Mein Beitrag zur Frauenquote, die gerade jetzt aktuell in der Bundesregierung diskutiert wird:

FREIMAURER UND FRAUEN

Eines der umstrittensten Kapitel der Freimaurerei ist die Haltung Frauen gegenüber. Kritiker sehen darin eine Diskriminierung und Abwertung des weiblichen Geschlechts. Ähnlich wie in der Kirche, in der Paulus einst verkündete, „mulier taceat in ecclesia“, also „die Frau hat in der Gemeinde zu schweigen“, hat sich auch die Freimaurerei einer Frauenablehnenden Haltung bedient. Hat nicht schon der berühmte Schriftsteller, Dichter und Denker der franz. Aufklärung, der Freimaurer Francois Marie Arouet Voltaire (1694 – 1778), Mitglied der Pariser Loge „Les Neuf Soeurs“, sinngebend gesagt: „Die Frau ist ein menschliches Wesen, das sich anzieht, schwatzt und sich wieder auszieht.“  Frei nach dem Motto: Würden Frauen in die Logen aufgenommen werden, so würde es bald Streitigkeiten und Zwistigkeiten geben und das Band der Freundschaft und des Friedens zerstören. Logenbruder und Philosoph Johann Gottfried Herder ergänzt dazu: „Läuft nicht die Phantasie mit Euch fort? Ist nicht der gute Trieb bei euch immer voran? Ihr seid zu tätig, zu barmherzig, der Augenblick übernimmt Euch. Auf einmal würdet Ihr der gesamten Menschheit helfen wollen und alles verderben.“[1] Unglaubliche Worte des so hoch geschätzten Philosophen! Doch woher kommt diese geistige Haltung vieler Freimaurer dieses doch so „humanen und toleranten“ Bundes?

Zurückzuführen ist sie auf die „Alten Pflichten“ von 1723, der Großlogenverfassung also, in der es im Kapitel „III. Hauptstück – Von den Logen heißt: …Diejenigen, welche zur Mitgliedschaft einer Loge zugelassen werden, müssen gute, wahrhafte, freigeborene Männer von reifem und verständigem Alter, keine Leibeigenen, keine Frauenzimmer, keine unsittlichen oder anstößigen Menschen, sondern von gutem Rufe sein.“

Nun kann man zu gute halten, dass in jener Zeit die Emanzipation der Frau noch weit in den Sternen stand, sie aber als „Frauenzimmer“ zu titulieren und sie mit Leibeigenen und unsittlichen oder anstößigen Menschen in einen Topf zu werfen ist eine andere Sache für einen solchen „humanitären“ Bund.

Als einzige von mir zu dieser Thematik angefragten Großloge antwortet mit der Großmeister der österreichischen Großloge: „Der freimaurerische Gedanke ist kein männliches Privileg oder gar Monopol, es gibt seit den frühen Tagen der Freimaurerei Frauenlogen und gemischte Logen. Das, was Damen in Frauenlogen in freimaurerischer Hinsicht tun, entspricht oft exakt dem, was auch bei den Männern stattfindet. In den von Ihnen zitierten Basic Principals ist lediglich festgehalten, dass es in der freimaurerischen Arbeit, das betrifft also die rituelle Arbeit in den Logen, eine strikte Geschlechtertrennung geben muss. Das hat nicht nur historische Gründe, sondern ist auch Ausdruck der vor allem auch von den Frauen unterstützten Erkenntnis, dass sich Männer in Gegenwart von Frauen und umgekehrt anders verhalten und nicht in der Lage oder bereit sind, sich so zu öffnen, wie es für die Arbeit im Rahmen der Selbsterkenntnis notwendig ist. Es gibt also keine Diskreditierung und durchaus Kooperationen zwischen männlichen und weiblichen Logen, wenngleich die weiblichen Logen unter den Gesichtspunkten der von England definierten Regularität der Freimaurerei im Sinne der Basic Principals nicht zugezählt werden.“[2] Mit seiner Antwort gibt der Großmeister eigentlich auch schon selbst das Ergebnis vor: Geschlechtertrennung in den Logen muß es geben, weibliche Logen sind „irregulär“.

Auch in der jüngeren Vergangenheit blieb es bei dem Frauenverbot, wie unter anderem auch die so genannten „Alten Landmarken“ belegen. Darunter verstehen Freimaurer eine „unverrückbare Einrichtung von hohem Alter und bleibendem Traditionswert“, etwas „ewig Dauerndes, keiner Veränderung Zugängliches“ oder wie es der Historiker Henry Sadler 1904 kurz ausgedrückt hat: „Landmarken sind ausschließlich jene Gesetze der Kunst, die allgemein und unwiderruflich sind.“

