EIN KOLLEGENBEITRAG von OLIVER GREYF (investigativer Journalist)
In Kurzform möchte ich noch auf das „Kentler-Experiment“ eingehen.
Der pädophile Psychologe und Sexualwissenschaftler Helmut Kentler [7] war seit Anfang der 1990er Jahre immer wieder Gegenstand kontroverser Diskussionen. Grund dafür waren nicht nur seine pro-pädophilen Positionen, die er offen vertrat, sondern, dass er ab den 1970er und 1980er Jahren gezielt Jungen, die vom Jugendamt aus ihren Familien genommen wurden, bei pädophilen Männern in Obhut gab. [50] Kentler sagte, dass die Päderasten die Jungen “resozialisieren“ und „zu reifen Erwachsenen heranwachsen“ lassen würden. Obwohl schon 1993 von Feministen energisch gegen Kentler vorgegangen wurde, teils auch mit körperlicher Gewalt, und so Veranstaltungen, in denen er Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern guthieß, verhindert werden konnten, [51] wurden erst im Jahr 2015 offizielle Untersuchungen eingeleitet und der Fall Gegenstand einer breiten öffentlichen Diskussion.[52] Neben dem Heranführen von Kindern und Jugendliche an pädophile Erwachsene wurden auch viele seiner weiteren Thesen thematisiert. Kentler empfahl, Heranwachsende sollten so früh wie möglich „Koituserfahrung“ machen [53] , Eltern, deren Kinder missbraucht wurden, sollten dies nicht zur Anzeige bringen („nicht gleich zur Polizei laufen“), da das Kind den Missbrauch „genossen haben“ könne. [54]
OLIVER GREYF: »Pädophilennetzwerke in Deutschland« (1) – Die Anfänge
OLIVER GREYF: »Pädophilennetzwerke in Deutschland« (2) – Missbrauch an der Odenwaldschule
Überdies war er als Gerichtsgutachter in Missbrauchsverfahren aktiv, er brüstete sich damit, dass alle Verfahren, in denen er als Gutachter auftrat, mit dem Freispruch der Täter endete. [55]
Dass es um Kentler ein Netzwerk gab und gibt (diese Strukturen bestehen auch nach dem Tod Kentler im Jahre 2008 fort) lesen wir im Abschlussbericht zur Kentler-Affäre:
„Kentler war nicht allein. Von den 1960er-Jahren bis in die 2000er-Jahre existierte ein bundesweites Netzwerk angesehener Reformpädagogen, Jugendamtsmitarbeiter, Sozialarbeiter. „Das Netzwerk ermöglichte deutschlandweit sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen, institutionalisierte den Missbrauch und schützte die Täter.“
Berlins Jugendsenatorin Julia Schröder spricht bzgl. des Themenkomplex’ auch die „Schutzmechanismen“ an, die, nicht nur in der Kentler-Affäre, eine Aufklärung solcher Taten und Enttarnen der Netzwerke so schwer macht:
„Die Aufarbeitung kann nicht zu Ende sein. Es gibt keinen Schlussstrich“, sagt Wissenschaftlerin Schröder. Was die Forscher auch sagen, ist, dass die Schutzmechanismen um Kentler und die anderen zum Teil bis heute greifen. Die sexualisierte Gewalt werde bagatellisiert, die Erfahrungen der Betroffenen klein geredet, zu Einzelfällen gemacht oder aber als Teil des damaligen Zeitgeistes beschrieben. (…)“
[57] [58]
Wie beim Fall der Odenwaldschule ist nur ein Teil der Taten aufgeklärt. Auch wenn es zuversichtlich stimmt, dass man in diesem Fall von echtem Aufklärungsbemühungen reden kann, ändert es nichts daran, dass die ganzen Ausmaße der Kentler-Affäre nie ans Tageslicht kommen werden.
Soviel zur Stunde.
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Verwendete Quellen:
[41] https://www.ife.uzh.ch/dam/jcr:00000000-4a53-efcc-0000-000039315ed6/FrankfurtGewaltdef.pdf S. 12
[52] https://www.bz-berlin.de/berlin/berliner-senat-vermittelte-jugendliche-an-verurteilte-paedophile
[53] Kentners Buch „Sexualerziehung“ S. 171
[54]Kentners Buch „Eltern lernen Sexualerziehung“ S. 103
[55] https://taz.de/Brisant/!3205031/
[57] Neue Studie: Missbrauchs-Netzwerk um Kentler bis in 2000er-Jahre aktiv | rbb24
[58] https://www.tagesschau.de/kentler-bericht-104.pdf
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Foto: Screenshots/Bildzitate aus YouTube-Video (https://www.youtube.com/watch?v=U7LsOeWn8oU&t=8s)