Auf dem Evangelischen Kirchentag feierten sie sich selbst!

Der Umgang mit Pädokriminalität & den Opfern bleibt jedoch eine Schande!


Gestern ging der Evangelische Kirchentag zu Ende.

Hehre Worte wurden gefunden, sich gegenseitig auf die Schultern geklopft, aber beim Thema sexueller Missbrauch von Kindern, von Pädokriminalität in den Reihen der evangelischen Kirche oder ihrer Institutionen, sah das anders aus.

So erklärte beispielsweise die Süddeutsche Zeitung:

Die Debatte über sexuelle Gewalt auf dem Evangelischen Kirchentag zeigt eines: Ohne den Dialog mit den Opfern geht nichts. Zu dieser Veranstaltung sind sie gekommen – auch wenn sie dort erst nicht vorgesehen waren.

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Ich habe mich intensiv mit der Pädokriminalität in den beiden großen Kirchen in Deutschland beschäftigt. Nicht nur mit den Verbrechen in der Katholischen, sondern auch in der Evangelischen Kirche.

Nachfolgend drei Beispiele, die einen „Blick in die Hölle“ offenbaren:

Fallbeispiel: Pastor Leen van D.: „Auch ich bin ein Pädophiler“ [1]

Für großes Aufsehen sorgt Dr. Leen van D., evangelischer Pastor und Dozent für Kirchenrecht an der Freien Universität in Amsterdam, mit einer Veröffentlichung in der protestantischen Tageszeitung Trouw im Januar 1998. Darin bekennt er freimütig: „Auch ich bin ein Pädophiler“. Einer, der Kinder „lieben“ würde. „Als Pädophiler muss man vorsichtig leben“, meint er weiter. „Die Initiative geht selten vom Pädophilen aus. Es ist fast immer das Kind, das das Gefühl der Zuneigung bemerkt und sich dadurch angezogen fühlt.“

Der evangelische Pastor verdammt zwar „Leute wie Dutroux“ und Frauen- und Kinderhandel, meint aber die meisten Kinder hätten „nach wie vor gute Erinnerungen an den Umgang mit dem größeren, erwachsenen und respektablen Freund“. Es wäre „tendenziös, von Opfern zu sprechen“. Es könne auch ein „Segen sein, eine Zeit lang das Objekt von aufrichtiger und ehrlicher Liebe zu sein“.

Die öffentliche Reaktion lässt nicht lange auf sich warten. Eine Pfarrerin sowie Psychotherapeuten widersprechen vehement: Sexuelle Beziehungen im Kindesalter könnten schwere psychische Probleme verursachen.


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Auch Opfer von sexuellem Missbrauch protestieren. Der Vorsitzende der reformierten Kirchensynode, Richard V., nimmt den pädophilen Pfarrer in Schutz, spricht von einem gottesfürchtigen Mann, der ein Plädoyer für Nächstenliebe gehalten habe.

Dennoch legt Leen van D. sein Amt als Universitätsdozent nieder und auch der Niederländische Synodenvorstand tritt zurück. Wenige Tage später widerruft Leen van D. seine Aussage pädophil zu sein.

Quellen: 

[1] „Pädophiler Pfarrer?“ in: „Menschenrechte für die Frau TERRE DES FEMMES 1/1998“, 11/“Als Pädophiler muss man vorsichtig leben“ (Aus der Zeitung „Trouw“ v. 10.01.1998, S. 11)(Internet: http://mitglied.tripod.de/imt/gdeu.htm (Zugriff: 19.08.1999))


Pfarrer B. aus Simbach: „Über Missbrauch, Dorfidylle und Schweigegeld“ [1]

Im Sommer 1997 macht sich der Dreiundvierzigjährige, evangelische Pfarrer Thomas B. [2] aus Simbach am Inn, verheiratet – seine Ehefrau ist ebenfalls Pfarrerin – und Vater von drei Söhnen das erste Mal an die fast dreißig Jahre jüngere Schülerin Katharina S. [3] heran.

