12 Tote, 59 Verletzte – das ist die schockierende Bilanz des gestrigen Amoklaufs in Aurora, Colorado bei der Vorführung des Batman-Films «The Dark Knight Rises» kurz nach Mitternacht.

Der Täter ist schnell ausgemacht: es handelt sich offenbar um den 24-jährigen James Holmes, Student der Neurowissenschaften. Was ihn zu dieser grausigen Tat veranlasste ist noch völlig unklar.

Auffällig sind in mancher Hinsicht die Paralellen  zum Amoklauf in Winnenden am 11.3. 2009, bei dem der 17-jährige Tim K. in der Albertville-Realschule in Winnenden und in einem Autohaus in Wendlingen 11 Menschen verletzt, 15 tötet und schließlich auch sich selbst. Hierzu habe ich ein Buch geschrieben (11.3. Der Amoklauf von Winnenden – Hintergründe, Widersprüche und Vertuschungen, Kai-Homilius-Verlag) und einen gleichnamigen Film produziert  (gugra-media-Verlag).

Beim jüngsten Amoklauf in Aurora, wie auch bei dem in Winnenden, pressen die Medienden Täter sofort  in das Korsett eines“Irren“. Ob dies bei einem hochintelligenten Studenten der Neurowissenschaften tatsächlich zutrifft, der sogar für ein Doktorandenprogramm eingeschrieben war? Oder gab es andere Gründe?

Interessant ist, dass James Holmes wie auch Tim K., sich offenbar auf das Massaker vorbereitet hat. Nachfolgend zitiere ich aus der Basler Zeitung v. 20.07.12 (http://bazonline.ch/panorama/vermischtes/Verletzte-bei-Schiesserei-in-Denver/story/16971294) u.a die Aussagen einer Augenzeugin von gestern:
Eine junge Frau (Bild) berichtet, wie sie die Ereignisse im Kinosaal erlebte. Der Täter sei in den Raum gekommen und habe aus einem grünen Kanister Gas verströmt. «Ich dachte, das gehöre zur Show», sagt die Frau, die von 9 News als Jennifer identifiziert wird. Der Mann selber habe eine Gasmaske getragen. «Er sah aus, als gehöre er zu einem Swat-Team» (Antiterrorpolizei), berichtet Jennifer.
Dann habe der Mann mit seinem Gewehr in die Decke gefeuert. «Jetzt realisierte ich, dass er richtig schoss.» Der Mann habe dann sein Gewehr gesenkt und angefangen auf die Kinobesucher zu schiessen.
Die Augenzeugin sagt, sie habe sich auf den Boden geworfen. Der Täter sei mehrmals die Stufen im Kinosaal hinauf und wieder herab gegangen und habe um sich geschossen. «Es war nur dann ruhig, wenn er sein Gewehr nachlud.»…Funksprüche von Polizisten, die der Sender 9 News abspielt, legen nahe, dass Gas ein Hindernis für die ausgerückten Beamten war. Der Täter hatte nach Betreten des Kinosaals Gas verströmen lassen (mehrere Augenzeugen sprechen von Tränengas)…Der Mann habe sich von der Tür um sich schiessend die Treppe nach oben gearbeitet. Er sei ganz in Schwarz gekleidet gewesen…“

In Aurora, wie auch in Winnenden, trägt der Täter offenbar eine Maske (Zeugenaussagen der Albertville-Realschule gibt es dahingehend, die von den Medien und den Ermittlungsbehörden später „korrigiert“ wurden).

In Aurora, wie auch in Winnenden, sieht der Täter aus, als würde er zu einer „Spezialeinheit“ gehören.

In Aurora, wie auch in Winnenden, ist der Täter in „schwarz“ gekleidet (tatsächlich hatte Tim K. eine andere Kleidung an, was wiederum nahelegt, dass noch ein zweiter Täter gesehen wurde, siehe nachfolgende Erläuterungen).

Und auch in Aurora wie auch in Winnnenden wurde zunächst von einem „zweiten Täter“ ausgegangen!

Basler Zeitung: „Anfänglich wurde von einem möglichen zweiten Täter gesprochen. Dennoch fahndet die Polizei nach möglichen Gehilfen des Schützen. Zurzeit hat sie in der Stadt Strassensperren errichtet und durchsucht die Umgebung.“

Später wird dann nur noch von einem „irren“ Einzeltäter ausgegangen.

