Es war zu erwarten: nachdem sich mutige Personen daran gemacht haben die Causa Kampusch noch einmal kritisch zu durchleuchten, schlägt die Gegenseite zurück. Die erste Runde wurde mit einem unsäglichen Talk eingeleutet, für den der staatliche Rundfunk ORF 2 die Plattform stellte.

Die bereits am 4. März 2012 ausgestrahlte Sendung „Im Zentrum“ hatte den suggestiven Titel: „Natascha Kampusch – Neue Beweise oder Verschwörungstheorien?“ Damit wird sofort klargemacht, dass alles, was in der Causa Kampusch bislang offiziell verlautbart wurde wohl unter „Beweis“ läuft, alles andere unter „Verschwörungstheorie“. Dieses Totschlag-Argument wird auch hier medial angewandt – wie so oft. Dabei wird vergessen: eine Verschwörungstheorie ist eine Theorie OHNE Fakten. Es liegen in der Causa Kampusch jedoch mehr als genug Fakten vor, die eine abweichende Geschichtserzählung von der offiziellen Version bestätigen (siehe auch die auf meinem Blog bislang veröffentlichten Artikel). Die gängige Verschwörungstheorie ist damit jene, die diese Fakten ausblenden und auf ihre Version pochen.

Zurück zu der Sendung „Im Zentrum“: Angeteasert wird diese folgendermaßen:

Wien (OTS) – 14 Jahre nach ihrer Entführung und sechs Jahre nach ihrer Flucht ist Natascha Kampusch immer noch mit offenen Fragen zu ihrem Fall konfrontiert. Nach Sonderkommissionen und Sonderermittlern beschäftigt sich jetzt sogar das Parlament damit. Eine Wiederaufnahme der Ermittlungen wird nicht mehr ausgeschlossen. Die Behörden erklären den Fall zwar für abgeschlossen, trotzdem machen Verschwörungstheorien die Runde. Selbst ernannte Ermittler nähren die These von weiteren Tätern. Wie geht es jetzt weiter? Bleibt der mysteriöse Fall ein ungeklärtes Kriminalrätsel? Wird die ganze Wahrheit jemals ans Licht kommen und wie geht es dem Opfer mit der neuen Welle von Vermutungen, Verdächtigungen und Verschwörungsszenarien? (Auch „Thema“ widmet sich am 5. März diesen Fragen.) Bei Peter Pelinka „im ZENTRUM“ diskutieren am Sonntag, dem 4. März 2012, um 22.00 Uhr in ORF 2:

Thomas Mühlbacher
Staatsanwalt, Sonderermittler im Fall Kampusch

Johannes Rzeszut
Ex-OGH-Präsident und Mitglied der Kampusch-Evaluierungskommission 

Christoph Feurstein
Journalist, Kampusch-Wegbegleiter und Biograf

Dagmar Belakowitsch-Jenewein
Mitglied des parlamentarischen Unterausschusses, FPÖ 

Manfred Ainedter
Anwalt von H. (Freund von Priklopil)

Reinhard Haller (zugeschaltet aus Dornbirn)
Gerichtspsychiater

Die Sendung kann bei youtube unter folgendem Link angesehen werden:

http://www.youtube.com/watch?v=MmJDNjp3eDA

Jeder Zuschauer wird schnell erkennen, dass diese Sendung nur ein Ziel hat: den ehemaligen Präsidenten des Obersten Gerichtshofes in Wien und schärfster Kritiker der „offiziellen“ Kampusch-Version, Johann Rzeszut, zu diskreditieren, unglaubwürdig zu machen. Er kann nur wenige Sätze sagen, wird immer wieder heftig unterbrochen, auf viele Sachverhalte wird erst gar nicht eingegangen. Nur in einem hat sich der ORF verspekuliert: der zugeschaltete Gerichtspsychiater Reinhard Haller sagt nicht unbedingt das, was den Offiziellen genehm ist.

Nun soll Johann Rzesut auch noch einen Polizeibeamten beauftragt haben, einen DNA-Abgleich mit dem mutmaßlichen Kampusch-Kind in dessen Schule zu machen. Als Rzesut sich dagegen wehrt soll es auf einmal der nächste Kritiker, Karl Kröll, der Bruder des verstorbenen Soko-Leiters Franz Kröll, gewesen sein. Und auch der ÖVP-Politiker Werner Amon, der im Untersuchungsausschuss betr. Natascha Kampusch tätig ist und die Causa wieder neu auf den Tisch bringen will, wird plötzlich in einen abstrusen Skandal verwickelt. Selbst politische Gegner von Amon, vertrauten mir an, dass dies lediglich eine Retourkutsche dafür ist, dass dieser sich gegen eine Einzeltäter-Theorie ausgesprochen habe.

Verwunderlich wie offensichtlich hier Komplotte gegen die Aufklärer geschmiedet werden und fast keiner merkt es!

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