Die Lobeshymen auf den am 31. Dezember 2022 verstorbenen Papst Benedikt XVI. alias Joseph Ratzinger sind lang.

Die einen sprechen von ihm als einen „Leuchtturm der Catholica“, die anderen von einem „Sterndeuter aus dem Morgenland unserer Hoffnung“, einen „führenden Intellektuellen“ oder als einen „Reaktionär, der sich jeder Reform der Kirche in den Weg stellte“ (siehe: https://www.tichyseinblick.de/meinungen/benedikt-seewald-nachruf/).

Zwei Tage nach seinem Tod ist Benedikt XVI. öffentlich im Petersdom aufgebahrt.

Spärlich ist die Kritik an dem ersten deutschen Papst. Wieder einmal. Vor allem, was sein Agieren hinsichtlich klerikalen Kindesmissbrauch anbelangt.

Schon 2011 schrieb ich in meinem erst 2019 veröffentlichten Buch Gnade euch Gott – Kindesmissbrauch in der Katholischen Kirche, das kein Verlag drucken wollte:

Der Schatten des „Bösen“, des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger, verdunkelte sogar dort das scheinbare „Heilige Licht“ der Barmherzigkeit und Unschuld, wo niemand damit gerechnet hätte: in einem Eliteorden der katholischen Kirche. Gemeint damit sind die sogenannten „Legionäre Christi“, einem Orden, der 1941 von Marcial Maciel D. (1920 – 2008) in Mexiko gegründet wurde und angeblich die „reine Lehre“ des Katholizismus vertritt.

Doch der Ordensgründer soll nicht nur morphinabhängig, sondern auch pädophil gewesen sein: Seminaristen vergewaltigt, drei Kinder mit zwei Frauen gezeugt und diese sexuell missbraucht haben. Konfrontiert mit diesen Enthüllungen, die eigentlich schon längst keine mehr waren, gibt sich der Orden im Februar 2009 „überrascht“ über Maciel D.s „menschliche Schwächen“, um später zu gestehen: „Wir bitten all jene um Verzeihung, die ihn in der Vergangenheit beschuldigt hatten und denen man keinen Glauben oder kein Gehör schenkte, wir konnten uns damals dieses Verhalten unseres Gründers einfach nicht vorstellen.“

Dabei waren derlei Vorwürfe schon seit Ende der Neunziger Jahre bekannt. Ehemalige Ordensmitgliedern hatten schon damals eine formelle Beschwerde im Vatikan eingereicht, die im Alter zwischen zehn und sechzehn von Maciel D. vergewaltigt worden sein sollten. „Einige unter ihnen erzählten gar, dass Maciel D. zugab, Papst Pius XII habe ihm das Recht für sexuelle Beziehungen gegeben – um seine Bauchschmerzen zu lindern“ (Zeit Online v. 01.05.10).

Der Skandal geht jedoch noch weiter: der spätere Papst Johannes Paul II. (1920 – 2005), der den „Legionären Christi“ einst sogar die Verantwortung für das Päpstliche Institut Notre Dame Center in Jerusalem übertragen hatte, soll bereits seit 1983 über die Missbräuche informiert gewesen sein. Dennoch hielt er seine schützende Hand über den Ordensgründer, lobte 1994 gar dessen „effiziente Führung für die Jugend“.

Drei Jahre später sagen zehn Opfer öffentlich aus, dass Maciel D. Hunderte Knaben missbraucht habe. Aber erst 1999 leitet der damalige Kardinal Joseph Ratzinger, in der Funktion des Präfekten der Glaubenskongregation, zuständig auch für Fälle von schwerwiegendem Missbrauch, eine erste Untersuchung gegen Maciel D. ein.

Doch 2002 wird die Untersuchung gegen den „Legionärs“-Gründer wieder abgebrochen. Daraufhin verschaffen sich die Opfer bei der UNO Gehör und informieren die Medien über die Untätigkeit der Glaubenskongregation. „Ratzinger aber war nie bereit, die Gruppe der Opfer anzuhören und gegen Maciel etwas zu unternehmen“ (Tages-Anzeiger v. 03.05.10). Vielleicht aus Loyalität des Kardinals zum damaligen Papst?