Bei meinen Recherchen zum Amoklauf in Winnenden habe ich eindeutige Indizien und Hinweise vorgelegt, die auf einen zweiten Täter schließen lassen! Auch das Motiv scheint für mich klar: Tim K. stand wahrscheinlich unter dem destruktiven Einfluss von Antidepressiva.

Interessant wäre nun zu erfahren, wie dies im Fall James Holmes war: hat dieser auch aufgrund seiner erfolglosen Jobsuche Antidepressiva genommen, die ihn „enthemmt“ haben? War dies wieder einmal der Auslöser, wie für viele andere Amokläufe auch?

Nachfolgend dazu einige Auszüge aus meinem Buch „11.3. Der Amoklauf von Winnenden“:

11.3. Unheimliche Parallelen: Psychopillen – Die „Medikamentenwaffe“

Experten scheinen sich in einem Punkt einig zu sein: Amokläufe sind keine „Spontanhandlungen“. Oftmals – aber nicht immer – gehen viele Komponenten Hand in Hand: eine zerbrochene soziale Lebenswelt mit sozialer Einsamkeit und Entwurzelung, eine Tatwaffe und eine psychische Krankheit. Aber ist es nicht einfach eben zu „einfach“ nur  starke psychische Störungen wie, psychopathische, psychotische und traumatische, dafür verantwortlich zu machen, Schizophrenie und Persönlichkeitsstörungen? Menschen würden zu Tätern, weil sie sich selbst und ihre soziale Umwelt nicht mehr ertragen könnten, meint der Psychologe und Psychotherapeut Peter Langmann in seinem Buch „Amok im Kopf. Warum Schüler töten“. Das zerstörte Innen suche sein Ventil, „seinen eigenartigen Frieden“, in der Zerstörung nach Außen. Er spricht weiter von einer „Epidemie der Schulmassaker“. Und obwohl es viele Überschneidungen gebe, beispielsweise kämen die meisten Amokläufer aus soliden Mittelschichtsfamilien, bedürfe es individueller Betrachtung.

In Kapitel 9. „Motiv-Karussell“ um Tim K. habe ich aufgezeigt, welche zusätzlichen Beweggründe für Amokläufe Experten noch anführen: Hass auf Frauen und damit auf Schülerinnen und Lehrerinnen, Nachahmungswünsche, Killerspiele und Horrorfilme, eigenes Versagen, pubertärer Frust oder ausländerfeindliche und rechtsextremistische Motive.

Doch eine „Etikettierung“ von Amokläufern lehnen Experten des „United States Secret Service“ und des „United States Departements of Education“ in einer Analyse aus dem Jahr 2002 ab. Bei den in siebenundzwanzig Jahren untersuchten siebenunddreißig „School Shootings“ würden die Täter kein einheitliches Persönlichkeitsprofil aufweisen. Wohl aber werden drei Gruppen unterschieden: die depressiven, die schizophren-paranoiden und die kontaktscheuen, völlig unauffälligen Typen. Doch sind das wirklich alle Erklärungen, die wir angesichts solcher Schulmassaker zu bieten haben? Kann es wirklich sein, dass es sonst keine anderen Beweggründe gibt? Kann diese so wahnhaft dargestellte Gewalt nicht auch noch von etwas anderem kommen? Aber wenn ja von was?

11.3.1. „School Shooting“ und Medikamente

Bei meinen Recherchen in Deutschland und den USA bin ich auf einen Sachverhalt gestoßen, der genau diese Frage beantworten kann und auch die Verbindung der Amokläufe hierzulande und in den Vereinigten Staaten (und sonst wo) herstellt. Die Amokläufer waren alle nicht nur jung und haben in den meisten Fällen Selbstmord begangen, sondern wiesen noch ein anders „verbindendes“ Element auf.

Aus US-amerikanischen Quellen wurden mir Unterlagen zugespielt, in denen beispielsweise nicht nur die Amokläufe, Morde, Selbstmorde Geiselnahmen und andere Gewalttaten der letzten Jahre weltweit aufgelistet sind (mit Schwerpunkt USA), sondern noch weitaus mehr: nämlich welche der diesbezüglichen Täter während oder vor der Tatausführung mit Medikamenten behandelt worden waren, unter Medikamenteneinflüssen  standen oder kurze Zeit vorher ein Medikament abgesetzt hatten.