Ihre Mutter schöpft Verdacht, nimmt den Kampf gegen den Pfarrer, der vom Kirchenvorstand geschützt wird, aber auch gegen einen Großteil der Gemeinde auf. Denn die Menschen auf der Straße tuscheln, die vierzehnjährige Katharina hätte das ja selbst so gewollt, denn nicht mal ein Pfarrer könne immer widerstehen.

Dann wird bekannt, dass sich Pfarrer B. noch andere Mädchen genähert haben soll, darunter die Tochter eines Kirchenvorstandsmitglieds. Aber die Eltern schweigen.

Anderthalb Jahre später hat Mutter Heidi erreicht, dass der allseits beliebte Pfarrer, der die Jugendlichen von der Straße holte, Badeausflüge und Grillfeste mit Übernachtungen organisierte, letztlich alles zugibt. Bei Spiel- und Filmabenden wurden Horror- und Sex-Videos gezeigt, wie später durchsickert. Ebenfalls, dass der nette, nur mit einer Unterhose bekleidete Pfarrer, schon auch mal beim Toben unter den Bettdecken der Mädchen verschwand.

Im April 1999 wird Pfarrer B. suspendiert, im selben Monat kommt es zur Gerichtsverhandlung. Und obwohl Heidi S. mehrere betroffene Mädchen kennt, kommt nur der Missbrauch an ihrer eigenen Tochter zur Sprache.

Eine Strafe von zwei Jahren Gefängnis würde dem Pfarrer die weiteren Tätigkeiten im pastoralen Dienst verbauen. Gericht und Anwälte verhandeln. Pfarrer B. legt ein Geständnis ab, spricht dabei von einer „echten Liebesbeziehung“.

Schließlich wird er zu einem Jahr und zehn Monaten auf Bewährung verurteilt. „Unter Würdigung aller Strafzumessungserwägungen erschien für jede der vom Angeklagten begangene Tat jeweils eine Freiheitsstrafe von 10 Monaten erforderlich aber auch ausreichend“, ist im Urteil zu lesen. Und das obwohl der Pfarrer sich des sexuellen Missbrauchs in achtzehn Fällen schuldig gemacht hat und er „die ungestörte Sexualentwicklung des jugendlichen Opfers im erheblichen Maße gefährdet“ hat, wie es weiterhin heißt.

Doch strafmildernd wirkt sich aus: „Die Nachteile des Angeklagten im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit sind offensichtlich. Ihm wurden sämtliche pastoralen Aufgaben entzogen. Der Angeklagte war vielfach Gegenstand öffentlicher Anprangerung. Diese Umstände sind strafmildernd zu werten.“


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Der Gedanke an einen „Deal“ beim Strafmaß zwischen der Evangelischen Kirche, Anwälten und Justiz liegt nahe. Ferner beträgt die Bewährungszeit drei Jahre, die Bewährungsauflage in Höhe von 10 000 D-Mark (rund 5 000 Euro) soll in monatlichen Raten von je 1 000 Mark (rund 500 Euro) an die Aktion „Kinder in Not“ bezahlt werden.

Der alles anders als finanziell gut gestellten Mutter des Opfers, Heidi S., stellt die Kirche eine Anwältin, um ihre Schmerzensgeldansprüche durchzusetzen. Dabei sprechen sich die Juristen untereinander ab. Heidi S. bleibt nur noch „Begleiterin“ des Verfahrens.

Die Anwälte Pfarrers B.s erklären: „Die von Ihnen (der Anwältin der Mutter/d.A.) mitgeteilten Erfahrungswerte für ‚Opfer‘ dürften hier wohl nicht zutreffen, da das gesamte Verhalten beider Betroffener wohl nicht als ‚Missbrauch‘ gewertet werden konnte, sondern eher eine zwischenmenschliche Beziehung bestand, die letztendlich wohl durch das wenig einfühlsame Verhalten der erziehungsberechtigten Mutter in die Öffentlichkeit gelangte, wo sie mit Sicherheit erst zu einer ‚möglichen Schädigung‘ führte.“

Worte, die wie Hohn klingen, bedenkt man, dass der Pfarrer immerhin wegen sexuellen Missbrauchs in achtzehn Fällen verurteilt wurde.