In den Landmarken der Großloge von New York, die in ihrem Gesetzbuch abgedruckt waren, werden beispielsweise weder „Eunuchen“ noch „Weiber“ für den Freimaurerbund zugelassen. Und der amerikanische Jurist Roscoe Pound spricht davon, dass für den Eintritt das „Erfordernis des männlichen Geschlechts“ gelten muß. Selbst in der Neuzeit wird eisern an diesem „Gesetz“ festgehalten, wie die „United Grand Lodge of England“ noch 1989 in ihrer „Neufassung der Basic Principles“ beweist, in denen steht: „Freimaurer…müssen Männer sein, und sie und ihre Logen dürfen keine maurerische Verbindung zu Logen haben, die Frauen als Mitglieder aufnehmen.“

Dieses „frauenausschließende Element“ ging sogar so weit, dass in den alten Logen dem Bewerber bei der Aufnahme die linke Brust entblößt wurde, um zu beweisen, dass er ein Mann war. Und neugierige Frauen, die die Geheimnisse der Freimaurerei früher vor Ort, sprich in der Loge selbst, betrachten wollten, mussten damit rechnen entweder vor die Tür gesetzt, polizeilich entfernt oder gar wegen Hausfriedensbruchs verurteilt zu werden, wie Beispiele belegen. Bei der Einweihung des Londoner Großlogenhauses, der „Freemasons’ Hall“), 1776 waren 160 Frauen anwesend, die vor Beginn der rituellen Arbeiten der Freimaurer aus dem Raum geleitet wurden. 1882 wagte in Frankreich die Loge „Les Libres Penseurs“ eine Frau aufzunehmen, worauf ihr das Logenpatent entzogen wurde. Daraufhin entstand die „gemischte“, also neben Männern auch Frauen aufnehmende, aber irreguläre Freimaurerei, die „Adoptionsmaurerei“, in Frankreich als „Droit Humain“ („Ordre Maconnique Mixte International“ = „Internationaler Orden der gemischten Freimaurerei“), der zwischenzeitlich praktisch weltweit aktiv ist, in England und Amerika als „Co-Masonary“ und dem jüngst (1995) gegründeten „Großorient von Deutschland – Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne“, eine adogmatische Reformmaurerei, bei der Männer und Frauen aufgenommen werden können, sowie dem Universalen Freimaurer-Orden „Humanitas“ (gegründet 1959). Doch diese „gemischten“ Logen sind nach freimaurerischen Grundsätzen von der „regulären“ Freimaurerei nicht anerkannt! So ist zum Beispiel der „Besuchsverkehr“ zu diesen Logen und ihren Vereinigungen von der „United Grand Lodge“ für alle ihre Obedienzen untersagt.[3]

Zudem wurden auch noch spezielle Frauenlogen gegründet, die aber im Sinne der „Alten Pflichten“ ebenfalls irregulär sind, wie beispielsweise die Großloge „Zur Humanität – Bund freimaurerisch arbeitender Frauen“, die sich 2003 umbenannt hat in die „Frauen-Großloge von Deutschland – Bund freimaurerisch arbeitender Frauen“ mit Sitz in Berlin. Nach freimaurerischem Verständnis handelt es sich bei diesen Logen um sogenannte „Winkellogen“, Logen also, die nicht im „rechten Winkel“ sind, sich nicht an die Grundsätze der Freimaurer halten beziehungsweise gegen die alten, überlieferten Regeln verstoßen. Im Nachwort zu Ferdinand Runkels „Geschichte der Freimaurerei“ schreibt Peter Broers noch 2006, dass diese Frauenlogen und zum Teil auch gemischte Logen mit Frauen und Männern „keine große Rolle“ spielen und meistens im Umfeld einer „regulären“ Freimaurerloge entstehen. Beim Genfer Konvent der „Association Maconnique Internationale“ (A.M.I.), der internationalen maurerischen Vereinigung von symbolischen Großlogen, im Jahr 1921, beantragte die Großloge von Frankreich verschiedentlich Frauen aufnehmen zu lassen. Doch der Antrag wurde abgelehnt. In den Grundregeln, 1929 herausgegeben von der Großloge von England, als „Stammhalter“ der Freimaurerei, war die Aufnahme von Frauen eines der „Kardinalhindernisse für die Anerkennung“.

Noch im 18. Jahrhundert schossen die so diskreten und humanen Logenbrüder eine weitere Salve auf das Frauengeschlecht ab, denn sie unterstellten dem „Weib“, dass es von Natur aus zum „Klatschen“ neigt und ihm deshalb kein Geheimnis anvertraut werden könne. Schon gar nicht solche der Freimaurerei!

