Die flächendeckende und globale Spionage der US-amerikanischen NSA gegen die Bürger ist schon fast vergessen. Die tatenlose und hilflose Bundesregierung duckt sich weg, denn es gibt die beste Ablenkung vor den Europawahlen, die man sich wünschen kann: Einen neuen Bösewicht. Einen neuen Feind. Einst hieß er beispielsweise Saddam Hussein, Osama Bin Laden, Muammar al-Gaddafi, Kim Jong Un, Baschar al-Assad und heute:

Wladimir Wladimirowitsch Putin.

Die westlichen Medien, vor allem die deutschen, überschlagen sich, den russischen Präsidenten zu diskreditieren, der – wie die meisten der voran genannten Figuren – einst hofiert wurde.

Er regiert wie ein Zar …

Er ist ein Diktator …

Er ist wie Hitler …

Er ist ein Aggressor …

Er ist undemokratisch …

Wladimir Putin, der der westlichen Geo- und Finanzpolitik durch seine strikte Haltung gegenüber der unrechtmäßigen und teilweise rechtsextremen und faschistischen Übergangsregierung der Ukraine einen gewaltigen Strich durch die Rechnung macht, wird verunglimpft, wie jeder, der den USA und jüngst auch der EU die Stirn bietet. Dabei agieren vor allem auch die von den deutschen Bürgern mit GEZ-Steuern bezahlten öffentlich-rechtlichen Rundfunksender der ARD und des ZDF als willfährige Erfüllungsgehilfen, schlimmer noch, geradezu als “Kriegseinpeitscher”. Ihre Berichterstattung ist pro-westlich ausgerichtet, wichtige Fakten werden unterschlagen, weichgekocht oder falsch wiedergegeben (ein Beispiel ist die Regierungsbeteiligung von Antisemiten und Faschisten in der Ukraine durch die Sowboda-Partei, die nicht nur Minister stellt, sondern auch den stellvertretenden Ministerpräsidenten).

Subjektive Artikel der Mainstream-Presse, allen voran Europas größte Tageszeitung, die BILD, suggerieren dem Leser ein Bild, wie in Zeiten des Kalten Krieges:

“Putins große Macho-Show”, heißt es da beispielsweise oder “7 dreiste Lügen von Putin”. “Das ist Putins eleganter Kettenhund” (gemeint ist der russische Außenminister Lawrow), “Alle gegen Putin”, “Machtmensch Putin”, “Kriegsherr Putin”, “Das sind Putins skurrilste Macho-Auftritte”.

Der “Spiegel” titelt heute: “Der Brandstifter – Wer stoppt Putin?”

In diesen Tagen erleben wir nichts anderes als das Schüren einer medialen und politischen “Russophobie”, einer Russenfeindlichkeit. Und diese ablehnende Haltung gilt nicht nur Präsident Wladimir Putin, sondern erstreckt sich auf das gesamte russische Volk und die russische Kultur.

Das ist gefährlich, denn diese Russophobie gibt es bereits seit 500 Jahren. Schon im 13. Jahrhundert wurden die Russen als “Ungläubige” bezeichnet, die Ländereien der Christen plündern würden. Der polnische König Sigismund I. (1467-1548) erklärte, die “Moskowiter” seien “Feinde des Christentums”, die sich mit Tartaren und Türken verschworen hätten, das Christentum zu zerstören.

Napoleon Bonaparte betrachtete die Russen als rückständige Barbaren.

Auch Karl Marx und Friedrich Engels beteiligten sich an der negativen Verbreitung des herkömmlichen Russlandbildes.

In der Zeit des Nationalsozialismus erreichte die rassistische Russophobie, durchtränkt mit einem ausgeprägten Antisemitismus und Antibolschewismus, seinen Höhepunkt. Russen wurden zu “Untermenschen” degradiert, Russland zum “Lebensraum im Osten” für die (arische) “Herrenrasse”.

Während des Kalten Krieges, also des politisch-ideologischen Kampfes des Westens gegen den Osten, schürten rechte und konservative Kräfte in Westdeutschland die Russophobie nach dem Motto: Das christliche Abendland gegen die Bedrohung aus dem Osten.

Auch heute prägt eine Tendenz der Vermittlung stereotyper Bilder die allgemeine Berichterstattung über Russland. Die Betonung bestimmter, immer wiederkehrender Faktoren führt zu einer Verzerrung, die in ihrem Ergebnis Stereotypen hervorbringt. Dazu gehört vor allem die Reduzierung der Berichterstattung auf negative Nachrichtenfaktoren. Alte Feindbilder, Klischees und Vorurteile werden kommentarlos übernommen beziehungsweise wieder hoffähig gemacht. Russland-Debatten werden mit den “ewiggestrigen” Argumenten geführt, die traditionell mit Angst, Abscheu und Mitleid behaftet sind. Der russische Bär unter dem selbstbewussten Putin, für den ein autokratisches Regierungssystem geeigneter ist, als eine Demokratie westlichen Typs, wird zur realen Bedrohung. Dabei unterscheidet sich Russlands Verhalten weder strategisch noch moralisch von dem der Vereinigten Staaten. Moskau fordert genauso wie Washington eine politische Einfluss- und Interessenzone für sich. Duldet geopolitisch keine Konkurrenz an seinen Grenzen.

Das Paradoxe an der Ukraine-Krise ist jedoch, dass Putin nichts mit der zum Teil faschistischen, rechtsextremen und antisemitischen Übergangsregierung (siehe Swoboda-Partei) in Kiew zu tun haben will, die gerade der Westen – und allen voran Deutschland – die Stange hält. Statt sich ebenfalls von Nationalisten und Faschisten zu distanzieren, wird der “Kämpfer” dagegen (Putin) an den Pranger der Weltöffentlichkeit gestellt. Schlimmer noch: eine Russophobie geschürt, die alle Russen, die im Ausland leben, schlimmer treffen kann, als jetzt noch absehbar.

Durch diese (auch) mediale Politik, grenzen wir erneut, mitten in Deutschland, eine ethnische Volksgruppe aus. Das hatten wir schon einmal.

Kommen wir erst zur Vernunft, wenn die ersten orthodoxen Kirchen brennen?

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