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Das Horror-Erdbeben vom 24. August 2016 hat das kleine italienische Dorf Pescara del Tronto der 2.600-Seelen Gemeinde Amatrice in weiten Teilen in Schut und Asche gelegt. Ganze Straßenzüge sehen aus wie nach einer Bombardierung! Drei Viertel der Stadt sind nicht mehr da. Der Erdstoß der Stärke 6,2 (Richterskala) forderte bislang rund 250 Todesopfer. Viele sind durch einen Erdrutsch verschüttet.

Auch in Deutschland kann es zu verheerenden Erdbeben kommen. Allerdings wurden wir mit einem solchen verheerenden Ausmaß – wie oben beschrieben – bislang verschont.

Alle 50 Jahre ein schweres Erdbeben 

Erdbeben sind unberechenbar und zählen zu den größten Naturkatastrophen. Das Erdbebenrisiko hierzulande ist nicht so niedrig, wie allgemein angenommen. Gefährdete Gebiete sind der Rheingraben im Vogtland, das Rheingebiet, Ostthüringen, Westsachsen sowie die Schwäbische Alb (Zollerngraben). Erfahrungswerte und Schätzungen von Seismologen besagen, dass statistisch gesehen alle 50 Jahre mit einem schweren Erdbeben, also eines „Sechser-Bebens“, zu rechnen ist.

Ich selbst habe ein solches mitgemacht:

Tailfingen (schwäbische Alb), Sonntag, 3. September 1978, sechs Uhr morgens:

Fast wie ein Donnerschlag, dumpf und zehntausend Meter tief aus der Erde grollend, rumpelt es auf einmal kräftig. Jäh werde ich in meinem Bett hin und hergeschaukelt, als befände ich mich in einer Wiege inmitten eines Sturms. Um mich herum wackelt sämtliches Mobiliar. Ein Großteil der Bücher aus meinem Schlafzimmerregal fällt zu Boden, Fensterscheiben klirren, Putz und Staub rieseln von der Decke. In der Wand gegenüber erscheint ein Riss, der aussieht, wie mit einem Lineal gezogen. Zehn, zwanzig Sekunden dauert das Grollen aus der Hölle, dann kehrt Ruhe ein. Geschockt und mit weichen Knien stehe ich auf. Draußen vor dem Fenster sehe ich Nachbarn in ihren Schlafanzügen. Kinder weinen. Ihre Häuser sind schwer beschädigt. Ich bin 15 Jahre alt und habe soeben das schlimmste Erdbeben seit Jahrzehnten erlebt, das in Deutschland gewütet hat.

 Verheerende Erbebenfolgen

Da ich in einem Erdbebengebiet (sogar in seinem Epizentrum) aufgewachsen bin, weiß ich sehr genau, welche schrecklichen Folgen ein Erdstoß hat. Das Erdbeben von 1978 hatte mit einer Stärke von 5,7 auf der Richterskala nicht nur Auswirkungen auf die schwäbische Alb. Selbst im 60 Kilometer entfernten Großraum Stuttgart, war nichts mehr so wie zuvor. Hunderte Gebäude waren mehr oder weniger in Mitleidenschaft gezogen. Hätte sich die Naturkatastrophe nicht an einem Sonntagmorgen, sondern an einem normalen Arbeitstag ereignet, wäre es nicht nur bei Schäden in Höhe von mehreren hundert Millionen (damals) Mark geblieben. Unzählige Tote und Verletzte wären zu beklagen gewesen.

Doch nicht nur Erdbeben, sondern auch Gasexplosionen, Erdrutsche, Lawinen sowie Bombardements in einer kriegerischen Auseinandersetzung können Bauwerke zum Einsturz bringen. Ganz oder auch nur teilweise. Und wenn Sie Pech haben befinden Sie sich mitten darin! Können dabei getötet, verletzt, verschüttet oder eingeschlossen werden.

Den Umstand eines Einsturzes können Sie nicht verhindern. Allerdings können Sie sich vorab darauf vorbereiten, um sich im Notfall richtig zu verhalten.

Achten Sie auf Vorwarnungen

Wohnen Sie vielleicht in einem Erdbebengebiet? Im Gebirge? In einer Kriegsbedrohten Region?

Wenn ja, dann sollten Sie vor allem auf Erdbebenvorwarnungen in den Medien hören. Oder auf eine eventuelle Großlawinen- oder Erdrutschgefahren in Ihrer unmittelbaren Umgebung achten.

Ebenso Hinweisen auf das Herannahen kriegerischer Ereignisse. Dies gilt vor allem bei einem Aufenthalt im Ausland oder in Krisengebieten!