Peter Broers meint weiter, dass Frauen „offenbar nicht so sehr zu Verbindungen mit Gleichgesinnten auf der Grundlage ideeller Ziele mit festen Regeln und Formen“ tendieren, „die für eine längere Zeit gedacht sind.“ Und: „Einer dauerhaften Existenz gemischter Logen steht allgemein entgegen, dass Verhaltensweisen aus Positionen der Über- oder Unterlegenheit entstehen oder einfache Eitelkeiten bei den männlichen und weiblichen Mitgliedern das dauerhafte Gefüge der Gemeinschaft stören.“ Andere wiederum behaupteten, „gemischtgeschlechtliche“ Geheimbünde müssten vermieden werden, „um sich nicht dem…Vorwurf der sexuellen Zügellosigkeit auszusetzen“, aber das muss bezweifelt werden, „zumal ja gerade reine Männerorden fast unweigerlich den Verdacht geheimer homosexueller Praktiken auf sich ziehen,“ meint der Politikwissenschaftler Andreas Gößling dazu.[4]

Der verstorbene Friedrich-Wilhelm Haack, der als einer der renommiertesten Weltanschauungsexperten in Deutschland galt, stellte bereits 1984 den Freimaurern die „Frauenfrage“. Die Antwort gleicht dem Standpunkt von Broers: „Symbolik und Rituale der Freimaurer sind auf die männliche Psyche zugeschnitten. Es hat im Laufe der Geschichte unseres Bundes nicht an Versuchen gefehlt, Frauen zu initiieren. Diese Versuche sind alle mehr oder weniger bald gescheitert. Damit soll nicht gesagt sein, dass die Frau grundsätzlich nicht initiierbar sei – aber eben nicht mit Hilfe maskulin strukturierter Symbolik…“[5]


[1] vgl. „Frauen und Freimaurerei“ in: „internetloge, das Informationsportal zum Thema Freimaurerei“ verantwortlich: Franz-L. Bruhns, Altstuhlmeister der Freimauerloge „Am Rauhen Stein“ in Hamburg (http.//www.internetloge.de/arst/frauenfm.htm/Zugriff: 20.07.07)

[2] vgl. E-Mail von Dr. Michael Kraus (Großmeister der „Großloge von Österreich“ v. 04.07.07 an den Autor/Archiv Grandt

[3] vgl. „Frauen und Freimaurerei“ in: „internetloge, das Informationsportal zum Thema Freimaurerei“ verantwortlich: Franz-L. Bruhns, Altstuhlmeister der Freimauerloge „Am Rauhen Stein“ in Hamburg (http.//www.internetloge.de/arst/frauenfm.htm/Zugriff: 20.07.07)

[4] vgl. Andreas Gößling: „Die Freimaurer – Weltverschwörer oder Menschenfreunde?“, München 2007, S. 244, 245

[5] vgl. Friedrich-Wilhelm Haack: „Freimaurer“, München 1984, S. 48


Quellen:

vgl. Tom Goeller: „Freimaurer – Aufklärung eines Mythos“, Berlin-Brandenburg 2006, S. 175ff./Eugen Lennhoff/Oskar Posner/Dieter A. Binder: „Internationales Freimaurer Lexikon“, München 2006 (5. überarbeitete und aktualisierte Ausgabe), 16 ff., 25, 51, 75, 186, 193, 235, 236, 304-306, 364, 367, 478, 488, 489, 774, 967/ Ferdinand Runkel: „Geschichte der Freimaurerei“, Reprint von 1932, o.O. 2006, Nachwort von Peter Broers, S. 6/Friedrich-Wilhelm Haack: „Freimaurer“, München 1984, S. 48/Helmut Blazek: „Männerbünde – Eine Geschichte von Faszination und Macht“, Berlin 1999, S. 214-216/ Horst-Rudolf Köneke: „Freimaurerlogen – Die letzten Mysterienbünde“, Delmenhorst 1998, S. 160/Dieter A. Binder: „Die Freimaurer – Ursprung, Rituale und Ziele einer diskreten Gesellschaft“, Freiburg i. Br. 1998, S. 380/Ulrich Rausch: „Die verborgene Welt der Geheimbünde“, München 1999, S.20, 126, 377/Horst E. Miers: „Lexikon des Geheimwissens“, München 1993, S. 170 ff., 222, 302/Alfried Lehner: „Die Esoterik der Freimaurer“, Gerabronn und Crailsheim, 1997 (4.Auflage), S,110, 111/E-Mail von Dr. Michael Kraus (Großmeister der „Großloge von Österreich“ v. 04.07.07 an den Autor/Archiv Grandt/Andreas Gößling: „Die Freimaurer – Weltverschwörer oder Menschenfreunde?“, München 2007, S. 19, 244, 245/„Frauen und Freimaurerei“ in: „internetloge, das Informationsportal zum Thema Freimaurerei“ verantwortlich: Franz-L. Bruhns, Altstuhlmeister der Freimauerloge „Am Rauhen Stein“ in Hamburg (http.//www.internetloge.de/arst/frauenfm.htm/Zugriff: 20.07.07)/„Große National-Mutterloge ‚Zu den 3 Weltkugeln’“, Antworten, in: www.3wk.org/antworten.htm (Zugriff: 20.07.07)

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