GuidosKolumneNEU4

♦ No.  546 (84/2015) ♦


Es ist das mieseste, dreckigste Geschäft, das es gibt: Der Handel mit kleinen Mädchen und Jungen. Weltweit.

Auch den Ermittlungsbehörden  in Deutschland ist längst bekannt, dass Menschenhändler minderjährige Kinder aus Südwesteuropa hierher bringen, um sie für Straftaten oder Zwangsarbeiten einzusetzen. Unter anderem als sogenannte „Bettelkinder“.

Hierüber wurde ich bei meinen Recherchen von Ermittlern „inoffiziell“ darüber informiert, dass in Berlin solche Plätze hinreichend  bekannt sind. U.a. Alexander-Platz, Kudamm, Wittenbergplatz, Hardenbergplatz, Breitscheitplatz.

Andere Kinder wiederum werden gezwungen in Banden Straftaten zu verüben, wie beispielsweise Diebstähle. Da Kinder nicht strafmündig sind dürfen diese Fälle in der polizeilichen Kriminalstatistik nur anonymisiert erfasst werden. So kann letztlich nicht festgestellt werden, wie viele Kinder tatsächlich auf diese Art und Weise in die „Zwangsarbeit“ gesteckt werden. Aus diesem Grund gibt es hierzu ein riesiges Dunkelfeld.

Schon vor einigen Jahren habe ich betreff Kinderhandel Experten von Fachstellen befragt. Die Antworten sind wohl noch genauso aktuell, wie damals und zeigen die gesamte Komplexität.

sodom satanas kinderfoto

Mechthild Maurer von ECPAT Deutschland e.V. in Freiburg sagte mir:

„Leider ist das Thema Kinderhandel nicht wirklich aufgearbeitet in Deutschland. Es gibt fast gar keine belastbaren Fakten. Es gibt weiterhin ein riesiges Dunkelfeld in Deutschland. Zusätzlich werden oftmals die Delikte , die im Hellfeld sind, jedoch nicht als Menschenhandel in der Kriminalstatistik der Polizei erfasst. Kinderhandel ist ja auch in Deutschland im Strafgesetzbuch der Adoptionshandel. Handel von Kindern und Jugendlichen finden sich daher unter Menschenhandel. Doch gerade bei Kindern wird es dann in der Regel unter anderen Delikten wie sexuellen Missbrauch oder Nötigung etc. in der Kriminalstatistik erfasst. Meines Erachtens ein schwieriges Terrain.“

Heike Rabe vom Deutschen Institut für Menschenrechte in Berlin erklärte:

„Statistiken gibt es zu Menschenhandel zum Zweck der Arbeitsausbeutung und zum Zweck der sexuellen Ausbeutung beim Bundeskriminalamt. Hier wird jedes Jahr ein so genannter Lagebericht Menschenhandel erstellt. Hierin wird auch das Alter der Opfer ausgewiesen. Interne Statistiken führen nach unterschiedlichen Variablen auch die Fachberatungstellen gegen Menschenhandel. Die sind nicht öffentlich zugänglich, die Beraterinnen werden aber in der Regel wissen, wie viele Minderjährige sie pro Jahr beraten haben. Grundsätzlich ist es bei Menschenhandel so, dass Betroffene, die als solche von den Behörden identifiziert werden und bereit sind, als ZeugInnen in Strafverfahren auszusagen, eine Aufenthaltserlaubnis für die Dauer des Verfahrens bekommen. Werden sie nicht als Opfer erkannt oder fehlen ihnen Informationen, die für das Strafverfahren nützlich sind oder haben sie Angst gegen die Täter auszusagen, werden sie in der Regel abgeschoben. Zusätzlich zur Aufenthaltserlaubnis bekommen die Betroffenen in der Regel Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Das entspricht circa 200 Euro im Monat, eine Unterbringung in Sammelunterkünften oder – so sollte es nach Maßgabe der Verwaltungsvorschriften zum Aufenthaltsgesetz sein –  in Zufluchtswohnungen der Beratungsstellen. Medizinische Versorgung wird nur im Notfall und zur Behandlung akuter Erkrankungen gewährt. Bei Minderjährigen ergeben sich an verschiedenen Stellen Besonderheiten, da sich ihre Versorgung  nach dem KJHG richtet. Hier spielen noch die Themen der Inobhutnahme durch die Jugendämter, Stellen eines Vormundes für die Betroffenen, Schulzugang etc. eine Rolle. Die Versorgung geht weiter als nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, so dass es in der Praxis häufig zu Schwierigkeiten kommt, wenn es um die Altersfeststellung der Betroffenen geht. Das ist insgesamt ein komplexes Problem und Bedarf eines längeren Gespräches mit Fachleuten aus der Praxis. Hierfür empfiehlt sich der Bundesverband der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge.“