Wenn man sich nur die auflisteten „School Shootings“ (USA) vornimmt, bei denen Menschen zu Schaden gekommen sind, bleiben von 1998 bis 2009 acht übrig und zwar in: Illinois, Minnesota, South Carolina, Colorado, Oregon, Virginia und North Carolina. Dabei gab es insgesamt neunzig Tote und neunundsiebzig Verletzte. In zwei Fällen ist nicht klar, ob die Täter unter Medikamenteneinfluss standen, bei den sechs weiteren werden folgende Medikamente angegeben: Prozac (Fluctin), Paxil (Seroxat), Luvox, Zoloft (Sertralin) und Celexa. Bei den restlichen vierzig aufgeführten Gewalttaten an amerikanischen Schulen (Geiselnahmen, Selbstmorde, Schießereien, Messerattacken, Bombenlegungen etc.), standen, neben den bereits genannten, offenbar alle aufgeführten Täter unter dem Einfluss eines Medikaments: Anafranil, Cymbalta, Lexapro, Efexor (Venlafaxin), Wellbutrin).

Alle diese Medikamente haben eines gemeinsam: es sind Antidepressiva!

Natürlich wird all dies nicht an die große Glocke gehängt! Keine Gesundheitsbehörde der Welt könnte es sich eigentlich erlauben von diesen Missständen zu wissen, aber nicht reagiert zu haben und doch haben es fast alle getan, wie ich noch aufzeigen werde. Doch bevor wir uns näher ihnen befassen möchte ich zum besseren Verständnis des Lesers einige Worte zur Krankheit Depression und ihrer medikamentösen Behandlung verlieren.

11.3.2. Depressionen und Antidepressiva

Depressionen sind Erkrankungen, die mit Niedergeschlagenheit sowie körperlichen und psychischen Störungen einhergehen, wie beispielsweise Schlafstörungen und Antriebslosigkeit. Sie zählen heute zu den häufigsten Erkrankungen. Frauen sind doppelt so häufig davon betroffen wie Männer. Schätzungsweise fünf bis fünfzehn Prozent der Patienten eines Allgemeinmediziners – die Angaben gehen hier auseinander – leiden an behandlungsbedürftigen Depressionen. Antidepressiva sind die von ihnen am meisten verordneten Psychopharmaka. Sie sollen stimmungsaufhellend und antriebsnormalisierend wirken und – je nach Wirkstoff – auch noch beruhigend und angstlösend.

Die Ursachen von Depressionen sind noch nicht restlos geklärt. Im menschlichen Körper befindet sich ein Netz von Milliarden Nervenzellen, die Handeln, Denken und Fühlen erst möglich machen. Diese Informationen werden in Form von elektrischen Strömen weitergeleitet, die, salopp gesagt, mit Höchstgeschwindigkeit durch die Nervenbahnen rasen. Zwischen den einzelnen Nervenzellen klaffen so genannte „synaptische Spalten“, mikroskopisch kleine Lücken, die von den elektrischen Impulsen nicht übersprungen werden können. Deshalb schütten Nervenzellen spezielle Botenstoffe, Neurotransmitter aus, die zur nächsten Zelle wandern und dort elektrische Ladungen auslösen, um danach wieder von der Zellwand aufgenommen zu werden. Es gibt Hinweise darauf, dass während eine Depression die Hirntätigkeit verändert, beziehungsweise der Hirnstoffwechsel gestört ist, weil Neurotransmitter (beispielsweise Serotonin, Noradrenalin und andere), aus der Balance geraten sind. Hier greifen Antidepressiva in den Hirnstoffwechsel ein. Die meisten modernen Antidepressiva sind so genannte „Wiederaufnahme-Hemmer“, die verhindern, dass der jeweilige Botenstoff nach dem Überbringen der Nachricht sofort wieder in den Speicher der Absender-Zelle zurücktransportiert wird und daher den erwünschten Reiz über einen längeren Zeitraum auslösen. Die volle Wirkung der Präparate entfaltet sich erst nach drei bis sechs Wochen, weil sie die „Blut-Hirn-Schranke“ erst einmal überwinden müssen, eine Sicherheitsschranke, die das Gehirn gegen das Eindringen gefährlicher Stoffe abriegelt, um nur bestimmte Moleküle passieren zu lassen. Antidepressiva müssen über einen längeren Zeitraum regelmäßig eingenommen werden. Wirkungen und Nebenwirkungen ändern sich je nachdem, welche und wie viele Neurotransmitter beeinflusst werden.

