Freimaurerbruder Bodo Raschke, Mitglied der Kölner Loge „Freimut und Wahrheit zu Coeln“ verkündet sogar noch im Oktober 2004 im „Deutschlandradio“, Berlin, seine „vertrackte“ Frauenmeinung: „Wer Freimaurer ist, möchte unter Männern sein. In der Kölner Loge sind – ebenso wie in den meisten Logen der Welt – Frauen grundsätzlich nicht zugelassen…Man könnte das heute natürlich ändern…ich persönlich muss Ihnen auch ganz offen sagen: Ich bin der Meinung, dass es für Männer auch Rückzugsmöglichkeiten geben muss, wo sie sich auf sich selbst besinnen können, wo sie unter sich sein dürfen…Stellen Sie sich doch mal vor, da treffen sich also Männlein und Weiblein in einem stillen Raum. Da gibt es Ehefrauen, die mutmaßen dann, dass diese Männer ihnen dann vielleicht untreu werden könnten. Ich meine, Männer neigen natürlich in Anwesenheit von Frauen gelegentlich dazu, sich etwas gockelhaft zu benehmen, und das würde ja den ganzen Prozess der kontemplativen Beschäftigung mit sich selbst auch deutlich beeinträchtigen.“[1]

Der Freimaurer Alfried Lehner schlägt in die gleiche Kerbe: „Die Arbeitsmethode der Freimaurer, ihre Symbole und Rituale haben sich über Jahrhunderte in Männergesellschaften entwickelt. Sie sind daher zwangsläufig auf die männliche Psyche abgestimmt, aus der sie hervorgegangen sind.“ Und zudem „öffnet“ sich auch der Mann „im Bruderkreis mehr als in Gegenwart von Frauen. Man denke vielleicht auch an Eheprobleme, in denen ein Bruder Hilfe sucht. Männer verhalten sich auch in Gegenwart von Frauen auch anders. Die Gefahr des Spielens einer Rolle ist weitaus größer als im homogenen Kreis. So bringt der uralte und liebenswerte Gott Eros eine Ablenkung, welche die spezifische Arbeitsmethode stören würde.“[2]

Unglaubliche Worte, die von Freimaurern im 21. Jahrhundert verkündet werden. Mit dieser Argumentation dürfte es keinen „gemischten“ Bundestag, keine Frauen im Parlament, in den Chefetagen von Unternehmen und anderswo mehr geben, denn überall könnten sich Männer in der Gegenwart von Frauen „anders“ und „gockelhaft“ verhalten, eine Rolle „spielen“ und wohl durch sexistische Gedanken (Eros) abgelenkt werden. In der „Internetloge“, dem Informationsportal zur Freimaurerei, betrieben von der Freimaurerloge „Am Rauhen Stein“ in Hamburg, ist zu lesen, dass in der Loge das „natürliche sexuelle Spannungsfeld zwischen den Geschlechtern“ abwesend sein sollte. „Auch für homoerotische Neigungen ist daher kein Platz in der maskulinen Loge.“[3] Worte, wie aus dem tiefsten und dunkelsten Mittelalter. Damit gibt es nicht nur eine Absage an die Frauen, sondern auch an homosexuelle Männer. Wirklich sehr tolerant die „Brüder im Geiste“!

Auf der Homepage der „Großen National-Mutterloge ‚Zu den 3 Weltkugeln’“ ist noch im Juli 2007 zu lesen: „Alle diesbezüglichen Abstimmungen (in den Logen/d.A.) haben ergeben, dass in den Männerlogen keine Frauen als Mitglieder gewünscht werden.“

Diesen Satz müssen wir uns im wahrsten Sinne des Wortes „auf der Zunge zergehen“ lassen. Im aufgeklärtesten Jahrzehnt der Menschheit erklären Freimaurer-Brüder, dass sie eigentlich keine Frauen in ihren („regulären“) Logen sehen wollen. Unglaublich. Und zudem: „Weiterhin haben sich unsere Gremien (also unsere Großlogen und die Vereinigten Großlogen von Deutschland als höchste deutsche Reprräsentanz) dazu bekannt, dass wir bestimmte Regeln einhalten, um ‚regulär’ zu bleiben und mit allen anderen regulären Logen auf der Erde Kontakt haben zu können…Diese und andere Gründe haben dazu geführt, dass keine Frauen aufgenommen werden…(Frauen-)Logen werden im Sinn der männlichen Freimaurerei ‚nicht anerkannt’, andererseits aber akzeptiert….’gemischte Logen’…werden nicht anerkannt. Die brüderliche/schwesterliche Vertrautheit kann bei dem emotionalen Erlebnis der Tempelarbeit wie auch in internen Gesprächen gestört werden, wenn Männer und Frauen diese in gemischten Logen gemeinsam erleben.“[4]