Seien Sie auf „alles“ vorbereitet

Wenn Sie sich in einem solchen Risikogebiet befinden, das durch Erdbeben, Großlawinen, Erdrutsche oder kriegerischen Auseinandersetzungen bedroht ist, müssen Sie sich in einem klar darüber sein: Weder in Ihrem Heim, an Ihrer Arbeitsstelle noch an Ihrem Urlaubsort können Sie sich sicher fühlen.

Bereiten Sie sich durch Informationen und auch mental auf ein mögliches Unglück, auf den Einsturz eines Bauwerkes vor, in dem Sie sich befinden.

Ich will Ihnen keine Angst machen: Aber wenn Sie sich vorher ein derartiges Worst-Case-Szenario vorstellen und sich darauf vorbereiten, können Sie damit Ihr Leben retten!

Zwar können Sie durch eine richtige Vorbereitung die hereinbrechenden Ereignisse nicht verhindern aber sich dennoch bessere Voraussetzungen verschaffen. Und sich im Falle der Katastrophe eventuell „schützen“.

„Einsturz-Vorbereitung“

Wichtig ist zunächst ein „Notgepäck“. Nehmen Sie dazu einen großen Rucksack, in den Sie nachfolgende Utensilien einpacken:

– Warme Kleidung und Regenschutz

– Unterwäsche und Socken

– Kopfbedeckung und Halstuch

– Handschuhe und festes Schuhwerk

– Schlafsack und Isoliermatte

– Toilettenartikel, Streichhölzer und Gasfeuerzeug

– Taschenlampe und Kerzen

– Taschenapotheke, Nähzeug und Taschenmesser

– Koch- und Essgeschirr

– Feldflasche und kleinen Gas-Campingkocher

– Luft- und Staubdicht verpackte 2-Tages-Verpflegung

– Wasserdicht verpackte Mappe mit wichtigen Dokumenten (wie beispielsweise Ausweise, Zeugnisse, Krankenscheine, Versicherungspolicen, Verträge, Schecks, Wertpapiere, Geld, Kredit- und EC-Karten)

Stellen Sie Ihr Notgepäck griffbereit in der Nähe der Ausgangstür ab. Versehen Sie den Rucksack zusätzlich mit Namen und Adresse.

„Notfall-Stützpunkt“

Überlegen Sie auch, bei wem Sie außerhalb der gefährdeten Zone im Notfall unterkommen könnten: Bei Verwandten, Freunden, Bekannten oder Arbeitskollegen.

Hinterlegen Sie an diesem „Notfall-Stützpunkt“ eine Reserve an Kleidung, Wäsche und Lebensmitteln. Für alle Fälle.

Die „sichersten“ Aufenthaltsorte

Der „sicherste“ Ort in einem Gebäude ist natürlich der planmäßig konzipierte Schutzraum. Vorausgesetzt es gibt einen solchen.

Sollte Ihnen also der Weg nach draußen durch den Lauf der Ereignisse versperrt seien, sollten Sie den Schutzraum unverzüglich aufsuchen!

Gibt es einen solchen nicht, dann bietet der Keller noch eine gewisse Sicherheit.

Doch auch Räume im Erdgeschoss können durch eine „Verstärkung“ zum brauchbaren Schutz umfunktioniert werden. Das können Sie natürlich nur in Angriff nehmen, wenn Ihnen das Haus oder die Wohnung selbst gehören.

„Verstärken“ Sie das Erdgeschoss

Am einfachsten können Sie kleine Räume mit einer geringen Spannweite der Decke verstärken. Die Raumgröße sollte eine Grundfläche von 2 Quadratmetern pro Person nicht unterschreiten.

Wählen Sie im Erdgeschoss die Mittelmauer (im Keller die Außenmauer) aus und verstärken Sie diese durch Abstützen nach oben und der Seite.

Die Stützen müssen allerdings so gesichert und miteinander verbunden werden, dass selbst bei starken Bewegungen ein Herunterfallen oder Abrutschen nicht möglich ist.

Schaffen Sie sich Ihren eigenen „Schutzraum“

Sichern Sie zunächst die Luftzufuhr in dem abgesicherten Raum. Schaffen Sie dazu Luftkanäle, graben Sie Luftrohre notfalls ein. Ihr äußerstes Ende sollte außerhalb der Trümmerzone liegen. Wenn Sie mehrere Rohre in verschiedenen Richtungen benutzen, dann erhöhen Sie auch die Sicherheit der Luftzufuhr.

Informieren Sie sich per Bau- und Kanalpläne genau über Ihre bauliche Umgebung.

Im Notfall ist dieses Wissen unbezahlbar“. Mit entsprechend bereitgestelltem Werkzeug könnten Sie sich vielleicht sogar selbst befreien.

