„Ritualmord“ ist die Tötung eines Menschen aus rituellen Gründen oder eine kultische Handlung. Und das „Menschenopfer“, die „sakrale Tötung“ von Menschen, ist das „höchste“ Opfer, vielfach belegt in der Religionsgeschichte.
Tötungsrituale, Ritualmorde und Menschenopfer sind wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst, als sie anfing die „Götter“ zu erkennen, anzubeten, zu huldigen und hat es in nahezu allen Kulturen der Welt gegeben. Der amerikanische Archäologe Johann Reinhard, Experte für Mumien und Sakral-Opfer, ist davon überzeugt, dass auch der Gletschermann Ötzi vor rund 5000 Jahren in einem Ritualmord „geopfert“ worden ist. Die höchsten Gipfel des Ötztales seien ein solcher Ort, wie ihn Bergvölker traditionell suchten, um ihren Göttern Opfer darzubieten. Zudem hätte ein „zufälliger“ Mörder die wertvolle Bronzeaxt und andere Dinge mitgenommen, die neben Ötzis Leiche gefunden wurden. 2003 entdeckt ein britisch-irisches Forscherteam zwei Moorleichen in der Nähe von Dublin, die schon vor 2300 Jahren, in der so genannten „Eisenzeit“ Ritualmord-Opfer waren. Einer wurde erstochen, seine Brustwarzen abgeschnitten, enthauptet und dann zerstückelt. Dem anderen wurde der Schädel zertrümmert. Die Leichen sind an den Grenzen königlicher Territorien im Moor versenkt worden, um für gute Ernten während der Ägide des Herrschers zu sorgen.
Für die Azteken war der Ritualmord ein „Akt tiefster Frömmigkeit“, der der Erhaltung der Ordnung und Berechenbarkeit des Universums diente, denn „ohne Mahlzeiten aus Menschenblut würde die Sonne sterben und die Welt in Finsternis gestürzt.“ Und auch die Kelten sollen Menschenopferungen mit Festen zum Wechsel der Jahreszeiten durchgeführt haben.
Ritualmorde und Menschenopfer sind nicht nur Ausdruck grausamer Kulte (wie etwa primitiver Stämme in Neuginea), sondern auch Zeichen tiefsten okkulten, religiösen und pseudoreligiösen Verständnisses mit langen Traditionen. Der Archäologe und Volkskundler Michael M. Rind erklärt dazu: „Menschenopfer kommen fast ausschließlich im Zusammenhang mit abergläubischen Vorstellungen in religiös-rituellem Kontext vor…“ Die rituelle Tötung eines Menschen als Kulthandlung dient dazu höheren Mächten (Gott, Satan, den Göttern, Dämonen etc.) Dankbarkeit zu erweisen oder sie zu beschwichtigen, eigenen Bitten und Wünschen bei ihnen Nachdruck zu verleihen bzw. sie zu beeinflussen oder Vergehen zu sühnen, aber auch als Strafe oder Warnung, als Abschreckung für andere. Genau diese Aspekte werden bei vielen Morden in Deutschland entweder gar nicht oder nur ungern in Betracht gezogen, wie ich in diesem Buch noch erläutern werde.
Vergessen wollen wir auch nicht den „vergeltenden“ Ritualmord, dem „Tod dem Verräter“, der in einigen okkult-satanistischen und pseudoreligiösen oder neuheidnischen Gruppierungen rund um den Erdball durchaus praktiziert wird. Und so wird aus dem Ritualmord ein „Okkultmord“.
Der wohl am allerwenigsten bekannte „Ritualmord“ der jüngsten Vergangenheit und das noch auf höchst politischer Ebene, soll an dem früheren kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman verübt worden sein! Andjelko Kacunko, der Vorsitzende des katholischen Militärordinariats und damit Kroatiens höchster katholischer Militärgeistlicher nimmt das Wort „Ritualmord“ zwar nicht explizit in den Mund, sondern spricht im November 2004 davon, dass der frühere kroatische Präsident unter der „Einwirkung schwarzer Magie“ gestorben wäre. Franjo Tudjman ist 1999 einem Krebsleiden erlegen. Wenige Jahre vor seinem Krebstod soll er, so Kacunko, bei einem „Voodoo-Ritual“ nahe der Hauptstadt Zagreb verhext worden sein. Jemand habe eine riesige Puppe des Präsidenten angefertigt und Kroaten angestachelt, in „hysterischer Ekstase“ auf sie einzustechen. Diese schwarze Magie habe dann später zu seinem Tod geführt. Präzisere Angaben macht der Militärgeistliche nicht.