Daß die „reguläre“ Freimaurerei aber nicht Frauenfeindlich ist, so steht es in der 2006 überarbeiteten und aktualisierten Auflage des „Internationalen Freimaurer Lexikon“, beweise „nicht nur die Überreichung der Frauenhandschuhe bei der Aufnahme (der männlichen Bewerbern oder Suchenden/d. Autor)“, sondern auch „der in allen Großlogen offizielle Trinkspruch auf die Schwestern, die Schwesternfeste, die Schwesternvereinigungen in vielen Logen und die verschiedenen geselligen Veranstaltungen mit Zuziehung der Frauen. Sie beharrt aber auf einem eher traditionellen Frauenbild, das im Widerspruch von der Vorstellung des reinen Männerbundes steht.“ Und weiter: „Bei einem Vergleich von freimaurerischer Arbeit durch Männer und durch Frauen kommt ein lebender Freimaurer zum Schluß, dass es kaum Unterschiede gibt. Er meint aber festhalten zu müssen, dass ‚Frauen eine andere Denkart haben. Während viele Männer versuchen rational zu klären, erfassen die Frauen mehr intuitiv.“ Und als Fazit: „Letztlich spiegeln derartig vertrackte Konstruktionen den schwierigen Umgang mit der ‚Frauenfrage’ in traditionellen Männerbünden in Zeiten der Emanzipation und Gleichberechtigung.“

Auch das nur Antworten, die den wahren Sachverhalt vernebeln. Fakt ist: in maskulinen Logen dürfen Frauen weder an den rituellen Arbeiten, noch an den internen Beratungen teilnehmen. Der Tempel öffnet sich für sie nur bei Jahresendfeiern oder dem Schwesternfest. Bei den Logenreisen, den „karitativen“ Aufgaben und bei Vorträgen sind sie willkommen. Mehr aber auch nicht. Deshalb ist die Aussage der „Internetloge“ der Freimaurerloge „Am Rauhen Stein“ in Hamburg wahr: „Die Aussage ‚Frauen sind von der Freimaurerei ausgeschlossen’ ist falsch.“[5] Ausgeschlossen sind sie von „unwichtigen“ Betätigungen (kartative Aufgaben, Vorträgen, Logenreisen und Logenfesten) sicher nicht, dafür aber von der eigentlichen freimaurerischen Betätigung wie den rituellen Arbeiten und den internen Beratungen.

Dennoch stellt sich die Frage, weshalb die „reguläre“ Freimaurerei vehement gegen die Aufnahme von Frauen ist. Dadurch scheint sich gar eine „Zweiklassengesellschaft“ abzuzeichnen, denn eines der freimaurerischen Hauptziele, nämlich die sittliche Vervollkommnung und Vergeistigung der Menschheit betrifft so ausschließlich Männer. Der Autor und Journalist Helmut Blazek resümiert, dass sich so „die Schlussfolgerung aufdrängt, Frauen seien für Freimaurer ganz einfach keine Menschen, jedenfalls keine vollwertigen.“ In der freimaurerischen Mitgliederzeitschrift 12/86 kommt der Freimaurer Alfried Lehner, laut Blazek, zu dem Schluß, dass dem Mann (dem Freimaurer) ein süßes Leben erwartet, reich an Macht, während sich die Frau „ihrem Wesen gemäß“ auf der „Schattenseite der Existenz abzurackern“ hat. „Dazu kommt, dass sie als ‚mikroskopischer Winzling’ freilich keine tiefen Einblicke in die großen, eben ‚makrokosmischen’ Zusammenhänge erhalten kann…Unterordnung wird nicht nur von den Frauen (außerhalb der ‚Tempel’), sondern auch von den in der Hierarchie niedriger stehenden Freimaurern erwartet.“[6] Und die Germanistin und Publizistin Elke Müller-Mees kommt zu dem Schluß: „Geblieben ist auch, dass religiös-ethisch-moralische Ansprüche, hier Humanität, als Ideologie benützt werden, um handfeste Machtansprüche von Männern übereinander und über Frauen zu legimitieren und zu verbrämen.“ Oder, wie es ein Meister vom Stuhl ausdrückte, daß „…der Frauenausschluß nur als Willkürmaßnahme des Mannes in Ausübung seines Macht- und Dominanzstrebens ausgelegt, oder als reine Frauenfeindlichkeit deklariert werden“ kann.[7]

Der Politikwissenschaftler Andreas Gößling kommt in seinem Buch „Die Freimaurer – Weltverschwörer oder Menschenfreunde“ zu dem Schluß: „Eher schafft der Vatikan das Zölibat ab, als dass die orthodoxe Freimaurerei Frauen Zutritt zu ihren Tempeln gewährt.“[8]

Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland steht in Artikel 3: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt…Niemand darf wegen seines Geschlechts…benachteiligt oder bevorzugt werden.“ Dieses fundamentale Recht scheint bei den Freimaurern noch nicht angekommen zu sein. Und es erscheint mehr als befremdlich, dass männliche Politiker aller Parteien dennoch Mitglied bei den Freimaurern sind, wie ich noch aufzeigen werde, auch wenn diese gegen das fundamentale Recht der Gleichberechtigung in unserem Grundgesetz verstoßen, bewusst „Abgrenzungen“ betreiben. Einen solchen Politiker zu wählen dürfte schwer sein. Ein weiterer Grund, warum sich Politiker nicht als Freimaurer outen?


[1] vgl. Tom Goeller: „Freimaurer – Aufklärung eines Mythos“, