Erzherzog Franz Ferdinand d’Este, Thronfolger und Neffe Franz Joseph I., des österreichischen Kaisers und Apostolischen Königs von Ungarn und Kroatien aus dem Haus Habsburg-Lothringen verabscheute die politischen Bewegungen des Liberalismus und Sozialismus, die Juden und die Freimaurer, bevorzugte stattdessen die Stärkung der Monarchie nach seiner Reichsreform (Weissensteiner, S. 175).

Er witterte hinter jedem Missstand hochverräterische Monarchiefeindliche Umtriebe, die er Juden, Freimaurern und Sozialisten sowie den Ungarn in die Schuhe schob. „Diese Gruppierungen und Völker gehörten zu dem von Vorurteilen behafteten weltanschaulichen Feindbild, das er sich zurechtgezimmert hatte“ (Weissensteiner, S. 206). Verteidiger dieses „Feindbildes“ würden an dieser Stelle anbringen, dass dies dem damaligen Zeitgeist entsprach. Ich tue es hier nicht.

Diese Haltung lief natürlich auch sämtlichen freimaurerischen Bestrebungen zuwider, die – wie etwa bei der Französischen Revolution – die Krone zugunsten einer Republik abschaffen wollten. Dementsprechend war der Thronfolger ein Feind der Freimaurer und der Magyaren, der ethnischen Ungarn.

„Nur die Chauvinisten und Judeomagyaren, die ihren Lebensberuf darin sehen, unaufhörlich gegen die Gemeinsamkeit mit Österreich und gegen die gemeinsame Armee zu hetzen, die bringen mich in Wut“, sagte er einmal (Weissensteiner, S. 179).

SARAJEWO-KOMPLOTT 1914: „Freimaurer-Feind“ Franz Ferdinand (1!) – Von wegen Verschwörungstheorie!

Wer Antisemitismus aus diesen Worten heraushören wollte, der tat es. Nach heutigen Maßstäben klingt es tatsächlich so.

Allerdings schränkt der Buchautor und Journalist Frank Gerbert in seinem Buch Endstation Sarajevo diese Einschätzung folgendermaßen ein: „Im eigenen Reich verabscheute er (Franz Ferdinand/d.A.) neben den Ungarn, dem ‚Hunnenvolk‘, vor allem die Juden. Immer wieder zählt er diese zu den Feinden der Monarchie, zusammen mit Ungarn, Freimaurern und Sozialisten. Sein Kanzleichef Bardolff schrieb später, Franz Ferdinands Antisemitismus sei nur kulturell-religiöser Natur gewesen: ‚Den Rassenantisemitismus Schönerers lehnte er ab‘, denn ein solcher ‚stieß an die starre Wand seines Katholizismus.‘“

Und weiter: „Der genannte österreichische Politiker Georg Ritter von Schönerer (1842-1921) war ein radikaler Judenfeind, der den Slogan erfand: ‚Die Religion ist einerlei, im Blute liegt die Schweinerei‘“ (Gerbert, S. 69).

Der Franz-Ferdinand-Biograph Friedrich Weissensteiner ergänzte: „Die antimagyarische Einstellung Franz Ferdinands war also gegen die Adelsoligarchie und die Unabhängigkeitspartei gerichtet, deren Ziel es war, die Sonderstellung Ungarns im Verband der Donaumonarchie mehr und mehr zu erweitern und bis zu einer vollständigen Selbständigkeit voranzutreiben“ (Weissensteiner, S. 179).

Seit der Zeit des ersten Kaisers, des ersten deutschen Cäsaren Otto I., waren die Ungarn, die Magyaren, die kriegerischen Reitnomaden, die ursprünglich am Ural beheimatet gewesen waren, gefürchtete Todfeinde des Reiches. Mit ihren Tugenden von Kampfeslust, Vitalität und Todesmut waren sie allen anderen martialisch überlegen. Die Menschen der damaligen Zeit schlugen das Kreuz, wenn sie nur den Namen der Magyaren hörten, fügten gar am Ende des Vaterunsers den Satz an: „…de sagittis Hungarorum libera nos, domine! – … auch befreie uns von den Pfeilen der Ungarn, o Herr!“



Die Magyaren waren die „Rache des großen Gottes“. „Von ihm über euch zur Geißel erkoren. Und alle, die wir von den eurigen töten, werden uns im Jenseits dienen“, wurde diesbezüglich verlautbart.

Im Jahr 955 v. Chr. überschritten die Magyaren unter ihrem gefürchteten Führer Horka Bulcsú, einem Angehörigen einer altungarischen Kriegeraristrokatie, mit einem riesigen Heer von über 100.000 wilden Reitern, die Grenzen nach Bayern, Schwaben, Franken und Lothringen; raubten, mordeten, verwüsteten und plünderten.

Otto I. stellte sich ihnen mit einem deutschen Heer entgegen. Es kam zur berühmten „Lechfeldschlacht“, bei der die Magyaren, die ein halbes Jahrhundert der Alptraum Europas gewesen waren, so vernichtend geschlagen wurden, dass sie sich nie mehr davon erholten.

Vielleicht rührte daher die Antipathie des Thronfolgers vor den Magyaren her. Denn längst schon hatten in jener Zeit die Ungarn klar gemacht, dass auch sie in der k. und k.-Monarchie eine größere Eigenständigkeit anstrebten, stellten sogar die gemeinsame Armee in Frage, bis Kaiser Franz Joseph ein Machtwort sprach.