„Trizyklische“ Antidepressiva sind die Klassiker, sie wirken breitgefächert, greifen gleich in mehrere Botenstoffsysteme ein, sind gut wirksam, aber dafür nicht so gut verträglich. Deshalb werden sie hauptsächlich bei schweren Depressionen eingesetzt. Gerade Überdosierungen mit diesen Medikamenten können gefährlich werden.

„Tetrazyklische“ Antidepressiva  wirken ähnlich umfassend, sind aber weniger stark. Damit sind sie zwar besser verträglich, aber weniger wirksam.

Das Enzym „Mono-Amino-Oxidase (MAO)“ baut Botenstoffe wie Noradrenalin und Serotin ab. Werden diese Enzyme gehemmt, steigt die Konzentration der oben genannten Botenstoffe im Hirnstoffwechsel an.

„Selektive Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI)“ blockieren das Transportmolekül, das den Botenstoff Serotonin wieder in seine Speicher zurück befördert. Sie sind geeignet bei leichten und mittelschweren Depressionen.

„Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI)“ hemmen gezielt die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin durch die Nervenzellen.

„Atypische Antidepressiva“ erhöhen ebenfalls die Konzentration von Serotonin und Noradrenalin, blockieren jedoch im Gegensatz zu den SNRI nicht die Wiederaufnahme in die Speicher, sondern maximieren deren Ausschüttung.

11.3.3. „Tödlich-aggressive“ Nebenwirkungen

Schauen wir uns, in alphabetischer Reihenfolge, einen Teil der möglichen Nebenwirkungen dieser Antidepressiva einmal genauer an, die für mögliche Amokläufe verantwortlich sein könnten, wie in Kapitel 11.4.1. „School Shooting“ und Medikamente aufgeführt. Dabei beziehe ich mich auf die jeweiligen Medikamentenbeschreibungen und Packungsbeilagen, die meist den Zusatz aufweisen, diese Auflistungen würden nicht alle möglichen Nebenwirkungen enthalten.

Anafranil: Konzentrationsstörungen, Alptraum, Erregung, Angst, Gedächtnisstörungen, verstärkte Depression, Desorientiertheit, Verwirrtheitszustand, Halluzinationen und  Depersonalisation.

Celexa:  Suizidgefahr, Angstgefühle, Hyperaktivität,  Irritation, Halluzinationen, Realitätsverlust, Aggressivität, Feindseligkeit.

Cymbalta: Angst, Suizidgedanken.

Efexor: ungewöhnliche Trauminhalte, Angst, Hypomanie, Verwirrtheit, Aphatie, Halluzinationen, Suizidgefährdung, Feindseligkeit.

Lexapro: Ohnmachtsgefühl, Suizidgefahr, Angstgefühle, Hyperaktivität, Irritation, Realitätsverlust, Aggressivität, Feindseligkeit

Luvox: Angstgefühle, Hyperaktivität, Suizidgefahr, Halluzinationen, Realitätsverlust, Aggressivität, Feindseligkeit.

Paxil: Angstgefühle, Hyperaktivität, Irritation, Unruhe, Halluzinationen, Realitätsverlust, Selbstmordgedanken, Aggressivität, Feindseligkeit.

Prozac: Unruhe, Angstgefühle, Benommenheit, Alpträume, Denkstörungen, Verwirrtheit, Hypomanie, Manie, Suizidgedanken, aggressive Verhaltensweisen.

Wellbutrin: Suizidgefahr, Angstgefühle, Hyperaktivität,  Irritation, Halluzinationen, Aggressivität, Feindseligkeit.

Zoloft: Alpträume, depressive Symptome, Manie, Hypomanie, Verwirrung, Halluzinationen, aggressive Reaktionen.

An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass der Begriff „Nebenwirkungen“ vielleicht irreführend ist und wir eher von „Wirkungen“ sprechen sollten. Jeder von uns weiß,  herkömmliche Straßendrogen sind gefährlich, aber wenige, dass Antidepressiva eigentlich chemisches Gift sind. Dem (Laien-)Patienten wird oftmals von den Verantwortlichen der Pharma-Industrie suggeriert, die Nebenwirkungen wären Teil der psychischen Störung. Dabei wird ausgeblendet, dass diese längerfristig gesehen meist schlimmer als die eigentliche Ursache sind.

