich jüngst selbstkritisch  mit diesem Thema befasst.

Angefangen hat die „Finanzkrise“ mit dem Finanzprodukt der so genannten „Asset Backed Securities«. „Sie sind nur eine mathematisch-juristische Konstruktion, die es den Banken ermöglicht, Kredite zu vergeben, ohne dafür zu haften. Sie trennen den Schuldner vom Gläubiger, das Risiko von der Haftung, den Kredit von der Kreditwürdigkeit (DIE ZEIT).“ Diese Kreditderivate, auf die „gewettet“ wurden,  sollten Wachstumsimpulse  mit einer astronomischen Renditeerwartung (bis zu 25 Prozent und mehr) in einem zügellosen und fast unkontrollierten Markt freisetzen und das in einem „militant-bankenfreundlichen Klima der Bush-Jahre“. Aber auch nach Deutschland schwappte in den Neunzigern diese Welle. „Was hängen bleibt: Asset Backed Securities sind irgendwie modern. Kurz darauf folgt ein Artikel in der FAZ . Erster Satz: ‚Die deutschen Banken ringen derzeit mit dem Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen um die Rahmenbedingungen, mit denen in Deutschland ein Markt für neue Finanzprodukte entstehen soll.‘ (DIE ZEIT).«

Doch anstatt „Wunder“ zu vollbringen erwiesen sich diese ABS als – im wahrsten Sinne des Wortes – „Massenvernichtungswaffen“. „Vom Jahr 2000 an explodiert der Markt. Die FAZ beschreibt strohtrocken, wie spätere Pleitebanken Asset Backed Securities nutzen, um Risiken auszulagern: ‚Dadurch würden Banken wie die IKB von diesen Risiken entlastet, (…) erläuterte KfW-Vorstandssprecher Hans W. Reich die Grundidee.‘ Eine zutiefst problematische Grundidee, ersonnen von gierigen Provinzbankern, die auch mal im großen Casino mitspielen wollten. So würde man später darüber urteilen. Damals kein Grund zur Aufregung‘ (DIE ZEIT)“.

Kaum einer der Wirtschafts- und Finanzjournalisten brachte es vorher fertig Kritik an diesen Finanzprodukten zu üben, weil sie nicht wollten, weil sie nicht konnten und es erst taten, als es zu spät war!

„Und die, die selbst aus dem Detailgewirr der Derivate eine große Erzählung machen könnten? Reporter mit unerschöpflichen Spesenaccounts und erzählerischen Fähigkeiten, die Zahlen zum Leben erwecken können? Wussten nichts davon und wollten es auch nicht wissen. Wirtschaftsthemen galten vor der Finanzkrise in Deutschland als unsexy; eine große Reportage zu schreiben bedeutete bis vor wenigen Jahren, die Welt aus der Perspektive von Machtlosen und Unterprivilegierten zu betrachten, nach unten zu blicken statt nach oben. Auch ist die Dramatik dort meist schneller zu begreifen (DIE ZEIT).“

So wirkten Politiker, Banken, Rating-Agenturen und (schweigsame oder zum schweigen verurteilte Journalisten, deren unkende Rufe nach dem Motto „einer der größten Märkte der Welt ist eine Zeitbombe“ gerade in einer Zeit des Aufbruchs als „Kassengift“ verstanden wurden), sowie ein paar andere Nebenspieler auf dem riesigen Feld des Finanzmarktes jahrelang am „größten Korruptionsskandal des Jahrhunderts“ mit, der Finanzkrise, die die Welt erschütterte und noch immer erschüttert.

Nachfolgend der Link zu dem hochinteressanten Artikel der ZEIT-Kollegen, die nicht nur Kritik an den ABS, sondern auch an den Machern dahinter und dem Versagen der Wirtschafts- und Finanzjournalisten aufzeigt.

Quelle:

http://www.zeit.de/2011/16/Journalismus-Finanzkrise/komplettansicht

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