GUIDO-KOLUMNE-MIX♦ No.  619 (37/2016) ♦


Während die Schlammschlacht zwischen Kampusch Anwälten und Peter Reichard, Autor des „Der Entführungsfall Kampusch. Die ganze beschämende Wahrheit“, weiter geht, in dem alle, die den Fall kritisieren als „Verschwörungstheoretiker“ abgetan werden, bleibe ich bei den mir vorliegenden Fakten. So schreibt Reichard in einem Artikel in der Welt etwa:

Direkt pädophile Neigungen hatte Priklopil offenbar nicht. Er war auch nicht jemand, der ins Bordell lief oder einer sadomasochistischen Szene angehörte. Sadistische Züge zeigte er im alltäglichen Umgang mit seinem Opfer…

Quelle: Welt am Sonntag, 20.03.18, S. 15

Peter Reichard, der ja viele Monate oder gar Jahre im Entführungsfall recherchiert hat, müsste folgende Fakten wissen, die ich in meinen Büchern Fall Natascha Kampusch – Die „inoffizielle“ Story (Band 1-3) zusammengetragen habe.

Nach wie vor bin ich aufgrund der mir vorliegenden (teilweise geheimen) Dokumente, Polizei-Videos- und Polizeitonbänder davon überzeugt, dass es sich bei diesem Fall um ein Komplott handelt. Nicht nur der ermittelnde Soko-Leiter Oberst Kröll ging davon aus, dass es sich um ein Pädo-Netzwerk handelt, das dahinter steckt, sondern auch andere, die alles andere als Verschwörungstheoretiker sind. Kröll hat seine Ermittlungen mit dem Leben bezahlt. Scheinbar hat er Selbstmord begangen. Auch darauf wird noch einzugehen sein.

In der Folge werde ich hier auf meinem Blog die mir als Kopien vorliegenden Originaldokumente teilweise veröffentlichen, die etwas ganz anderes belegen, als die „offizielle“ Version des spektakulären Entführungsfalles.

Doch zurück zu Kampusch Entführer Wolfgang Priklopil, der nach Reichard „offenbar keine dirketen pädophilen Neigungen“ hatte und auch keiner „sadomasochistischen Szene“ angehörte.

Meine Erkenntnisse sind andere. Prikolpil soll sogar Kinderpornos im Besitz gehabt  und sich  schwer an einer Prostituierten vergangen haben.

Nein, diese Infos kommen nicht von kruden Verschwörungstheoretikern, sondern stammen aus einem Vernehmungsprotokoll des Freundes und Geschäftspartners des Entführers. Und von einem hochrangigen österreichischen Politiker.

Der Reihe nach.

Johann Rzeszut, ehemaliger Präsident des Wiener Obersten Gerichtshofes und Mitglied der Kampusch-Evaluierungskommission erklärt: »In Bezug auf Besitz von Kinderpornos von Wolfgang Priklopil können wir keine zuverlässigen Angaben festhalten. Tatsache ist, dass der dem verstorbenen Priklopil nahestehenden Freund eine derartige Behauptung aufgestellt hat, aufgrund einer Mitteilung, die ihm angeblich von Seiten Priklopils zugekommen ist«.[1]

Tatsächlich gibt Priklopils Freund und Geschäftspartner Ernst H.[2] bei einer seiner Vernehmungen[3] zu Protokoll[4], dass er kein gutes Verhältnis zu Frauen gehabt hätte. »Er hatte einfach keinen Zugang«. Auf die Frage hin, welche sexuellen Neigungen dieser gehabt hätte, antwortet Ernst H.: »Er hat mir einmal erzählt, dass er Kinderpornos und auch normale Pornos hat. Dies war ca. 1994. Gesehen habe ich diese nicht. Er erwähnte nur, er müsse diese vor seiner Mutter verstecken. Weiters hat er mir einmal erzählt (vermutlich im Jahre 1994), er würde monatlich zu ‚Nutten‘ gehen. Dies habe ich ihm jedoch nicht abgenommen, da er für solche Sachen meiner Meinung nach zu sparsam war«. Bei einer anderen Vernehmung[5] sagt Ernst H. dazu: »Ich kann mir vorstellen, dass er (Priklopil/d.A.) anderen Personen Schmerzen zufügt. Er ist sicher einer gewesen, der Frauen unterwürfig bzw. abwertend behandelt hat. Er hat mir einmal erzählt, dass er Kinderpornos hätte. Dies erwähnte er, als wir noch bei der Firma K.[6] gearbeitet haben«.

