GuidosKolumneNeu

396 (57/2014)

 

Ist Kritik an Israels Politik Antisemitismus?

Eine Frage, die nicht erst seit dem Ausbrechen des neuen Gaza-Krieges in Deutschland heftig diskutiert wird.

Fakt ist: Das Selbstverteidigungsrecht der Israelis bleibt unangetastet. Aber auch das palästinensische Volk hat dieses Recht auf Selbstverteidigung, meinte gestern Jürgen Todenhöfer, Publizist, promovierter Jurist und ehemaliger Bundestagsabgeordneter der CDU im Polit-Talk „Anne Will“.

Die Kritik am harten Vorgehen Israels gegen die Palästinenser kam vor allem wegen des harten Vorgehens ihrer Armee gegen Zivilisten auf. Erst gestern wurde ein Marktplatz in Schedschaija, einem Vorort von Gaza-Stadt und eine Mädchenschule des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) in Dschabalija mit Panzergranaten beschossen, die als Zufluchtsstätte für Zivilisten benutzt worden war. Insgesamt starben 40 Menschen, hunderte wurden verletzt. Darunter viele Frauen und Kinder.

Israel erklärte, dass aus der Umgebung der Schule die Armee beschossen worden wäre. Kritiker bezweifeln, dass die terroristische Hamas Schulen als Verstecke, Waffenlager und Raketenabschussbasen benutzen. So verurteilte auch der UN-Sicherheitsrat den Angriff der Israelis scharf.

Insgesamt sind inzwischen mindestens 1260 Palästinenser getötet und mehr als 7000 verletzt worden. Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef wurden bei der jüngsten Konfrontation im Gazastreifen mindestens 240 Kinder getötet. Zigtausende sind auf der Flucht.

Getroffen wurden über Nacht auch drei Moscheen, wie die palästinensischen Sicherheitskräfte mitteilten. Die getroffenen islamischen Gotteshäuser befinden sich demnach in Gaza-Stadt, im Lager Schati und in Rafah.

Fakt ist aber auch: Die Terror-Organisation Hamas beschießt seit Wochen Israel mit Raketen.

Während also Deutschlands größtes Boulevard-Medium auf Ihrer Online-Seite zu diesem wichtigen Thema heute morgen nicht mehr berichtet, als „Israel mobilisiert Tausende Reservisten“ oder „Israel ist dankbar für die Unterstützung“ und sich dann lieber in einer Orgie aus Schlagzeilen erbricht wie: „Ich bin keine Glucke mehr“, „Ich überlebte den Angriff der Killer-Kühe“, „Junge, das war ein Griff ins Klo“, „Meine Nacht im Kornkreis vom Ammersee“ oder „So sieht also Obamas Eistee-Gesicht aus“, gehen die Terror-Angriffe der Hamas und die Bombardierungen der Israelis weiter.

Bereits 1997 erschien das Buch „Dieser Frieden heißt Krieg – Israel und Palästina – Die feindlichen Brüder“ im renommierten Droemer Knaur-Verlag. Der Autor war der gebürtige Libanese und Nahostexperte Adel S. Elias, der über 50 Jahre in Deutschland lebte und Gespräche mit allen arabischen Staats- und Regierungschefs führte. Er arbeitete jahrzehntelang – seit 1973 – als SPIEGEL-Redakteur und bezog in verschiedenen Medien Stellung zum Nahost-Konflikt, unter anderem im ARD Presseclub. Elias verstarb im November 2010 im Alter von 72 Jahren.

Nimmt man sich dieses Buch heute vor, das fast 20 Jahre nach seinem Erscheinen immer noch aktuell scheint, werden vielleicht verschiedene Zusammenhänge klarer.

Ich werde nachfolgend auf einige Auszüge des ehemaligen SPIEGEL-Redakteurs eingehen.

Um auf die eingangs gestellte Frage, ist Kritik an Israels Politik Antisemitismus, zu beantworten, zitierte Adel S. Elias u.a. Yvonne Deutsch, Mitglied der Friedensbewegung „Frauen in Schwarz“: „Kritik an der Politik Israels hat mit Antisemitismus nichts zu tun. Es ist an der Zeit, den Holocaust und Israel voneinander zu trennen. Die Vernichtung der Juden ist das eine, die Verfolgung der Palästinenser das andere. Wer das eine verurteilt, kann zum anderen nicht schweigen.“ (Elias, S. 299)

