GUIDO-KOLUMNE-MIX

♦ No.  538 (76/2015) ♦


Die Flüchtlingsdebatte innerhalb der EU um die Aufnahmequoten nimmt an Fahrt auf. Während sich einige Staaten – darunter auch Deutschland –  für weitere (begrenzte) Aufnahmen aussprechen, sperren sich andere komplett dagegen.

Die Frage bleibt aber: Wohin mit den hunderttausenden Flüchtlingen? Alleine in Libyen warten Schätzungen nach zwischen ein und zwei Millionen Menschen auf die Überfahrt übers Mittelmeer ins gelobte Europa.

Vielfach wird von deutschen Politikern aller Parteiencoleur darauf hingewiesen, dass hierzulande schon einmal Millionen von Flüchtlingen aufgenommen worden sind. Gemeint sind jene rund 14 Millionen Vertriebenen aus den Ostgebieten nach Ende des Zweiten Weltkriegs.

Bereits Ende November 2014 forderte der unlängst verstorbene Literaturnobelpreisträger Günter Grass, dass Flüchtlinge aus Kriegsgebieten notfalls auch in privaten Wohnungen in Deutschland untergebracht werden sollen.

Auch „Zwangseinquartierungen“ seien eine Option, wenn es keine anderen Unterbringungsgelegenheiten gebe, sagte Grass während einer Feierstunde der Autorenvereinigung PEN, deren Ehrenpräsident er ist. 

Grass erinnerte daran, dass dies nach dem Zweiten Weltkrieg auch gemacht wurde – unter Murren teilweise, aber die 14 Millionen Deutschen und Deutschstämmigen aus dem Osten seien so wieder schnell auf die Beine gekommen. Ohne diese Menschen, wie später auch die Gastarbeiter, hätte es das deutsche Wohlstandswunder nicht gegeben. Grass sieht bei den Deutschen insgesamt eine hohe Bereitschaft zu helfen.

Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/2014-11/guenter-grass-fluechtlinge-asylrecht-Unterbringung

Doch war das tatsächlich so?

Schlug den deutschen Vertriebenen tatsächlich eine Welle von Hilfsbereitschaft und einer Willkommenskultur der „einheimischen“ Deutschen – den Volksdeutschen – entgegen, wie es uns heute angesichts der Flüchtlingsdebatte aus dem Nahen Osten und Afrika verkauft wird?

Mit der Politiker hierzulande so angeben und werben? Das anscheinend so ins bundesdeutsche Kollektiv-Bewusstsein eingefroren ist?

Und – haben die Alliierten (Russen, Amerikaner, Briten und Franzosen) sich tatsächlich  so fürsorglich um diese deutschen Flüchtlinge gekümmert?

Ich bin diesen Behauptungen nachgegangen, habe Bücher und Archive gewälzt, mit Vertriebenen gesprochen. Und bin zu einem ganz anderen Ergebnis gekommen!

Denn ich selbst bin von dieser Thematik (indirekt) betroffen. Denn auch meine Familie väterlicherseits gehörte zu diesen Vertriebenen.  Sie lebte im westpreußischen Danzig, bevor sie vor der Roten Armee floh.

 

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In der Stadt also, aus der – welch ein Zufall – auch der Literaturnobelpreisträger Günter Grass stammte.

 

Meine Familie väterlicherseits wollte mit dem Kreuzfahrt- und Lazarettschiff Wilhelm Gustloff aus Danzig fliehen. Doch diese war bereits überbelegt, sodass sie keinen Platz mehr fanden.

Die Gustloff wurde kurze Zeit später, am 30. Januar 1945 vor der Küste Pommerns durch das sowjetische U-Boot S-13 versenkt. Es kamen mehr als 9000 Menschen ums Leben, zumeist Zivilisten. darunter viele Kinder. Dies war der verlustreichste Untergang eines einzelnen Schiffs in der Geschichte der Seefahrt.

