„Ich bin der Herr, der dich heilt.“

2. Mose 15,26

(Die Bibel, Altes Testament)

Anfang der 2000er-Jahre komme ich zum ersten Mal mit den sogenannten „philippinischen Wunderheilern“ in Berührung – jenen Frauen und Männern, die behaupten, mit bloßen Händen in den menschlichen Körper eindringen und Krankheiten entfernen zu können. Keine Narkose, keine Wunde, kein Schmerz.

Für die Patienten wirkt das wie ein medizinisches Wunder zwischen Glauben, Hoffnung und Verzweiflung. Diese „psychische Chirurgie“  ist angeblich ein Ritual, das von spirituellen Kräften durchdrungen ist.

Die Heiler sprechen von göttlichen Gaben, von Energien, die durch ihre Hände fließen.

Begleitet von Gesängen, Gebeten und Räucherwerk entsteht eine Atmosphäre zwischen tiefer Spiritualität und stillem Staunen.

Für viele Gläubige sind diese Sitzungen der letzte Hoffnungsschimmer – wenn Schulmedizin versagt oder nicht zugänglich ist.

Kritiker hingegen werfen den Heilern Täuschung und Manipulation vor. Wissenschaftlich ist die Wirksamkeit nie bewiesen worden.


INFOBOX: Viele Menschen – auf den Philippinen ebenso wie weit darüber hinaus – vertrauen fest auf die Kräfte dieser Heiler. Sie berichten von Besserung, von Genesung, ja sogar von kleinen Wundern.

Für sie steht außer Frage: Was dort geschieht, ist echt – spirituell, kraftvoll, heilend. Ihr Vertrauen wurzelt tief in kulturellen und religiösen Traditionen, oft über Generationen weitergegeben.

Doch es gibt auch die andere Seite: Skeptiker sprechen von Illusion, von geschickter Fingerfertigkeit. Für sie sind es keine Wunder, sondern perfekt inszenierte Täuschungen.


Letztlich bleibt zwischen Glauben und Kritik ein Raum voller Fragen – und genau dort beginnt der journalistische Blick. Mein Blick. Und meine „Hautnah-Recherche.“

Natürlich bleibe ich dabei skeptisch. Zu oft schon bin ich bei ähnlichen Recherchen auf sogenannte „Wunderheiler“ gestoßen – Menschen, die mit großen Versprechungen locken, aber am Ende nicht mehr als hohle Worte und harmlose Show zu bieten haben.


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Viele wurden längst als Scharlatane entlarvt, als Führer dubioser Sekten, die Leid und Verzweiflung ausnutzen, um sich selbst zu bereichern.

Doch bei den philippinischen Wunderheilern ist es etwas anders. Ihre Rituale, ihre Selbstsicherheit, das, was Patienten über sie berichten – all das hat mich nicht losgelassen.

Ich wollte es selbst erfahren. Mich in ihre Hände begeben und damit unter ihr „spirituelles Skalpell“ legen. Mir selbst die Bauchhöhle mit bloßen Fingern öffnen lassen, um genau hinzusehen.

Für eine große überregionale Zeitung soll ich ihre Arbeit dokumentieren, bewerten, einordnen.

Der Sommer 2002 bringt die Gelegenheit: Über persönliche Kontakte erfahre ich nur durch „Mund-zu-Mund-Propaganda“ – von einem angeblichen philippinischen Heiler, der bald in der Nähe von Stuttgart praktizieren wird.

Natürlich ist sein Wirken illegal. Heilkundliche Tätigkeiten dürfen in Deutschland nur von Ärzten oder zugelassenen Heilpraktikern ausgeübt werden. Alles andere – so regelt es das Heilpraktikergesetz – ist schlicht „unbefugte Ausübung der Heilkunde“. Und doch: Menschen reisen Wunderheiler Ethan (Alle Namen aus Persönlichkeitsrechten geändert) und seinesgleichen nach, weil sie hoffen. Weil sie glauben wollen. Oder weil ihnen niemand sonst mehr hilft.

Der Ort wirkt unscheinbar, fast idyllisch. Eine kleine Provinzstadt, ein gepflegtes Einfamilienhaus mit Garten, irgendwo im Süden Deutschlands.

Genau hier soll Ethan, ein Heiler von den Philippinen, in wenigen Tagen praktizieren. Ein Mann, um den sich viele Geschichten ranken – von wundersamen Heilungen bis zu tiefem Glauben an Kräfte, die sich der Schulmedizin entziehen.