Maya Dähne  von Save the Children Deutschland e.V. in Berlin meinte:

„…Unser Team in Deutschland ist Teil der weltweit größten unabhängigen Kinderrechtsorganisation mit Projekten in 120 Ländern. Die Schwerpunkte unserer Arbeit sind Überleben und Gesundheit, Schule und Bildung, Schutz vor Gewalt und Ausbeutung sowie Not-und Katastrophenhilfe. Zum Themenkomplex Kinderhandel arbeitet Save the Children v.a. in Afrika und Asien. Dazu haben die Kollegen von Save the Children in London verschiedene Studien publiziert…In Osteuropa ist Save the Children seit 2002 im Rahmen des „Regional Child Trafficking Response Programm“ aktiv. Das Programm läuft in folgenden Ländern: Albanien, Bosnien, Bulgarien, Kosovo, Rumänien, Serbien…In Deutschland ist Save the Children nicht mit eigenen Projekten aktiv, die sich mit dem Thema Kinderhandel beschäftigen, sondern wir fördern die Programme in den betroffenen Ländern.“

Christian Ramm von Terres des hommes (Hilfe für Kinder in Not) in  Osnabrück berichtete:

„…terre des hommes Deutschland hat in den Jahren 2001-2005 intensiv an dem Thema Kinderhandel gearbeitet, aber mittlerweile ist unsere Schwesterorganisation in der Schweiz, die Stiftung terre des hommes in Lausanne hier der bessere Ansprechpartner. Unsere Schweizer Kollegen haben zu diesem Thema anders als wir auch Programme und Partner in Europa (Südosteuropa, ggf. Spanien)…“

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Marion Michels vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Bundesgeschäftsstelle, Köln gab mir zur Auskunft:

Dass Kinder aus Südosteuropa in den Westen Europas gebracht werden, um beispielsweise zu betteln oder gezielt kriminelle Handlungen auszuführen, ist bedauerlicherweise kein neues Problem. Zahlen zu dem Phänomen sind uns nicht bekannt. Es ist aber davon auszugehen, dass es sich um ein vielschichtiges Problem handelt. Beispielsweise wäre die wirtschaftliche Entwicklung, die Entwicklung der Heimkinder (Waisenkinder, von Eltern abgeschobene Kinder) oder auch die Abwanderung von Eltern für Arbeit in den entsprechenden Ländern zu ergründen, um Aussagen über die vermeintlich steigende Zahl potentieller Opfer treffen zu können. Dann wäre zu klären, inwieweit die Öffnung der Grenzen für einen ungehinderten Zugang in den Westen gesorgt hat. Für Deutschland wird es nicht leicht sein, Datenmaterial zu bekommen. Einerseits wäre die Kriminalstatistik heranzuziehen. Hieraus erhält man ggf. Zahlen zum Menschenhandel. Dann wäre aus der Jugendhilfestatistik die Zahl der minderjährigen unbegleiteten Kinder zu ermitteln. In beiden Fällen hätte man aber vermutlich keine direkten Angaben zu dieser speziellen Fragestellung. Recherchieren bei: Statistische Ämter der entsprechenden Länder, Europol, Destatis, Deutsche Botschaften im Ausland, Ausländische Botschaften in Deutschland, Kriminalstatistik, Bundesgrenzschutz, Ausländerbehörden.Transitländer werden alle zwischen dem Herkunftsland und Deutschland sein (vermutlich Polen, Slowakei, Tschechien, Österreich und weitere Länder im Osten, je nachdem woher die Kinder stammen). Der genaue Transportweg wäre zu klären. Ein normalen PKW und eine Tarnung als Familie oder Geschäftsreisende erschiene am einleuchtendsten. Der Seeweg oder der Transport in einem LKW ist deutlich zu gefährlich und wahrscheinlich sogar kostenintensiver. Uns sind keine Kinder bekannt…Da die Kinder meist nur über mangelnde Kenntnisse der Landessprache verfügen, wird es eher selten dazu kommen, dass Kinder solche Anlaufstellen direkt aufsuchen. Zudem sind sie meist in einer „Bande“ eingebunden sind und kaum in der Lage sich so frei zu bewegen. Am wahrscheinlichsten erscheint ein Kontakt mit Anlaufstellen nach Aufgreifen durch die Polizei. Nach dem Aufgreifen durch die Polizei würde das örtliche Jugendamt eingeschaltet, dass sich zunächst um die Unterbringung des Kindes kümmert. Damit das Kind umgehend gut versorgt werden könnte, würde ein Heimplatz vermittelt. Dort sind natürlich Sozialarbeiter/Erzieher etc. eingesetzt, die sich kümmern. Im weiteren Verlauf würde, so es keine Eltern in Deutschland gibt, das Familiengericht vom Jugendamt eingeschaltet werden, um einen Vormund zu bestimmen. Nähere Informationen über das Asylverfahren bzw. die weitere Klärung des Aufenthalts des Kindes in Deutschland sind uns nicht bekannt, können aber bei der Ausländerbehörde erfragt werden…“