 

Scherl Bilderdienst: II. Weltkrieg 1939 - 1945, Überfall auf Polen am 1. September 1939. Das KdF - Schiff "Wilhelm Gustloff" wird als Lazarettschiff eingesetzt, hier im Danziger Hafen im Herbst 1939. 12065 - 39
Scherl Bilderdienst:
II. Weltkrieg 1939 – 1945, Überfall auf Polen am 1. September 1939.
Das KdF – Schiff „Wilhelm Gustloff“ wird als Lazarettschiff eingesetzt, hier im Danziger Hafen im Herbst 1939.
12065 – 39

 

So floh ein Teil meiner Familie mit einem Treck über das preußische Haff.

 

Ein Foto eines Flüchtlingstrecks aus Danzig im Februar 1945.

755px-Bundesarchiv_Bild_146-1996-030-01A,_Danzig,_Flüchtlingstreck

 

 

Bei ihrer Flucht wurden vier meiner Tanten von russischen Soldaten mehrfach vergewaltigt und eine erschossen. Mein Neffe – noch ein kleines Kind – war Augenzeuge davon. Dabei griffen russische Jagdbomber den Flüchtlingstreck an. Hunderte Frauen, Kinder und Alte kamen ums Leben. Meine Großmutter mit ihren drei Kindern (darunter mein Vater) überlebten den Angriff nur mit Glück.

 

Bundesarchiv_Bild_146-1990-001-30,_Flüchtlingstreck

 Fotoquelle: Bundesarchiv_Bild_146-1990-001-30,_Flüchtlingstreck

Die schwergebeutelten Vertriebenen gelangten schließlich in ein dänisches Internierungslager. Dort wurden sie als „tiski swin“, als „deutsche Schweine“ beschimpft.

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 Fotoquelle: Abfotografie eines Photos im Rigsarchivet (Reichsarchiv) in Kopenhagen. Restauriert vom Verfasser (Urheber Eikasino)

 

Drei Jahre später ging es dann weiter mit dem Zug nach Süddeutschland, wo sie eine neue Heimat fanden.

Doch auch dort wurde sie alles andere als freundlich empfangen. Ganz im Gegenteil. Zehn Jahre später kam mein Großvater, der kurz vor Moskau in Gefangenschaft geraten war, wieder aus einem sibirischen Gefangenenlager zurück. Die Familie war wieder vereint.

In den nachfolgenden Artikeln möchte ich mich hinsichtlich dieser Thematik jedoch nicht ausschließlich auf die Erlebnisse meiner Familie (väterlicherseits) beziehen, sondern auf harte Fakten.

Und die haben es in sich.

Und räumen wahrlich auf mit dem Mythos, der Geschichtsverklitterung der „Willkommenskultur“ der „einheimischen“ Deutschen mit den vertriebenen deutschen Flüchtlingen.

Denn es war anders.

Ganz anders.

Geradezu beschämend.

 

Fortsetzung folgt …


DENKEN SIE IMMER DARAN:

SIE HABEN EIN RECHT AUF DIE WAHRHEIT!

 Ihr und euer

GUIDO GRANDT

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Ein Gedanke zu „Der entzauberte Mythos: "Rucksackdeutsche, Polacken, Russkis" – Die Wahrheit über die angebliche Willkommenskultur gegenüber DEUTSCHEN Flüchtlingen/Vertriebenen! (1)“
  1. Sie haben vollkommen recht, auch wir haben darüber solche Berichte gelesen.
    Es ist so traurig, dass auch Ihre Familie von diesem menschenunwürdigen Verhalten betroffen war, zumal sie fliehen MUSSTEN. Apropos, was sagt die muslimische Kurdin Leyla Bilge (Menschenrechtlerin, `Alternative für Deutschland´-Mitglied) über heutige Flüchtlinge in unserem schönen Land: Sie verwies als Augenzeugin darauf, dass „statt der Menschen, die in den Kriegsgebieten unter dem IS-Terror leiden, jene jungen Männer gekommen seien, die sich, vor dem Kriegsdienst für ihre Heimat geflüchtet, längst in sichere Gebiete abgesetzt hätten“.
    http://0cn.de/n-r-w-direkt

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