Hier eines der Vernehmungsprotokolle von Ernst H.:

Niederschrift E.H._Kinderporno Priklopil_1

Niederschrift E.H._Kinderporno Priklopil_2

Handelte es sich bei diesen Kinderpornos eventuell um jenes Bildmaterial, das nun irgendwo im Bürokratie-Moloch der Ermittler und/oder Ministerien verschwunden ist? Musste es verschwinden, weil es nicht nur Natascha Kampusch zeigte, sondern auch belegen würde, dass Priklopil sich in der Pädophilenszene bewegte, vielleicht sogar einem Kinderpornoring als »Zuträger« angehörte?[7] AUF DIESEN PUNKT WERDE ICH NOCH GESONDERT EINGEHEN.

Allerdings täuschte sich Ernst H. bei der Annahme, dass Priklopil zu »sparsam« gewesen sei, um die Dienste von Prostituierten in Anspruch zu nehmen. Recht wiederum hatte er mit der Annahme, dass der Entführer Frauen unterwürfig und abwertend behandelt hatte und anderen Personen Schmerzen zufügte. So kam es in einer Wohnung, die Priklopil restaurierte und dann weiterverkaufte zu einer Tat an einer Prostituierten – gegen ihren Willen.[8]

Als ich den Grünen-Nationalratsabgeordneten Peter Pilz in seinem Büro in Wien für ein Interview aufsuche, zeigt er mir einen dementsprechenden Akt. »Prilopil war in sexuellen Dingen sicher schwer pathologisch und gewalttätig, eine wirklich monströse Erscheinung« sagt er. »Die Hinweise auf Kinderpornografie sind ja teilweise nicht im Akt, obwohl darauf verwiesen wird, was mich sehr gewundert hat, aber es gibt andere Hinweise und detaillierte Schilderungen, etwa wie sich Priklopil eine Nacht lang an einer Prostituierten vergangen hat. Das grenzt an einen fortgesetzten Mordversuch. Priklopil muss im hohen Maße auffällig gewesen sein. Das war keiner der mal mit einem Päckchen Zucker an einem Kindergarten vorbeigeht und sonst nicht auffällt«[9].

Interessant ist, dass laut Grünen-Politiker die Hinweise auf Kinderpornografie teilweise nicht im Akt sind, obwohl darauf verwiesen wird! Schon alleine daran ist zu erkennen, wie diese „manipuliert“ wurden.

Sicher hat Peter Pilz mit seiner Einschätzung recht. Erinnern möchte ich noch einmal an den Hinweis eines Polizeihundeführers vom April 1998 bei dem auf den »Eigenbrötler« Priklopil aufmerksam gemacht wurde, der nicht nur Kontaktprobleme und eventuell Waffen haben könnte, sondern zudem auch einen »Hang zu Kindern« aufweisen sollte.[10]

Bereits 1978 soll Priklopil gegenüber zweier Mädchen als Exhibitionist aufgetreten sein. Später soll er erneut durch eine sexuell motivierte Straftat aufgefallen sein, die allerdings nie verfolgt wurde, obwohl die Betroffene im Jahr 2008 Anzeige erstattet haben will. Nach Angaben einer 1985 sieben Jahre alten Andrea L. habe sich Priklopil im Alter von 23 Jahren in Strasshof, seinem damaligen Wohnort, dem Mädchen auf einem Fahrrad genähert. Beide kannten sich, da die Eltern des Kindes in unmittelbarer Umgebung von Priklopil ein Ferienhaus besaßen. Zunächst habe sich der Radler zu dem Kind gesetzt und geplaudert. Dabei, so Andrea L., habe Priklopil sich darüber beklagt, keine Freunde zu haben und immer allein sein müssen. Dann sei es zu sexuellen Handlungen an dem Mädchen gekommen. Der frühere Priklopil-Nachbar Eugen Z[11]. berichtet, seine Tochter und eine Freundin, damals beide etwa acht Jahre alt, hätten gemeinsam im Wald Beeren gesucht, als Wolfgang Priklopil plötzlich nackt vor den Kindern aufgetaucht sei. In Panik rannten die Mädchen nach Hause.[12] Die Eltern erstatteten Anzeige bei der Polizei. Was daraus wurde, ist unklar.[13]

