Der verschwiegene Skandal bei der Festnahme Gavrilo Princips

An anderer Stelle habe bereits über die völlig unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen der Polizei an diesem verhängnisvollen 28. Juni 1914 gesprochen.

Diese ziehen sich wie ein roter Faden durch die Ereignisse und gipfeln, meines Erachtens, in der Tatenlosigkeit bei der Festnahme des Terroristen Gavrilo Princip.

Lassen wir hierzu einen Zeitzeugen zu Wort kommen, der das Attentat in Sarajewo hautnah miterlebte. Die Rede ist von Dr. Andreas Morsey, der einige Jahre im Dienst Franz Ferdinands stand und der die Ereignisse zum Teil in unveröffentlichten Erinnerungen niederschrieb.

In Bezug auf den genannten Gavrilo Princip berichtete er: „Grein und ich stürzten uns auf den Mörder und versetzten ihm mehrere Säbelhiebe, die Pistole hielt der Attentäter noch in der Hand (…) Von allen Seiten regnete es nun Hiebe auf ihn, Dutzende von Händen ergriffen ihn (…) Hierbei benahm sich die Polizei teils ungeschickt, teils so provokant, dass sie selbst mit uns, die wir an der Verhaftung teilnahmen, in Wortwechsel gerieten und uns von der Verhaftung abhielt (…)“


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Unglaublich, was Dr. Morsey hier erzählt! Doch es geht noch weiter: „Ein Komplize (des Attentäters/d.A.) wollte mir wehren, ich schlug mit dem Säbel nach ihm, aber er entkam ungefährdet, trotzdem ein Polizeibeamter, allerdings mit verschränkten Armen – ich erinnere mich noch heute genau daran – die Szene auf keine 5 Schritte sah, und ihn trotz meiner Aufforderung ihn zu verhaften, laufen ließ (…) Ein Wachmann kam mit erhobenem Säbel auf mich zu und sagte mir: ‚Schauen Sie, dass Sie weiter kommen, das geht Sie gar nichts an’“ (zitiert in Weissensteiner, S. 27).

Diese zeitgeschichtlichen Aussagen belegen drei Dinge: Erstens die Polizei war unfähig; zweitens sie zeigte kein Interesse daran, die Attentäter dingfest zu machen und drittens war sie sogar weitgehend feindselig gegenüber den Aufklärern!

Auch das halte ich für keinen Zufall, sondern für weisungsbedingt!

Irgendjemand wollte verhindern, dass der Mörder sofort an Ort und Stelle verhaftet wurde, schließlich waren er und seine Mitverschwörer von den Hintermännern und Drahtziehern dazu angehalten worden, unverzüglich nach dem Attentat Zyanidkapseln zu schlucken, sich also selbst umzubringen. Denn tote Terroristen können nicht mehr reden, so einfach ist das. Deshalb musste die weitgehend tatenlose Polizei den Verschwörern von Sarajewo noch Zeit verschaffen, sich durch die eigene Hand zu richten!

Diese so wichtige und bezeichnende Szene findet sich in keinem herkömmlichen Geschichtsbuch.

Weshalb nicht? Auch nicht, dass eine indirekte Verbindung der österreichischen Polizei zumindest zu einem Attentäter gab. So stand Vaso Căbrinović, der Vater des Bombenwerfers Nedeljko Căbrinović mehrere Jahre  im Dienste der  Sarajewoer Polizei und zwar als Konfident, als Spitzel.

„Um seine Arbeit, das Sammeln vertraulicher Nachrichten zu erleichtern, erhielt er eine Wirtshauskonzession für Sarajewo. Eine Konfidentenmeldung von seiner Hand liegt im bosnischen Staatsarchiv“, erklärt Friedrich Würthle ((1), S. 234, 235) dazu. „Der alte Căbrinović rühmte sich in dem Gesuch der Intrigen, die er mit mehr oder weniger Erfolg gegen Redakteure, den Patriarchen von Konstantinopel und den russischen Konsul eingefädelt hatte. Schließlich wies er darauf hin, er habe in seinem Gasthaus Tausende Fremde ausgehorcht (…)“ Er wurde sogar 1897 nach Serbien geschickt, um dort Agenten zu akquirieren. Als der Spitzel mehr Honorar für seine Dienste verlangte, wies ihn die Landesregierung ab. 1909 fiel Vaso Căbrinović offenbar in Ungnade, weil die Verlässlichkeit seiner Rapporte angezweifelt wurden, er sich immer mehr Animositäten erlaubte, sich dem Trunk ergab und deshalb die Verbindung abgebrochen wurde. In einer amtlichen Stellungnahme hieß es jedoch: „Dieser Mann ist zur Ausführung jeder Unüberlegtheit fähig“ (Würthle (1), S. 235).



Noch einmal eine Zusammenfassung dieses neuen, unfassbaren Zufalls: Der Vater eines der Attentäter war ein Polizeispitzel, der anscheinend abserviert wurde, aber zu allem fähig war.

Was also, wenn dieser klamme Spion, der dringend Geld brauchte, von eben jenen Kreisen angeheuert wurde, denen sich auch sein Sohn anschloss?

Das liegt natürlich mehr auf der Hand, als diese ganze Angelegenheit wieder mal als reinen Zufall zu betrachten!

Jedoch auch diese Hinweise fehlen, wie nicht anders zu erwarten, in der offiziellen Geschichtsschreibung.

FORTSETZUNG FOLGT!


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