So scheinen Antidepressiva (fast) alle eines gemeinsam zu haben: eine ausgeprägte Suizidgefahr. Studien der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA ergaben schon vor einigen Jahren, dass Antidepressiva bei Kindern und Jugendlichen Selbstmordgedanken verstärken und auch bei Erwachsenen die Tendenz zum Selbstmord erhöhen. In vielen anderen Untersuchungen sind diese Selbstmordrisiken jedoch nicht angemessen berücksichtigt worden. Auch Forschungen des Ottawa Health Research in Zusammenarbeit mit der McGill University in Montreal und der University of Wales zeigen Anfang 2005, dass SSRI wie Prozac, Zoloft oder Paxil die Gefahr der Selbsttötung um ein zweifaches erhöhen. Es gibt jedoch keine Studien ohne Gegenstudien. So wollen Forschungen der Gesundheitsorganisation „Group Health“ und der University of Illinois  wieder genau das Gegenteil belegen.

Doch auch der „wissenschaftlichen Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP)“ der „Europäischen Arzneimittelbehörde (EMEA)“ kommt zum Ergebnis der erhöhten Suzidgefahr. Und nicht nur zu dem: bei mit Antidepressiva behandelten Kindern und Jugendlichen tritt häufiger auch „Feindseligkeit“ und „Aggressivität“ auf, als bei denen, die mit unwirksamen Placebos behandelt worden sind!

Daraufhin reagiert die Europäische Kommission umgehend. Das belegt ein Schreiben des „Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)“ vom 8. September 2005, das, aufgrund der „Abwehr von Gefahren durch Arzneimittelrisiken, hier: Entscheidung der EU-Kommission vom 19. August 2005 betreffend: Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren (SSRI) und Serotonin-und-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Inhibitoren (SNRI)“, anordnet: ab 1. Dezember 2005 müssen die Produktinformationen und Packungsbeilagen für oben genannte Antidepressiva geändert werden. So muss es bei den Produktinformationen „Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendungen“ unter anderem heißen: „Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren: (Arzneimittelname)…sollte nicht zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren mit Ausnahme von Patienten mit (genehmigtes Anwendungsgebiet) angewendet werden. Suizidale Verhaltensweisen (Suizidversuch und Suizidgedanken) sowie Feindseligkeit (vorwiegend Aggressivität, oppositionelles Verhalten und Wut) wurden in klinischen Studien häufiger bei mit Antidepressiva behandelten Kindern und Jugendlichen beobachtet als bei Kindern und Jugendlichen, die mit Placebo behandelt wurden. Sollte aufgrund klinischer Notwendigkeit dennoch die Entscheidung für eine Behandlung getroffen werden, ist der Patient im Hinblick auf das Auftreten suizidaler Symptome sorgfältig zu überwachen. Darüber hinaus fehlen Langzeitdaten zur Sicherheit bei Kindern und Jugendlichen in Bezug auf Wachstum, Reifung, sowie kognitive Entwicklung und Verhaltensentwicklung.“

Derselbe Wortlaut, nur nicht medizinisch gestelzt, sondern umgangssprachlicher, muss auch auf die Packungsbeilage der betreffenden Antidepressiva aufgedruckt werden.

Im Oktober 2009 wird eine britische Studie veröffentlicht, die belegt, dass Männer, die mit Antidepressiva (mit dem Wirkstoff Nortriptylin) behandelt wurden, zehnmal häufiger an Selbstmord denken, als mit einem anderen Wirkstoff Behandelte! Nortriptylin steckt in Deutschland auch im Medikament „Nortrilen“.

Doch nicht nur während der Einnahme sind die meisten Antidepressiva eine Gefahr für Leib und Leben, sondern auch, wenn sie abgesetzt, Therapien also unterbrochen werden. Deshalb wird eine schrittweise Verringerung der Dosis unter Überwachung eines Arztes dringend empfohlen. Offiziell werden diese Symptome als „Absetzerscheinungen (withdrawal syndroms)“ bezeichnet, wobei die Öffentlichkeit diesen Begriff kritisiert und den Pharmakonzernen vorwirft, ihn aus marktdynamischen Gründen eingeführt zu haben, statt von „Entzugserscheinungen“ zu sprechen. Ich werde nachfolgend bei dem zuletzt genannten Begriff bleiben. Die SSRI- und SNRI-Entzugserscheinungen („SSRI Discontinuation Syndrome“) treten in der Regel in den ersten vierundzwanzig Stunden bis eine Woche oder sogar noch nach Monaten nach Absetzen dieser Antidepressiva ein. Das hängt jedoch auch von der Dosis der Medikation und der Halbwertszeit der Wirksubstanz ab.