Wie kann es sein, dass es dem Kriminalisten und Buchautor Peter Reichard entgangen ist, dass Priklopil sehr wohl pädophile Neigungen hatte? Vor allem nicht den Hinweis des oben genannten Polizisten thematisiert hat, der dem Entführer einen „Hang zu Kindern“ attestierte?

FORTSETZUNG FOLGT MIT WEITEREN VERÖFFENTLICHUNGEN VON DOKUMENTEN…


Quellen:
[1] Filmsichtliste, Tape 2, Timecode 06:17-06:48/Archiv Grandt
[2] Name bekannt
[3] Die Vernehmungen liegen mir vor
[4] »(Vernehmungs-)Niederschrift von Ernst H. vom Landespolizeikommando Burgenland, Landeskriminalamt Eisenstadt (GZ VS 05/02)« v. 26.08.2006/Archiv Grandt
[5] »(Vernehmungs-)Niederschrift von Ernst H. vom Landespolizeikommando Burgenland, Landeskriminalamt Eisenstadt (GZ VS 05/02)« v. 27.09.2006/Archiv Grandt
[6] Name bekannt
[7] Siehe hierzu auch: »Heisse Spuren in die Sex-Szene« in: Österreich v. 08.05.09
[8] »Heisse Spuren in die Sex-Szene« in: Österreich v. 08.05.09
[9] Filmsichtliste, Tape 2, Timecode 39:06-40:04/Archiv Grandt
[10] »Chronologie: Der Fall Kampusch – Entführung und Vertuschung« in: diepresse.com (http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/361036/index?gal=361036&index=1&direct=&_vl_backlink=&popup=)/Zugriff: 27.12.12
[11] Name geändert
[12] Vgl: Hall, Alan/Leidig, Michael: »Girl in the cellar«, New York 2007, S. 60/»Wer war Wolfgang Priklopil? : Natascha Kampusch und der stille Nachbar« in: tagesspiegel.de v. 10.08.07 (http://www.tagesspiegel.de/politik/geschichte/wer-war-wolfgang-priklopil-natascha-kampusch-und-der-stille-nachbar/1009872.html)/Zugriff: 11.03.13
[13] »Ermittler zweifeln an Aussagen von 3. Priklopil-Opfer« in: oe24.at v. 21.01.09 (http://www.oe24.at/oesterreich/chronik/Ermittler-zweifeln-an-Aussagen-von-3-Priklopil-Opfer/457644)/Zugriff: 11.03.13/»Staatsanwaltschaftsskandal im Fall Priklopil« in: gegensexuellegewalt.at v. 11.07.09 (http://www.gegensexuellegewalt.at/2009/07/11/staatsanwaltschaftsskandal-im-fall-priklopil/)/Zugriff: 11.03.13

 

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 Ihr und euer

GUIDO GRANDT

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Klaus von Dohnanyi (SPD)

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Weitere Hintergrundinformationen zum Fall Natascha Kampusch hier:

COVER Band 1
http://www.alaria.de/home/2830-fall-natascha-kampusch-die-inoffizielle-story.html
Cover2https://www.alaria.de/home/2831-fall-natascha-kampusch-die-inoffizielle-story.html
Cover3
http://www.alaria.de/home/2832-fall-natascha-kampusch-die-inoffizielle-story.html
Akte Natascha Kampusch - Die Geheimdokumente_NEU2
http://www.alaria.de/home/2674-akte-natascha-kampusch.html

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