Vor dem Tod Johannes Paul II. eröffnet Ratzinger eine neue Untersuchung. Charles Scicluna, Chefankläger der Glaubenskongregation, reist dafür eigens nach Mexiko. Ein Jahr nachdem Ratzinger zum neuen Papst gekürt worden ist, wird Maciel D. in ein „zurückgezogenes Leben des Gebets und der Buße“ geschickt. Doch noch bevor ein kirchenrechtliches Verfahren gegen ihn eingeleitet werden kann stirbt er wegen schlechten Gesundheitszustandes im Januar 2008 in den Vereinigten Staaten. Sein Nachfolger wird Alvaro Corcuera.

Im Juli 2009 besuchen fünf Bischöfe im Auftrag des damaligen deutschen Papstes Benedikt XVI. die hundertfünfzig weltweiten Einrichtungen der „Legionäre Christi“ um zu überprüfen, ob der Orden vom rechten Weg abgekommen ist. Die Ergebnisse dieser Überprüfung werden jedoch im Frühjahr 2010 hinter verschlossenen Türen des Vatikans diskutiert.

Im Mai desselben Jahres wird ein Communiqué veröffentlicht, in dem der Vatikan von „objektiv unmoralischen Verhalten“ spricht. Maciel D. Taten seien „Ausdruck eines skrupellosen Lebens ohne wahrhafte religiöse Empfindung“. Die Ordensmitglieder jedoch sollen von diesen Taten nichts gewusst haben. Ferner kündigt der Vatikan eine umfassende Reform der „Legionäre Christi“ an, die unter die Verwaltung der Kurie gestellt werden.

Wie diese aussieht, wird im Februar 2011 bekannt: Kardinal Velasio De Paolis, Päpstlicher Delegat für die „Legionäre Christi“, setzt eine Kommission ein, die mit allen sprechen soll, die durch das „schwerwiegende Fehlverhalten“ des Gründers „verletzt“ wurden. Im Anschluss daran soll die Kommission dem Päpstlichen Delegaten einen Bericht vorlegen.

Außer Reden also nichts gewesen?

Fast scheint es so, auch wenn der spätere Leiter der „Legionäre Christi“, Pater Alvaro Corcuera, Aussöhnung suchen und erreichen will, „dass Gerechtigkeit und Nächstenliebe herrschen“. Ob all dies zu einem wirklichen „Erneuerungsprozess“ reicht, mag bezweifelt werden. Nicht bezweifelt werden kann die Tatsache, dass die „Legionäre Christi“ im April 2011 die Osternacht im Petersdom in Rom mit Papst Benedikt XVI. gestalteten.

Im Mai 2011 ordnet der Vatikan an, dass alle einhundertzwölf Bischofskonferenzen der Welt bis Mai 2012 Leitlinien zum Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Priester erarbeiten sollen. Die vatikanische Glaubenskongregation erklärt zudem, dass diese Verbrechen nicht nur eine Straftat nach dem Kirchenrecht seien, sondern von den staatlichen Behörden verfolgt und deshalb zur Anzeige gebracht werden müssten. Ebenso wird der Opferschutz bekräftigt, Programme zur Prävention verlangt und auch die Auswahl und Ausbildung der Priester und Ordensleute sollen der Vorbeugung von Missbrauch dienen.

Die italienische Bischofskonferenz will noch 2011 Leitlinien erarbeiten. Ihr Vorsitzender, Kardinal Angelo Bagnasco, bezeichnet den klerikalen Missbrauch Minderjähriger als „noch nicht überwundenes Übel“. In Italien sollen in den letzten zehn Jahren rund 100 Missbrauchsfälle bekannt geworden sein, zu denen noch die aus dem Jahr 2011 kommen. Um das wahre Ausmaß zu ermitteln soll eine eigene Datenbank eingerichtet werden …


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Auch Doris Reisinger und Christiph Röhl beleuchten in ihrem Buch Nur die Wahrheit rettet – Der Missbrauch in der katholischen Kirche und das System Ratzinger …

… die unselige Rolle Papst Benedikt XVI.:

Seit bekannt ist, dass katholische Priester jahrzehntelang ungestraft Kinder sexuell missbraucht haben, steckt die katholische Kirche in einer existenzbedrohenden Krise. Joseph Ratzinger hat mehr damit zu tun, als viele glauben.

