♦ No.  472 (10/2015) ♦



Wie Pilze wachsen die Verschwörungstheorien um die Pariser Anschläge aus dem Boden, die bei Facebook, Youtube, Twitter, Reddit und auf diversen Blogs kursieren.

Insbesondere ein Video wird genau unter die Lupe genommen, das auf Youtube verbreitet und immer wieder gelöscht wurde. Es zeigt wie die beiden Attentäter (die Kouachi-Brüder) einen Polizisten erschießen. Es handelt sich dabei um den Polizisten Ahmed Merabet.

Eine Zusammenfassung der Verschwörungstheorien hier: http://www.n-tv.de/politik/Fetter-Stoff-fuer-Verschwoerungstheoretiker-article14299211.html

Tatsächlich ist die Liste der Ungereimtheiten lang: Die Rückspiegel des mutmaßlichen Fluchtautos der Kouachi-Brüder ist auf einigen Bildern weiß, auf anderen dunkel, Straßenverkehr, wo es keinen geben sollte, kugelsichere Westen, wo sie nicht hingehörten, geschnittene oder gelöschte Videobeiträge zur Tat und ein Vize-Chefermittler – der 45-jährige stellvertretende Direktor der Kriminalpolizei in Limoges, Helric Fredou – der Selbstmord begangen haben soll. Fredou war damit beauftragt, das Attentat auf das französische Satire-Magazin “Charlie Hebdo” aufzuklären.

Siehe hier: https://guidograndt.wordpress.com/2015/01/10/charlie-hebdo-jorg-haider-natascha-kampusch-drei-chefermittler-begehen-scheinbar-Selbstmord/

Inmitten dieser Verschwörungstheorien oder Ungereimtheiten platzt nun eine Meldung des renommierten Schweizer Newsportals 20 Minuten.

Nachfolgend zitiere ich die „verstörenden“ Auszüge daraus (Hervorhebungen durch mich):

Polizist Ahmed Merabet liegt nach einem Schusswechsel mit den fliehenden Attentätern bereits verletzt auf dem Trottoir. Er sieht die zwei Männer mit Sturmhaube auf sich zurennen. Videoaufnahmen zeigen, wie der 42-Jährige die Arme hebt.

Er fleht um Gnade. «Wolltest du uns umbringen?», schreien die Attentäter gemäss «Europe 1».

«Nein, Chef», sagt der Polizist noch. Dann schiessen die Vermummten ihm im Vorbeirennen in den Kopf. Der Polizist sackt in sich zusammen. Die Attentäter rennen weiter, steigen in das schwarze Fluchtauto und sind weg.

Quelle: http://www.20min.ch/ausland/news/story/Das-sagte-der-Polizist-noch-zu-seinen-Moerdern-14220543

Selbstredend, dass dieser kurze Dialog zwischen den Attentätern und dem Polizisten nun von Verschwörungstheoretikern aufgenommen werden. Als Beleg,  dafür, dass sie sich offenbar kannten. Noch mehr: der Polizist in ihnen den „Chef“ erkennen. Und klar: deshalb hat sich der Vize-Chef ja auch gleich darauf das Leben genommen.

Was aber, wenn dieser Dialog rein auf „zwischenmenschlicher“ Ebene zustande kam? Wenn ein Muslim – Polizist Merabet gehörte ebenfalls dem muslimischen Glauben an – im „Straßen-Umgangsslang“ die Attentäter mit „Chef“ bezeichnete?

Jedenfalls sind die bisherigen Belege zu dürftig, um daraus eine Fals Flag Operation zu machen.

Allerdings, und das sind ebenfalls Fakten, hat der französische Staatspräsident François Hollande seinen miserablen Status bei seiner eigenen Bevölkerung – er galt als der unbeliebteste Präsident aller Zeiten in Frankreich – positiv verändern können.