„Mein Vater hasste nicht alle Ungarn, er hatte nur etwas gegen die magyarische Führungsschicht, die nur an sich und die Aufrechterhaltung ihrer Privilegien dachte“, bekundete später Ferdinands Tochter Sophie Nostitz (Weissensteiner, S. 179). Mit Führungsschicht war wohl die ungarische Adelsoligarchie, sowie die Führer der Unabhängigkeitspartei gemeint, deren Ziel es war, die vollständige Selbständigkeit von der Donaumonarchie zu erreichen.

Dazu sollte man wissen, dass die bedeutendsten ungarischen Adelsgeschlechter an den Anfängen der Wiener Freimaurerei beteiligt waren, wie beispielsweise Apponyi, Bánffy, Batthyány, Esterházy, Festecics, Forgách, Gyulay, Pálffy, Szapáry, Teleki. Bis 1900 stieg die Zahl der Bauhütten auf 46 Logen, 1918 waren es bereits 86. Der Einfluss der Logenbrüder wurde also von Jahr zu Jahr größer (IFL, S. 858ff.).

„Als Hauptvertreter der von ihm gehassten Adelsclique betrachtete der Thronfolger (…) Die Grafen Tisza, Andrássy und Apponyi“, erklärt der Publizist Friedrich Weissensteiner (S. 180).

Graf Stephan Tisza, ungarischer Ministerpräsident selbst war wohl kein Freimaurer, nahm aber mehrmals freimaurerische Dienste zu „patriotischen“ Interventionen in Italien und Rumänien in Anspruch, wie es heißt (IFL, S. 840, 841, 860).


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Dahingehend war Graf Julius Andrássy nicht nur ehemaliger ungarischer Ministerpräsident und österreichisch-ungarischer Außenminister sowie Mitbegründer des Dreierbundes (Österreich, Ungarn, Deutschland), sondern auch Freimaurer, der in Paris in die Loge Le Mont Sinai eingetreten war (FL, S. 75, 76). Albert von Apponyi gehörte ohnedies einem traditionellen maurerischen Adelsgeschlecht an (IFL, S. 858). Ein anderes prominentes ungarisches Freimaurermitglied (einst eingeführt in die Loge Szt. István) war Theodor Graf Csáky, Präsident des Bundesrates und Zugeordneter Großmeister des Großorients von Ungarn (IFL, S. 199).

Der Thronfolger unterstützte deshalb auch die Idee, die Vormachtstellung der ungarischen Adelsoligarchie mit Hilfe des allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrechtes zu brechen.

„Das Vorhaben ist bekanntlich am geschlossenen Widerstand der magyarischen Politiker fast aller Parteischattierungen gescheitert. Für eine gewaltsame Einführung des allgemeinen Stimmrechtes, an die Franz Ferdinand dachte, war der Kaiser jedoch unter keinen Umständen zu haben (…) Als Axiom seiner Reformpläne stand für Franz Ferdinand jedenfalls die Brechung der magyarischen Vorherrschaft im Gesamtgefüge der Monarchie unverrückbar fest“ (Friedrich Weissensteiner, S. 181, 182).

Der Thronfolger wusste wohl sehr genau um den bereits 1871 durch den Großorient von Frankreich (Grand Orient de France) gegründeten freimaurerischen Großorient von Ungarn sowie den angeschlossenen Logen, die sich, keinesfalls wie üblich, der deutschen, sondern der ungarischen Sprache bedienten (wie beispielsweise die nach Schottischem Ritual arbeitenden Logen Hungária, Könyves Kálmán oder Összetartás).

Günther K. Kodek schreibt in seinem Buch Zwischen verboten und erlaubt – Chronik der Freimaurerei in der österreichisch-ungarischen Monarchie 1867-1818 und der I. Republik 1918-1938: „In vielen ungarischen Logen sind darüber hinaus starke nationalistische Strömungen zu finden und so mancher ungarischer Bruder meint, die offizielle Zweisprachigkeit der Symbolischen Großloge von Ungarn solle doch endlich beendet werden …“

Diese nationalistischen Tendenzen in den ungarischen Freimaurerlogen, die sich damit gegen die Doppelmonarchie stellten, blieben Franz Ferdinand ganz sicher nicht verborgen, ermunterten ihn wohl geradezu, gegen die Magyaren vorzugehen; sah er durch sie vielleicht seine Stellung und das Reich an sich gefährdet.

Fortsetzung folgt!


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Foto: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ea/DC-1914-27-d-Sarajevo-cropped.jpg (Achille Beltrame/Public domain) Beschnittene Version der Copertina della Domenica del Corriere Anno XVI n. 27 del 5-12.7.1914 illustrata da Achille Beltrame. Datei: Beltrame Sarajevo.jpg (Autor: Achille Beltrame (1871-1945)) und (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:BZZ_1914_06_29_1_attentat_sarajewo.png (Bozner Zeitung vom 29. Juni 1914) und Photopin.com (photo credit: Leo Reynolds <a href=“http://www.flickr.com/photos/49968232@N00/7986981796″>letter G</a> via <a href=“http://photopin.com“>photopin</a> <a href=“https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/“>(license)</a>))


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