Hinterlegen Sie in Ihrem „Schutzraum“ ebenfalls Notgepäck, sowie zusätzliche Wasser- und Lebensmittelreserven. Ebenso Werkzeug, Bekleidung und Beleuchtungsmittel.

Achtung Einsturz!

Durch Naturkatastrophen, Unglücksfälle und Krieg können Bauwerke einstürzen.

Dazu gibt es verschiedene „Einsturzbilder“.

– Reihenhäuser: Meist brechen diese einzeln, nach vorne, zusammen. Einzig die Brandmauern halten.

– Einzelhäuser fallen zumeist in sich zusammen. Bei Außendetonationen stürzen sie in Richtung der Detonation.

– Mauerwerksbauten und Fachwerkbauten: Bei einer wie oben beschriebenen Gewalteinwirkung bricht das Mauerwerk oft vollständig zusammen. Das führt zu viel Schutt.

– Selbsttragende Stahl- und Stahlbeton-Gerippegebäude: Bei einem Einsturz entstehen zwischen den oft einseitig herabhängenden Decken Hohlräume. Es gibt keine Trümmerkegel.

– Gemischte Bauten: Stürzen Sie ein, ergibt sich ein Beschädigungsbild wie beim Einsturz von Reihen- und Einzelhäusern.

Bevor ein Bauwerk tatsächlich zum Einsturz kommt gibt es zumeist Anzeichen und Hinweise darauf.

Achten Sie in Zukunft verstärkt auf solche „Vorboten“. Diese Warnungen können Ihnen im günstigsten Fall das Leben retten.

„Vorboten“ eines Gebäudeeinsturzes

– Bröckelnder Verputz.

– Sprünge in den Wänden.

– Knistern und Rieseln in den Wänden.

– Wackeln von Gegenständen Ihrer Einrichtung.

– Herunterfallen von Bildern, Spiegeln und ähnlichem.

– Erschütterungen.

Wenn Sie solche Anzeichen eines Gebäudeeinsturzes wahrnehmen, dann sollten Sie in wenigen Sekunden einen Schutzraum, einen „verstärkten“ Raum oder einen anderen günstigen und sicheren Platz aufsuchen!

Zusätzliche Einsturzgefahren

Stürzt ein Gebäude ein, wird nicht nur das tragende Mauerwerk beschädigt oder ganz zerstört, sondern auch die darin verlaufenden Versorgungsleitungen.

Dabei entstehen neben dem eigentlichen Verschütten weitere Gefahren für Sie.

Beispielsweise der Stromtod durch Elektrizität. Oder Brände und Gasexplosionen durch Funkenbildung der defekten Stromleitungen.

Beschädigte Gasleitungen können zum Ersticken, zur Vergiftung und zur Explosion führen. Zerstörte Wasserleitungen zu Unterkühlung oder gar Ertrinken. Und Rauch und Feuer zu Verbrennungen und Ersticken.

„Zerstörungsformen“ bei Gebäudeeinstürzen

Im Fall eines Bauwerkeinsturzes entstehen gewisse Schadenselemente.

Nachfolgend möchte ich auf die möglichen Formen der Zerstörung eingehen:

– Versperrter Raum: Unzerstörter, mit Trümmern bedeckter Raum.

– Ausgegossener Raum: Mit Trümmern gefüllter Raum, eventuell mit offenem Einschnitt.

– Eingeschlämmter Raum: Wie oben, allerdings noch mit Kalk, Sand, Zement oder Staub und auslaufendem Wasser zugeschlammt.

– Angeschlagener Raum: Nur zum Teil beschädigter Raum, beispielsweise mit Trümmern bedeckt.

– Rutschflächen: schräg liegende, noch tragende Fläche.

– Schichtung: mehrere Rutschflächen über- oder nebeneinander. Oftmals kann durch die Mauerdurchbrüche gesehen werden.

– Ausgepresster Raum: Ein mit Schichtung ausgefüllter Raum.

– Halber Raum: Ein als Hohlraum erhaltener Teil eines Raumes.

– „Schwalbennest“: Offener, teilweise beschädigter Raum.

– Randtrümmer: Trümmer auf dem Gehsteig oder auf der Fahrbahn.

– Schuttkegel: Trümmer- und Schuttberge mit eventuellen Schächten oder offenen Einschnitten.

„Richtig“ Verhalten bei einem Gebäudeeinsturz

Nach dem Sie dies alles wissen, ist es nun Zeit Ihnen zu sagen, wie Sie sich bei einem Einsturz ohne Vorwarnung verhalten sollten: Wenn Sie also keine Chance mehr haben einen halbwegs „sicheren“ Raum zu erreichen.

Machen Sie sich zunächst klar, wo im Gebäude Sie sich eigentlich befinden:

– In einem oberen Stockwerk (und in welchem).