Bevor Ethan überhaupt deutschen Boden betritt, läuft hinter den Kulissen bereits alles auf Hochtouren. Eine Frau namens Martina, die sich selbst als „Organisatorin“ bezeichnet, nimmt schon lange zuvor telefonisch Kontakt zu ausgewählten Interessenten auf. Diskret. Vertraulich. Fast konspirativ.

Man fühlt sich an geheime Zirkel erinnert – oder an etwas, das nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist.

Als ich als mutmaßlicher Patient mit chronischer Bronchitis und einem Magengeschwür das Wohnzimmer des besagten Hauses betrete, sitzen rund dreißig Menschen, Frauen wie Männer, Alte wie Junge, dicht gedrängt auf Sofas, Stühlen und dem Boden.

Einige husten, andere wippen nervös mit den Knien. Schmerz liegt in der Luft – körperlicher, seelischer. Sie leiden an Rückenschmerzen, Arthritis, Migräne oder Gastritis und weitaus Schlimmeren.

Viele klammern sich an ihre letzte Hoffnung: Ethan, der Heiler.

„Ihnen wird ein Wunder zuteil“, flüstert mir Martina zu, die „Organisatorin“. Ihre Augen glänzen. „Energie wird sich aufbauen und ganz wichtig ist es, zu beten und mit Ethan in Verbindung zu bleiben.“

Worte wie aus einer anderen, einer göttlich-spirituellen Welt. Ich spüre, wie sich die Erwartung im Raum auflädt. Wäre ich wirklich krank und würde es nicht nur vorspielen, wäre es bei mir jetzt wohl genauso.

Im Keller, erzählt man mir, liegt der sogenannte Behandlungsraum. Wer dort hinuntergeht, kehrt verändert zurück. Die Blicke verklärt, wie nach einer Offenbarung.

„Meine Knieschmerzen sind weg – einfach weg!“, erzählt mir eine Frau, die vorher an Krücken ging. Ein Mann mit Hautkrebs behauptet gar: „Ethan hat mir das kranke Gewebe rausgenommen. Jetzt sind meine Blutwerte besser.“

Ich frage nach: „Und was hat Sie das gekostet?“ –

„1.500 Euro“, antwortet er. Wohlgemerkt für den ersten Eingriff.

Dann bin ich an der Reihe. Martina führt mich die Treppe hinunter ins Halbdunkel des Untergeschosses.

Ich hatte geglaubt, allein mit dem Wunderheiler zu sein. Doch ich liege falsch – rund ein Dutzend Menschen sitzen im Halbkreis um einen mit weißen Laken bedeckten Tisch.



In der Mitte: ein alter Mann, vielleicht siebzig, blass, regungslos. Der „Operationstisch“.

Der Raum ist erfüllt von sphärischen Klängen, die aus einem Lautsprecher rieseln. Das Licht flackert, es riecht nach Räucherstäbchen. Eine fast sakrale Stille liegt über der Szene – eine Mischung aus Spannung, Angst und Hoffnung.

Der Glaube an das Wunder der Anwesenden – mit Ausnahme von mir – ist geradezu greifbar.

Ich nehme direkt vor dem „Operationstisch“ Platz. Die Atmosphäre ist so intensiv, dass ich meine Rolle als Beobachter fast vergesse.

Später erst wird mir klar, warum diese „Show“ vor Publikum geschieht: Die visuelle Macht dieser Popanz-Szenerie ist beabsichtigt – sie soll wirken, schockieren, überzeugen. Denn wer das sieht, erzählt es weiter, um so noch mehr Patienten zu animieren, den Wunderheiler bei seiner nächsten Deutschlandreise aufzusuchen. Es ist Teil der Inszenierung. Teil des Geschäfts.

Dann beginnt der Eingriff bei dem alten Mann auf dem Tisch direkt vor meinen Augen.

Mit bloßen Händen beugt sich Ethan über seinen Brustkorb, als hätte er keinen Widerstand zu fürchten. Er greift zu, zieht blutiges Gewebe hervor, murmelt Gebete. Ich sehe rote Flüssigkeit auf den Laken, höre das Keuchen der Umstehenden.

Dann ist der Mann „geheilt“. Ethan nickt. Und Martina winkt mich heran.

Jetzt bin ich dran.


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