Machen Facebook, Twitter & Co., Reality-Soaps, Koma-Saufen- und „Party-Party-Mentalität“ die Jugend doof? Interessieren sich die Jugendlichen hierzulande mehr für Soziale Netzwerke und Feste feiern als für Zeitgeschichte, für die deutsche Vergangenheit?

Zieht man eine neue Studie heran, müssen diese Fragen leider mit „Ja“ beantwortet werden.

Dazu am Rande: Unlängst war zu lesen, dass  Heidi Klums vier Finalistinnen ihrer Show „Germanys next Topmodel“ nicht wussten, wie der amtierende Bundespräsident heißt!

Der Forschungsverbund SED-Staat und Klaus Schroeder, Professor an der Freien Universität Berlin, haben 5000 Schüler in fünf Bundesländern über die deutsche Geschichte zwischen 1933, der Zeit der Wiedervereinigung und danach befragt.  Das Ergebnis war katastrophal.

Knapp 50 % der Schüler wussten nicht, ob Nationalsozialismus eine Diktatur war oder nicht! Und fast die ganze andere Hälfte ging davon aus, dass die „alte“ BRD, also die Republik vor der Wiedervereinigung, eine Demokratie war, die andere Hälfte nicht!

Jeder 10. Schüler zeichnete ein „positives“ Bild von Hitlers Diktatur, jeder 4. hatte eine „neutrale“ Einschätzung.

Von den Migrantenkindern mit türkischen und kurdischen Wurzeln hatten 12,7 % bzw. 15,6 % sogar ein „positives Bild“ vom Nationalsozialismus!

Aber die Bildungs-Katastrophe geht noch weiter: Rund 40 % der Schüler war nicht in der Lage charakteristische Merkmale von Diktaturen und Demokratien auseinanderzuhalten. Und jeder Vierte von ihnen ging davon aus, dass Hitlers Machtapparat durch die demokratischen Wahlen legitimiert war.

Schüler im Westen hielten die ehemalige DDR sogar vermehrt für eine Demokratie und nur 13,5 % wussten über den „Deutschen Herbst“, dass damit eine Auseinandersetzung zwischen dem BRD-Staat und dem Terror der „Roten Armee Fraktion (RAF)“ gemeint ist.

Die Schwachstellen des deutschen Bildungssystems kristallisierten sich erneut heraus: Migrantenkinder wissen im Durchschnitt besonders wenig, so die Studie.

Ein gefährliches Ergebnis: denn historisches Wissen könne Jugendliche vor totalitären Systemen bewahren, so Professor Klaus Schroeder.

Vielleicht sollten wir alle einmal darüber nachdenken, ob Reality-Soaps, Facebook- und Party-Mentalität wirklich der zeigemäße „Umgang“ einer kritischen Jugend ist, die unsere Demokratie stärken und unsere politische Zukunft ist! Das vorliegende Ergebnis jedenfalls ist eine Katastrophe.

Quelle: „Financial Times Deutschland“ v. 28.06.12

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