– Im Erdgeschoss.

– Oder in Kellerräumen.

Das Gebäude – oder Teile davon – in dem Sie sich gerade befinden, stürzt ein. Sie haben keine Möglichkeit mehr einen sicheren Raum zu erreichen. Nachdem Sie sich vergegenwärtigt haben, in welchem Gebäudeteil Sie sich befinden heißt es nun schnell zu handeln!

Richtig Verhalten bei einem Gebäudeeinsturz

Ob Sie sich im Keller, im Erdgeschoss oder in einem oberen Stockwerk befinden: Ihre Handlungsweise ist – mit einer Ausnahme – immer gleich:

– Kauern Sie sich in einer Mauerecke hin zur Außenmauer oder unter einem Türausschnitt zusammen.

– Um trotz möglicher Staubentwicklung Atmen zu können, bedecken Sie Mund und Nase mit einem Teil Ihrer Bekleidung.

– Um ihren Kopf vor fallenden Trümmern zu schützen sollten Sie einen (stabilen) Gegenstand über sich halten. Wenn Ihnen der nicht zur Verfügung steht, dann nehmen Sie Ihre Arme!

Sollten Sie sich im Erdgeschoss befinden versuchen Sie, wenn möglich, ins Freie zu fliehen!

Richtig Verhalten nach einem Gebäudeeinsturz und bei Verschüttung

Direkt nach einem Einsturz wird die Luft von Staub angereichert sein.

Zunächst ist deshalb das wichtigste Ihre Atemluft! Atmen Sie daher ruhig und ohne Panik durch den Filter ihres Bekleidungsstückes. So können Sie Ihre kostbare Atemluft sparen.

Stellen Sie fest, ob Sie eingeklemmt sind. Achtung: Langsam, damit durch Nachrutschen von Schutt und Trümmern alles nicht noch schlimmer für Sie wird!

Sind Sie verletzt, prüfen Sie, ob von Ihnen eine notdürftige Erstversorgung der Wunden durchgeführt werden kann.

Sind Sie eingeklemmt, finden Sie heraus, ob eine Selbstbefreiung überhaupt möglich ist. Sollte dies der Fall sein, dann versuchen Sie sich vorsichtig aus dieser Situation zu befreien.

Wenn dies nicht möglich ist, versuchen Sie wenigstens eine bequemere Körperhaltung anzunehmen.

Machen Sie unbedingt mit Klopfzeichen oder Rufen auf sich aufmerksam! Denn es kann sein, dass bereits Rettungsmannschaften zu Ihnen unterwegs sind.

Sollten Retter Ihre Rufe oder Signale erwidern, so antworten Sie darauf. Damit vereinfachen Sie Ihre Ortung.

Bleiben Sie ruhig und warten Sie Ihre Bergung ab. Sie müssen dabei Geduld haben, denn Bergungsabläufe können sich als schwierig erweisen.

Schließlich wollen die Rettungsmannschaften Sie keineswegs mit unprofessionellem Vorgehen erneut gefährden. Außerdem bewegen sich diese zumeist auf unübersichtlichen Trümmerfeldern eines unbekannten Areals. Vielleicht kommt noch Dunkelheit, Regen, Schnee oder Eis dazu.

Die Rettungstrupps müssen sich auch selbst sichern, eventuell Gemäuer abstützen, Feuer löschen. Wasser- oder Gasrohre absperren, Stromleitungen abschalten oder unterbrechen, Luftöffnungen schaffen, verschüttete Räume durchbrechen oder gar sprengen.

Auch wenn es Ihnen wie eine halbe Ewigkeit vorkommt: Vertrauen Sie auf Ihre Rettung – und auf Ihre Retter!

Der Einsturz eines Bauwerkes und damit verbunden eine eventuelle Verschüttung von Menschen ist zumeist eine lebensbedrohliche Katastrophe. Eine schwierige Situation aus der Sie normalerweise ohne Hilfe nicht herauskommen.

Die Informationen und Ratschläge, die ich Ihnen mit an die Hand gegeben habe, können Ihnen trotzdem dazu verhelfen, sich in eine günstigere Lage zu bringen. Oder rechtzeitig auf die Anzeichen eines Gebäudeeinsturzes zu achten, um vielleicht doch noch die Flucht ins Freie zu schaffen.

Hintergrundinformationen und wie Sie sicher durch alle Krisen, Katastrophen und Terrorgefahren kommen, hier:

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Mein aktueller Sicherheitsratgeber:

https://ratgeber.benefit-online.de/index.php?id=4297&shop_wkz=FUS5031&np=1


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BLEIBEN SIE SICHER!

 Ihr und euer

GUIDO GRANDT


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