Ausgehend von exklusiven Interviews mit Weggefährten und Vertrauten Ratzingers sowie einem sorgfältigen Quellenstudium, zeigen die Autoren: Der frühere Papst hat die routinemäßig gepflegte Vertuschungspraxis der Kirche nicht nur stillschweigend geduldet, sondern sie als Teil einer konsequent durchdachten religiösen Ideologie selbst stetig praktiziert und gefördert.

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Aus dieser Warte aus verbieten sich eigentlich die Lobeshymnen auf den verstorbenen Ratzinger. Kindesmissbrauch zu vertuschen, zu verdecken – in welcher Form auch immer – ist ein Verbrechen und sicher kein Kavaliersdelikt, über das man einfach so hinweg sehen kann!


Quellen: „Die geheime Akte der Legionäre Christi“ in: „ZeitOnline“ v. 01.05.2010 (http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2010-04/legionaere-maciel-visitation)/Zugriff: 27.04.11/“Papst verurteilt den Chef der Legionäre Christi“ in: „bernerzeitung.ch“ v. 03.05.2010 (http://www.bernerzeitung.ch/ausland/europa/Papst-verurteilt-den-Chef-der-Legionaere-Christi/story/29908188?track)/Zugriff: 26.04.2011/“Vatikan: Reformen bei den ‚Legionären Christi’“ in: „radiovaticana“ v. 01.02.2011 (www.radiovaticana.org/ted/articolo.asp?c=458776)/Zugriff: 27.04.2011/“Papst Benedikt XVI. feiert Osternacht im Petersdom“ in: „swiss.info.ch“ v. 23.04.2011 (http://www.swissinfo.ch/ger/news/newsticker/international/Papst_Benedikt_XVI._feiert_Osternacht_im_Petersdom.html?cid=30071058)/Zugriff: 27.04.2011/„Vatikan: Dokument zu Kindesmissbrauch durch Kleriker“ in: „Radio Vatikan“ v. 16.05.2011 (www.oecumene.radiovaticana.org/ted/articolo.asp?c=487520)/Zugriff: 15.06.2011/“Vatikan erlässt Leitlinien im Kampf gegen Missbrauch“ in: „tagesschau.de“ v. 16.05.2011 (www.tagesschau.de/ausland/vatikan192.html)/Zugriff: 15.06.2011/“Weltweit gegen sexuellen Missbrauch“ in: „domradio.de“ v. 16.05.2011 (http://www.domradio.de/aktuell/73583/weltweit-gegen-sexuellen-missbrauch.html)/Zugriff: 15.06.2011/“Italien: Missbrauchsleitlinien in Arbeit“ in: „Radio Vatikan“ v. 24.05.2011 (www.oecumene.radiovaticana.org/ted/articolo.asp?c=489642)/Zugriff: 15.06.2011/“Die italienischen Bischöfe besorgt um die soziale Situation des Landes“ in: „zenit.org“ v. 25.05.2011 (www.zenit.org/phprint.php)/Zugriff: 15.06.2011/“Italiens Bischöfe wollen entschiedener gegen Missbrauch vorgehen“ in: „domradio.de“ v. 28.05.2011 (http://www.domradio.de/news/73931/italiens-bischoefe-wollen-entschiedener-gegen-missbrauch-vorgehen.html)/Zugriff: 15.06.2011 


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2 Gedanken zu „Zum Tod von Benedikt XVI.: Joseph Ratzinger und das »Böse« mitten im Herzen der Kirche!“
  1. Um diesen Kerl sollen die Menschen trauern? Er hat doch auch alle Kinderschänder gedeckt und nichts unternommen. Nee nee sag ich nur Pfui Teufel.

  2. In einer Zeitung hab ich gelesen dass sein Privatsekretär Gänswein alle Unterlagen von Benedikt vernichten soll. Warum wohl ?
    Was wird da wohl alles vertuscht ?

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