So berichtet beispielsweise die Süddeutsche Zeitung im November 2014 über Hollandes schlechte Umfragewerte (Hervorhebungen durch mich):

Nach jüngsten Umfragen urteilen lediglich 13 Prozent der Franzosen positiv über die Bilanz Hollandes zur Hälfte seiner Amtszeit. Mehr als acht von zehn Franzosen wollen nicht, dass er 2017 noch einmal als Präsidentschaftskandidat antritt. Zwei Umfragen vom Donnerstag fallen kaum besser für den Sozialisten aus: Laut dem Institut CSA sind 67 Prozent der Franzosen der Ansicht, dass seine Wirtschaftspolitik „ziemlich negative“ oder „sehr negative“ Auswirkungen hatte. In einer YouGov-Umfrage schlug er erneut alle Rekorde der Unpopularität mit nur noch 12 Prozent Zustimmung im November. Bei anderen Umfragen der Tage zuvor war er zwischen 14 und 20 Prozent gelandet.

http://www.sueddeutsche.de/politik/frankreichs-praesident-hollande-reumuetig-und-entschlossen-1.2209445

Beim Solidaritätsmarsch am Sonntag in Paris, bei dem zahlreiche Politiker aus aller Welt anwesend waren, war Hollande der Mittelpunkt, mimte ganz den jovialen und betroffenen Staatsmann (dass er das auch war und ist möchte ich ihm an dieser Stelle nicht absprechen) und umarmte die Hinterbliebenen der Attentatsopfer.

Keine Frage, damit hat er seine Umfragewerte sicher aus dem Keller geholt. Gut für die Präsidentschaftswahlen 2017. Schlecht für seine härteste Konkurrentin, die sich anschickt erste Frau im Staate zu werden, Marine Le Pen vom Front National. Diese möchte außer den Franzosen wohl keine in Europa, niemand in der EU. Gleich gar nicht die etablierten Politik-Eliten, die ungestört weiter machen wollen mit ihrer desaströsen Finanz- und Wirtschaftspolitik – und zwar ungestört (deshalb blicken sie mit Angst auch auf die Griechenland-Wahlen in zwei Wochen).

Vergessen wir in diesem Zusammenhang auch nicht, dass Frankreich am Abgrund steht. Nicht nur, dass die Ratingagentur Fitch seine Kreditwürdigkeit im Dezember 2014 von Triple A auf AA+ gesenkt hat. Der Schuldenabbau des Landes kommt nicht zügig voran – trotz Milliardeneinsparungen.

Die Arbeitslosigkeit hat in Frankreich ein Rekordhoch erreicht. Im November waren mit 3.488.300 mehr Menschen ohne Erwerbstätigkeit als jemals zuvor. Das Arbeitsministerium teilte im vergangenen Dezember mit, dass die Zahl der Arbeitslosen damit um 5,8 Prozent höher lag als vor einem Jahr. Deutlich stärker war der Anstieg bei Personen über 50 Jahren. In dieser Altersgruppe gab es elf Prozent mehr Arbeitslose als vor Jahresfrist. Die Zahlen zeigen die anhaltende Konjunkturschwäche in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone (Deutsche Wirtschafts Nachrichten).

Zudem steigt seit Jahren die Staatsverschuldung Frankreichs an, überschritt inzwischen sogar die symbolische Schwelle von 2 Billionen Euro. Damit erreicht der Schuldenstand einen Rekordwert von über 95,1 Prozent (erlaubte Obergrenze in der EU = 60 Prozent).

Quellen:

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/12/13/frankreich-rutscht-ab-fitsch-senkt-rating-auf-aa/

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/12/25/frankreich-arbeitslosigkeit-erreicht-neue-rekord-hoehe/

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/frankreich-schulden-steigen-ueber-zwei-billionen-euro-a-994566.html

 

Frankreich als zweitgrößte Volkswirtschaft in Europa ist zum Sorgenkind der EU geworden. Kippt das Land, kippt die EU. So einfach ist das.

So gibt es – unabhängig von Verschwörungstheorien und ob diese nun zutreffend sind oder nicht – doch einen Gewinner der schrecklichen Attentate in Paris: den sozialistischen Staatspräsidenten François Hollande.

Und damit auch die EU-Granden, die lieber einen sozialistischen Führer Frankreichs akzeptieren als eine nationalistische Führerin. Unabhängig von der Frauenquote, versteht sich.

 

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 Ihr und euer

GUIDO GRANDT

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