»Ohne die Männer des schwarzen Pfades könnte das weiße Licht niemals scheinen. Wir haben euren Gott erschaffen. Deshalb können wir euren Gott zerstören. Eure kraftlosen Heiligen werden wir zerschmettern, wie wir diese bleiche Missgeburt zerschmettert haben, die immer noch schlaff am Kreuz hängt.« 

Anton Szandor LaVey (Gründer und Hohepriester der Church of Satan) (0/5)

Der Satanismus, die rituelle Verehrung und Verherrlichung des Bösen, entwickelte sich wie ein »Schattenspiel« auf dem Hintergrund des christlichen und hierbei insbesondere katholischen Ritus. Dabei zieht sich die Rebellion Satans gegen die bestehende Macht des Allerhöchsten als roter Faden durch die Historie des Wirkens und Handelns seines Gefolges.  

Das Aufbegehren gegen die Gesellschaft, gegen das Christentum, gegen Moral und Ethik ist zur zentralen Aussage der »Satanismus«-Bewegung geworden. Und in diesem »antichristlichen« Satanismus, von kirchlichen und gesellschaftlichen Zwängen und überkommener Moral befreit, ist die Sexualität ein Hauptmerkmal, die rituell, individuell, orgastisch und zum Teil auch pervers ausgelebt wird.

Die Bejahung der Unordnung, die Verneinung der Vernunft und der sozialen Pflichten, vor allem den Mitmenschen gegenüber, das bewusste Brechen von Tabus, das eine eigene unheilvolle Dynamik entwickelt, sowie die Übertretung der gesellschaftspolitischen und juristischen Gesetze machen Satanismus zu einem gesamtgesellschaftlichen Problem.

Bob und Gretchen Passantino erklären in ihrem Buch Auf Teufel komm raus? Satanismus  als  »Religionssystem, in dem die Anbetung Satans stattfindet, was immer man unter Satan versteht (das Ich, Zügellosigkeit, das Böse, böse Prinzipien, einen Mythos, einen Dämon oder eine Gottheit«). (1)

Ich definiere Satanismus jedoch auch als eine Subreligion, ohne Anspruch auf Legitimation; eine kultisch orientierte, traditionsfähige, weltweit und vielfach verzweigte Religion des Bösen.

Kurzum: ein religiöses, totalitäres und destruktives Wahnsystem, gesellschaftsfeindlich und persönlichkeitsgefährdend. 

Im Satanismus ist der Mensch nicht etwa ein ewiger und demütiger Sünder, zu einer gewissen Passivität verurteilt (wie in der starren dogmatischen Lehre des Christentums begründet), der erlöst werden muss. Vielmehr ist er zu einer okkult-spirituellen, wenn auch gefährlichen Aktivität aufgerufen.



Der Teufelsjünger kann Verborgenes des satanistischen Weltanschauungsbildes selbst und damit aktiv entdecken. Frei nach dem Motto: vom Manipulierten zum Manipulator.

Dabei geht es um  (universelle) Macht,  um  »Power«, wie die Satanisten sagen, und natürlich um Geld. Doch der Preis ist hoch. Oftmals landen Aussteiger in der Psychiatrie oder begehen Selbstmord.

Unterschieden werden müssen der harmlose »Okkult-Karneval« von Möchtegern- und Hobby-Satanisten oder Jugendlichen, die ein wenig Nervenkitzel erleben wollen, von dem organisierten, international verzweigten »Hardcore-Satanismus«, der Bestandteil meiner Recherchen und des vorliegenden Buches ist.

In ihm geht es mitunter auch um Drogengeschäfte, Prostitution, Kinderpornografie und Kinderhandel, Snuff-Filme, Kannibalismus, Folter, Vergewaltigung, rituellen Missbrauch von Kindern, Tier- und Menschenopfer. 

Ein strenges Regelwerk mit harten Strafen bei Verstoß oder »Tod dem Verräter« beim Brechen des gelobten Schweigens sind in diese ideologischen, satanistischen  Weltanschauungsmodelle eingebaut; ein Elitebewusstsein (die »Eingeweihten«) wird propagiert und gefördert und zumeist gibt es einen Führer (den »Hohepriester«, »Meister« etc.); Außenkontakte werden reduziert.

Symptomatische Erscheinungsformen des Satanismus sind beispielsweise Verachtung  und  Ablehnung von Autoritäten außer denen der eigenen satanistischen Weltanschauung,  Besessenheit von Destruktivität  (wie Gewalt-Verherrlichung und Ausführung von Gewalt  gegen alle »Schwächeren«), Faszination am Quälen von Lebewesen, Zerstörungsdrang, Entfremdung von  der  Gesellschaft durch Drogen- und Alkoholmissbrauch, Einbindung in ein totalitär-religiöses System, Gehirnwäsche (Brainwashing).

Und immer geht es um ein unstillbares Machtbedürfnis. Individuelle Macht wird als Mittel der Freiheit missbraucht, bestimmen und entscheiden zu können, wie und was man will. Selbstorientierung wird oftmals mit der Unabhängigkeit von Autoritäten wie Eltern, Lehrer, Staat verwechselt.


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Schwarze Magie wird durchgeführt, um anderen zu schaden, und verschiedene Rituale werden praktiziert, um manipulierend auf die Umwelt und/oder seine Mitmenschen einzuwirken (darauf werde ich noch genauer eingehen).

Die skrupellose Antimoral, die Verspottung und Ablehnung des Christentums (beispielsweise in der Schwarzen Messe), die Verhöhnung ethischer und humaner Werte bei der Ausübung der sogenannten Sexualmagie kann bis hin zur völligen Zügellosigkeit von Sex und Drogenmissbrauch führen. 

»Der Drift in die Kriminalität, die Verrohung des Einzelnen und die Gefahr der Bedrohung des freiheitlich-demokratischen Prinzips dürfen keineswegs unterschätzt werden«, folgern wir im Buch (zum Film) Erlöser – Phantasten, Verführer und Vollstrecker, das ich zusammen mit meinem Bruder Michael Grandt geschrieben habe.

»Es wird schwierig bleiben, gesellschaftlich, aber auch politisch mit dieser dunkelsten Variante des Okkultismus umzugehen, tief verborgen im religiösen Untergrund. Gerade hier tut Aufklärung, kritische Beobachtung und Transparentmachung von Strukturen und organisatorischen Systemen Not.« (2)


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Quellen:

(0/5) Vgl. Burton H. Wolfe: The Devils Avenger – Eine Biographie von Anton Szandor LaVey, Norderstedt 2007, S. 13

(1) Bob und Gretchen Passantino: Auf Teufel komm raus?, Asslar 1992, S. 234//

(2) Guido Grandt/Michael Grandt: Erlöser – Phantasten, Verführer und Vollstrecker, Aschaffenburg 1998, S. 165


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