Am 21. Oktober 1944 begann für Ostpreußen der Albtraum. In Nemmersdorf, einem kleinen Dorf an der Angerapp, entlud sich die entfesselte Gewalt der Roten Armee in einem Blutrausch: Sowjetische Panzer walzten Flüchtlingstrecks nieder, Frauen und Kinder wurden vergewaltigt, Greise gekreuzigt, Säuglinge erschlagen. Nemmersdorf wurde zum Fanal – ein Vorzeichen für das Grauen, das Millionen Deutsche in den kommenden Monaten erleiden sollten. Und dennoch wurde es im Nachhinein »verharmlost«. Zwischen Propaganda und Fakten …


» An den beiden Scheunentüren war je eine Frau nackt in gekreuzigter Stellung durch die Hände genagelt. (…) Unter den Toten befanden sich auch Kinder im Windelalter, denen mit einem harten Gegenstand der Schädel eingeschlagen war.

Karl Potrek (Zeitzeuge)

Der Vormarsch

Nach der sowjetischen Großoffensive im Oktober 1944 drangen Panzer der 11. Gardearmee unter General Galitzkij tief in das ostpreußische Grenzland vor. Am 20. Oktober überschritten sie die Angerapp. Die Wehrmacht war zerschlagen, die Zivilbevölkerung auf der Flucht.

Zehntausende Treckwagen zogen über die Straßen, Pferde schnaubten, Kinder weinten. Viele waren ohne Treckbefehl aufgebrochen – zu groß war die Angst.

»Haut bloß ab – die Russen kommen – die bringen alle um, sogar die Kinder!«

Zwei Trecks erreichten am Morgen des 21. Oktober den 600-Seelen-Gemeinde Nemmersdorf. Sie kamen aus Gumbinnen, vollgepackt mit Habseligkeiten, Kinder und Frauen unter Planen vor dem Regen geschützt.

Der erste Treck hielt auf der Hauptstraße an, um Pause zu machen. Doch zu dieser Stunde hatten auch die russischen Panzer Nemmersdorf erreicht.

Aus dem Schleier von Regen und Dunst tauchten sie auf, wälzten sich über die Hauptstraße und rollten mitten in den Treck, über die Pferde, über die Wagen, über die Menschen. Es war ein Krachen, Splittern, Schreien. Alles wurde zermalmt. Zurück blieben nur Trümmer und Tote.


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Am Ortseingang hatte der zweite Treck einer motorisierten deutschen Infanterieeinheit, die sich auf dem Rückzug befand, Platz machen müssen. Ein Kradmelder schrie dem Gespannführer zu, bevor er mit Vollgas weiter raste: »Haut bloß ab – die Russen kommen – die bringen alle um, sogar die Kinder!«

Dann rollten auch hier die russischen Panzer an, schnitten dem Treck den Fluchtweg ab und feuerten pausenlos. Andere Kampfwagen überrollten die Fuhrwerke, zermahlten Pferde, Wagen und Menschen.

Der Wagenführer des zweiten Gefährts fiel zu Boden, der erste Panzer zerquetschte ihm das Bein, der nächste zermalmte ihm das Gesicht. Seine Leiche war nicht mehr zu erkennen – nur noch zertrümmerte Überreste.

Ein anderer Treck wurde von hinten aufgerollt. Männer wurden aus den Trümmern gezerrt, zur Seite geführt und erschossen. Ein russischer Offizier brüllte einen Flüchtling an, stieß ihn zu Boden und schoss ihm aus nächster Nähe in die Schläfe. Seine Frau musste zusehen ….

Nemmersdorf war der erste deutsche Ort, in dem die Rote Armee auf deutsche Zivilisten traf – und an ihnen entlud sich ein Hass, der sich in einer Orgie kaum vorstellbarer Grausamkeit Bahn brach.

Das Grauen von Nemmersdorf nach der Rückeroberung

Als deutsche Truppen – unter anderem das Fallschirm-Panzergrenadier-Regiment »Hermann Göring« – zwei Tage später Nemmersdorf zurückeroberten, bot sich ihnen ein Bild, das selbst kampferprobte Soldaten in die Knie zwang.

  • Der Volkssturmmann Karl Potrek, dessen Volkssturm-Kompanie das Dorf aufräumte berichtete: »Am Dorfrand in Richtung Sodehnen–Nemmersdorf steht auf der linken Straßenseite ein großes Gasthaus, ‚Weißer Krug‘. Nicht weit davon stand ein Leiterwagen. An diesem waren vier nackte Frauen in gekreuzigter Stellung durch die Hände genagelt. Hinter dem Gasthaus ‚Roter Krug‘ stand längs der Straße eine Scheune. An den beiden Scheunentüren war je eine Frau nackt in gekreuzigter Stellung durch die Hände genagelt. Weiter fanden wir dann in den Wohnungen insgesamt 72 Frauen, einschließlich Kinder und einen alten Mann von 74 Jahren, die sämtlich tot waren. Fast ausschließlich bestialisch ermordet, bis auf nur wenige, die Genickschüsse aufwiesen.« Und weiter: »Unter den Toten befanden sich auch Kinder im Windelalter, denen mit einem harten Gegenstand der Schädel eingeschlagen war. In einer Stube fanden wir auf einem Sofa in sitzender Stellung eine alte Frau von 84 Jahren vor, die vollkommen erblindet gewesen und bereits tot war. Dieser Toten fehlte der halbe Kopf, der anscheinend mit einer Axt oder mit einem Spaten von oben nach dem Hals weggespalten war.«
  • »Auf die grausamste Weise wurden alle ermordet. Ob Mädchen, Frau oder Greisin – sie wurden vergewaltigt und dann tierisch ermordet. Die Greise wurden mit abgeschnittenen Geschlechtsteilen aufgefunden. Man kann nicht gut Worte dafür finden. Dort haben sich nicht kriegsführende Soldaten als Sieger aufgeführt, sondern Teufel in wildem Blutrausch gemordet.« (Ostdok. 2/2/126-127)

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Foto: KI-Bild (ChtGPT) und: Screenshots/Bildzitate aus: Heinz Schön: Im Heimatland in Feindeshand – Schicksale ostpreußischer Frauen unter Russen und Polen 1945-1948, Kiel 2015 (Bildteil)


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Ein Gedanke zu „ALLIIERTE KRIEGSVERBRECHEN: »Nemmersdorf – Vergewaltigt, gekreuzigt, erschlagen!«“

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