Und Beate Köhn vom Berliner Notdienst Kinderschutz ergänzte:

„Leider können wir Ihnen nicht mit  Zahlen, Daten, Fakten selber weiterhelfen. Ich kann Ihnen aber empfehlen sich an die EAC – Erstaufnahme-/Clearingstelle zu wenden. Die Erstaufnahmeeinrichtung und Clearingstelle (EAC) kann 40 minderjährige Flüchtlinge aufnehmen, die alleine und unbegleitet nach Deutschland kommen; die sich tatsächlich in Berlin aufhalten oder Berlin als Asylsuchende zugeteilt wurden und die schutzbedürftig sind. Das Hauptanliegen der EAC ist es, durch stationäre Krisenintervention die akute Gefährdungs- und Krisensituation der aufgenommenen jungen Menschen zu beenden…“

Aus den Antworten der Experten aus den Fachstellen ergibt sich die Komplexität und die Schwierigkeit des Themas Kinderhandel und Kinderarbeit in Deutschland. Nicht zu vergessen der Aspekt, dass durch die Öffnung der Grenzen dieser „Handel“ viel leichter fällt. Getarnt als „Familie“ oder „Geschäftsreisende“ können solche Händler mit ihren Opfern ungehindert (EU-weit) nach Deutschland reisen. Auch kommen Kinder scheinbar als sog. minderjährige Flüchtlinge alleine und unbegleitet hierher.

Es gibt fast keine Zahlen darüber und wenn doch, dann fließen diese teilweise unter andere Delikte wie sexueller Missbrauch oder Nötigung in die Statistiken ein. Somit wird nochmals ein gewaltiges Dunkelfeld erkennbar. Betroffene (Erwachsene), die nicht aussagen wollen, werden in der Regel abgeschoben. Minderjährige dürfen nicht abgeschoben werden, kommen nicht in offene Stellen, sondern in die Inobhutnahme der Jugendämter, wobei diese mir gegenüber Unwissen darüber äußerten und werden dann in Heime untergebracht. Zudem muss ein Vormund bestellt werden. Dieses ganze Prozedere ist schwierig, weil oftmals die Altersbestimmung der Kinder/Jugendlichen schwer ist.

Fazit meiner Recherchen: Menschen- und insbesondere Kinderhandel sind nach wie vor ein schockierendes Milliardengeschäft.

Politik und Ermittlungsbehörden scheinen größtenteils machtlos zu sein.

Vielleicht aber sollten sich die gewählten Volksvertreter weniger damit beschäftigen, ob wir weibliche oder männliche Ampelmännchen brauchen. Sondern sich um jene kümmern, die oftmals schutz- und hilflos da draußen sind, misshandelt, sexuell missbraucht, verkauft, gehandelt und getötet werden:

Unsere Kinder.

Unsere Zukunft.

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 Teil 1: https://guidograndt.wordpress.com/2015/06/06/schockierend-beschamend-unglaublich-das-dreckige-geschaft-mit-unseren-kindern-1/


 

DENKEN SIE IMMER DARAN:

SIE HABEN EIN RECHT AUF DIE WAHRHEIT!

 Ihr und euer

GUIDO GRANDT

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Akte Natascha Kampusch - Die Geheimdokumente_NEU2
http://www.alaria.de/home/2674-akte-natascha-kampusch.html

 

 

 

 

 

 

 

 

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