Beispielsweise beim SSRI-Antidepressiva Paroxetin, das natürlich auch in Deutschland erhältlich ist, heißt es in der Gebrauchsinformation betreffs „Absatzreaktionen bei Beendigung einer Behandlung mit einem SSRI“: „Wenn Sie die Behandlung mit Paroxetin…beenden, besonders wenn das plötzlich geschieht, können Absatzsymptome bei Ihnen auftreten…Diese sind häufig, wenn die Behandlung beendet wird. Die Gefahr ist höher, wenn Paroxetin…über einen längeren Zeitraum oder in hohen Dosen eingenommen worden ist, oder wenn die Dosis zu schnell reduziert wird. Die meisten Menschen finden, dass die Symptome leicht sind und sich innerhalb von zwei Wochen von selbst zurückbilden. Bei einigen Patienten können sie jedoch schwerwiegend oder länger anhaltend sein (2 – 3 Monate oder länger).“

Ein plötzliches Absetzen von Antidepressiva kann körperliche und psychische Entzugserscheinungen hervorrufen, wie beispielsweise: Kreislaufbeschwerden, Gleichgewichtsstörungen, Empfindungsstörungen, „Brain zaps“, Empfindungen, die an leichte Stromschläge erinnern, motorische Störungen, Schlafstörungen, Reizbarkeit. Das scheinen nur die harmlosen Entzugserscheinungen zu sein, die jedoch in Aggressionen enden können. So berichtet beispielsweise Donald Grady, der Polizeichef der Northern Illionois Universität, in die im Februar 2008 der Ex-Student Steven K. stürmte, fünf Menschen tötete, fünfzehn Studenten verletzte und sich dann selbst erschoss, dass der Amokläufer „launisch“ geworden sei, nachdem er seine Medikamente – vermutlich Antidepressiva abgesetzt hatte! Später stellte sich heraus, dass es sich um Prozac gehandelt hatte (siehe auch Kapitel 12.2. „Medienmaulkorb“ und Vertuschungen). K.s beste Freundin Jessica B. sagte dem Sender CNN in einem Interview, dass sich Steven durch Prozac „wie ein Zombie“ fühlte.

Auch beim bislang blutigsten Schulmassaker in der Geschichte USA – als am 16. April 2007 in Blacksburg der Student Cho Seung-Hui in die Virgina High Tech University stürmt und zweiunddreißig Menschen tötet, neunundzwanzig verletzt und sich dann selbst erschießt –  heißt es aus Ermittlerkreisen, der Amokläufer hätte Antidepressiva genommen.

Georg R., der achtzehnjährige Amokläufer von Ansbach, der am 17. September 2009 acht Jugendliche und zwei Lehrer zum Teil schwer verletzte, befand sich ebenfalls in psychotherapeutischer Behandlung, wie sich herausstellte.

11.3.4. Amokläufer und Antidepressiva

Die Antidepressiva mit denen zuvor die „School Shooter“ behandelt beziehungsweise die unter dem Einfluss von solchen standen oder bei denen sie zuvor abgesetzt wurden, wie Prozac, Paxil (Seroxat), Luvox, Zoloft, Celexa, Lexapro, gehören zur Kategorie der „Selektiven Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI)“. Anafranil zu den „Tryziklischen“ Antidepressiva,  Cymbalta, Efexor zu den „Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SNRI)“ und Wellbutrin zu den „Atypischen“ Antidepressiva.

Doch, wie bereits erläutert, haben sie alle ähnliche, wenn nicht gar dieselben Nebenwirkungen, wie Suizidgefahr, Halluzinationen, Realitätsverlust, Aggressivität und Feindseligkeit. Aber auch, wie bei Anafranil, eine Depersonalisation, einem Gefühl der Entpersönlichung, einer Störung des Ich-Lebens, des Ich-Empfindens, der Wahrnehmung, des Körperempfinden, des Fühlens und des Denkens. Als Symptome fühlt sich der Betroffene als ob er in einem Film leben würde, sozusagen als außenstehender Beobachter seines Geistes und seines Körpers mit Mangel an emotionalen Reaktionen.