Elias geht auch hart mit dem heutigen und damaligen israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu vom konservativen Likud-Block ins Gericht, wenn er schreibt: „Der israelische Ministerpräsident lässt keine Gelegenheit aus, das traditionelle israelische Feindbild vom böswilligen, hinterhältigen Araber zu verbreiten … Der Wunsch Netanjahus, die Araber in seine Schuhe zu zwängen, ist illusionär und wird nichts anderes zur Folge haben, als dass sich die Geschichte der blutigen Auseinandersetzungen zwischen beiden Seiten fortsetzt. Jahrzehntelang hatten die Israelis versucht, die Existenz der Palästinenser aus ihrem Bewusstseins zu verdrängen: ‚Ein Volk wie die Palästinenser gibt es nicht‘, lautete das Credo der ehemaligen israelischen Ministerpräsidentin Gold Meir.“ (Elias, S. 300) Und der frühere Bürgermeister von Jerusalem, Teddy Kollek soll Palästinenser als Bürger 2. oder 3. Klasse bezeichnet haben (Elias, S. 303).

Betreffend der „Antisemitismus-Keule“ erklärte der ehemalige SPIEGEL-Redakteur, dass deutsche Politiker sich in „moralische Schuldkomplexe“ verstricken, „die den Blick für die politischen Realitäten im Nahen Osten trüben und das Unrechtsbewusstsein bis zur vollkommenen Unkenntlichkeit verzerren.“ (Elias, S. 302)

Elias weiter: „Ursache hierfür mag die von jüdischer Seite so gern eingesetzte und seit Jahrzehnten so wirksam instrumentalisierte ‚Masche‘ sein, jede noch so sachlich geäußerte und noch so berechtigte Kritik des politischen Gegners – völkerrechtswidriges Verhalten und die Verletzung von Menschenrechten sind nun einmal als solche zu benennen – als ‚unbewältigten Antisemitismus‘ abzustempeln und den Kritiker sofort in die Nähe ‚judenfeindlicher Rassisten‘ zu rücken. Dabei haben sich die in Israel lebenden Juden in Bezug auf die Palästinenser und andere Araber längst der gleichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht und tun es tagtäglich weiterhin, für die sie selbst die unbeteiligten deutschen Nachkriegsgenerationen in die moralische Verantwortung und Pflicht zu nehmen versuchen.“ (Elias, S. 302)

Elias:  „Längst haben sich die Überlebenden des ‚Holocaust‘ von ihrem Nimbus als Opfer verabschiedet und sind gemeinsam mit denen, die nie von ihm betroffen waren, ihrerseits zu Tätern geworden. Doch für das ‚Auserwählte Volk‘ scheint in dieser Hinsicht keine einzige der gegenüber den Deutschen in Anspruch genommenen rechtlichen und moralischen Normen zu nennen.“ (Elias, S. 302)

Sind diese Sätze des ehemaligen SPIEGEL-Autors nun verdammenswerter Antisemitismus oder berechtigte Israel-Kritik?

Wenn Antisemitismus, dann müsste Elias Buch aus dem Verkehr gezogen werden und sich der SPIEGEL unbequeme Fragen stellen lassen, zwecks der Autorenschaft eines scheinbaren Antisemiten in ihren Reihen.

Wenn nein, dann dürften Kritiker aufatmen und bekennen, dass mit der Meinungsfreiheit hierzulande alles in Ordnung ist.

Ich stelle diese Frage zur Diskussion.

Anmerken möchte ich noch, dass jeglicher Antisemitismus scharf zu verurteilen ist! Für meine Filmdokumentation „Hinter dem Dorf die Hölle – Die vergessenen Konzentrationslager auf der Schwäbischen Alb“

 

Cover_DVD

http://gugra-media-verlag.de/dvd-angebot/index.php

 

habe ich einige der letzten Überlebenden interviewt. Das, was diese Menschen durchgemacht haben, war wahrlich die Hölle!

 

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Quellen:

„Dieser Frieden heißt Krieg – Israel und Palästina – Die feindlichen Brüder“, München 1997, S. 299ff.

http://www.welt.de/politik/ausland/article130696439/Israel-verkuendet-einseitige-Feuerpause.html

http://www.focus.de/politik/ausland/israel-bombardiert-markt-15-tote-und-150-verletzte-bei-angriff-im-gazastreifen_id_4027524.html

http://www.bild.de/

http://d-a-g.dienstleistungen.ws/index2.php?option=com_content&do_pdf=1&id=512

http://www.referenten.de/redner-referent-adel-s-elias-60.html

 

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DENKEN SIE IMMER DARAN:

SIE HABEN EIN RECHT AUF DIE WAHRHEIT!

 

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