Quellen:

[1] vgl. „Sex-Vorwürfe gegen Pfarrer“ in: „Süddeutsche Zeitung“ Nr. 107 o.D./“Kirche outet Sex-Pfarrer“ in: „TZ“ v. 11.05.1999/“Ex-Pfarrer zu 22 Monaten verurteilt“ in: „Passauer Neue Presse“ v. 20.04.2000/“Der Pfarrer und die Madln“ in: „Der Spiegel“ 44/2000, S. 134 ff./Pressemitteilung des Landeskirchenrates der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern v. 10.05.1999/Schreiben der Rechtsanwälte Jürgen W. Heike & Kollegen v. 10.10.00/11.12.00/Schreiben der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Der Landeskirchenrat v. 15.12.00/Schreiben der Rechtsanwältin Petra Haubner v. 20.09.2001/Das Urteil des Amtsgerichts Eggenfelden v. 2.5.00/“Gottes Kinder für den Pfarrer – Sexueller Missbrauch in der kirchlichen Jugendarbeit“ v. Heidi S./Archiv Grandt/Schreiben von Heidi S. an den Autor v. 27.10.2000/verschiedene Zeitungsartikel in der TZ ohne Datum/Archiv Grandt

[2] Name geändert

[3] Name bekannt


„Blick in die Hölle – Wenn der Diakon dich ruft“ [1]

In den sechziger Jahren wird der dreizehnjährige Uwe W. in das evangelische Knabenheim Westuffeln in Werl verlegt, nachdem er seine frühere Kindheit in anderen Einrichtungen verbracht hat. Dort beginnt für ihn ein Abstieg in die Hölle – langsam und Schritt für Schritt.

Uwe beobachtet, wie jede Nacht ein anderer Junge im Zimmer des Diakons und Erziehers gerufen wird. Einmal kommt ein Elfjähriger schreiend wieder heraus, sein Penis blutet. Wochen später kommt Uwe selbst an die Reihe. Der Diakon verpflichtet ihn zum Zimmerdienst – auch nachts. Dabei muss er ihn manuell befriedigen, umgekehrt ebenfalls. Auch beim Duschen belästigt der Erzieher die Jungen, die er zudem vollkommen nackt zum „griechisch-römischen Ringen“ beordert.

Als Uwe sich weigert, dem Diakon sexuell zu Diensten zu sein, wird er vom Heimleiter bestraft. „Es war schwer für mich, meinen Glauben an Gott nicht zu verlieren, aber inzwischen weiß ich, dass Gott mit diesen Taten nichts zu tun hat – Menschen haben sie begangen. Und wir hatten keine Möglichkeit, uns vor ihnen zu schützen“, sagt Uwe viele Jahre später.

Vor lauter Angst werden viele der Jungen Bettnässer. Am Tag vor seiner Konfirmation wird Uwe vom Diakon in sein Zimmer gerufen und erneut missbraucht. Am nächsten Morgen legen seine beiden Paten – der Erzieher und der Heimleiter – ihre Hände zum Segen auf seinen Kopf. „Noch heute zittere ich bei dem bloßen Gedanken daran.“

Uwe konvertiert später vom evangelischen zum katholischen Glauben. Er ist schwer traumatisiert, macht seit mehr als zwei Jahren eine Psychotherapie. Die Krankenkasse bezahlt die Traumabehandlung nicht. Heute ist Uwe arbeitslos und vollkommen einsam. „Ich kann sagen, dass mein Leben durch die Vorfälle zerstört worden ist.“

Im März 2010 wird von der Bischöflichen Kommission zur Prüfung von Fällen sexuellen Missbrauchs bei einer Tagung in Aachen auch über Uwes Fall gesprochen. Mehrere missbrauchte und misshandelte Jungen haben sich gemeldet. Einige haben inzwischen Selbstmord begangen.

Quelle:

[1] Zusammenfassung des Artikels „Ich dachte, er wollte mich für etwas bestrafen“ von Katrin Hummel in: „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ v. 14.03.2010, 6,7


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Foto: Symbolbild Pixabay.com


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