Antidepressiva können also aufgrund ihrer Nebenwirkungen nicht nur gefährlich sein, sondern greifen auch ganz entscheidend in die Psyche eines Menschen und sogar in die körperliche Motorik eininsbesondere bei Kindern und Jugendlichen! Diese können mit der Steuerung von derartigen Medikamenten in einen Zustand versetzt werden, in dem sie gar nichts mehr fühlen – weder Mitleid noch Barmherzigkeit mit anderen. Es ist ihnen einfach alles egal.

Entscheidend bei dieser Betrachtung ist auch, dass die Nebenwirkungen im Gegensatz zur Wirkung meistens sofort einsetzen! Die Patienten werden zu „Robotern“, entfremdet von der Realität, die die schwersten Gewaltverbrechen begehen können, auch Amokläufe, die ihre Mitmenschen und Klassenkameraden nur noch als Objekte und Ziele sehen und am Schluss ohne Skrupel die Waffe gegen sich selbst richten und abdrücken. Die Täter sind also medikamentös enthemmt.

Antidepressiva und alle Wirkungen und Nebenwirkungen sind somit entscheidende Auslöser für Amokläufe, Morde, Geiselnahmen und andere Gewaltverbrechen, vorausgesetzt die Täter wurden oder werden damit behandelt beziehungsweise das Medikament wurde vorher abgesetzt.

In diesem Zusammenhang möchte ich noch auf einen weiteren interessanten Sachverhalt hinweisen. Im Rahmen der Hirnforschung und der biologischen Psychiatrie haben pathophysiologische Befunde (Pathophysiologie ist die Lehre von „krankhaften Lebensvorgängen“) einen möglichen Erklärungsansatz bei Gewalt gegen andere und sich selbst bei Mördern und Selbstmördern gefunden: die so genannte „Explosible Störung“, eine Impulssteuerungs-Störung im Gehirn. Sie soll episodisch auftreten, in denen der Betroffene nicht in der Lage ist seinen aggressiven Impulsen zu widerstehen. Ursache dafür soll das „Serotoninmangelsyndrom“ sein, eine verminderte Aktivität des serotonergen Systems, das eine Art Puffer für die Steuerung verschiedener Affekte ist. Serotonin ist ein Botenstoff im Gehirn, der Kontakt zwischen den Nervenzellen herstellt und über den verschiedenartige Informationen ausgetauscht werden. Außerdem  sorgt er dafür, dass der Mensch seine aggressiven Impulse unter Kontrolle halten kann und ihnen nicht blind folgt. Wenn dieser wohl wichtigste Botenstoff im Gehirn nicht mehr ausreichend vorhanden ist, kann der Betroffene seine Aggressionen nicht mehr kontrollieren oder unterdrücken. Amokläufer erleiden letztlich den totalen Kontrollverlust und setzten das in die Tat um, was in ihren hassverzerrten Gefühlen herrscht. Das heißt aber nicht, dass jeder Mensch mit Serotoninmangel zum potentiellen Amokläufer wird.  Interessanterweise lässt sich der Serotoninspiegel im Gehirn pharmakologisch verändern! Beispielsweise durch Zuführung von Antidepressiva, die ihn erhöhen und somit unter anderem Depressionen und bipolare Störungen lindern.

Aber auch noch etwas anderes ist möglich: durch eine Dosiserhöhung der Antidepressiva oder durch eine Kombination mit einem weiteren Medikament einer anderen Substanzklasse (wie beispielsweise bestimmte Schmerz- oder Migränemittel) kann eine äußerst problematische Wechselwirkung entstehen und ein so genanntes „Serotonin-Syndrom“ auslösen! Dieses äußert sich beispielsweise in Suizidgedanken, paradoxen Unruhe- oder Angstzuständen, Depressionen, Panikattacken und Aggressivität.

So stellt sich zwangsläufig die Frage, ob Tim K., der Amokläufer von Winnenden und Wendlingen, ebenfalls unter dem Einfluss von Antidepressiva gestanden oder unter einer Serotoninstörung gelitten haben könnte. Machen wir uns also auf die Spurensuche…

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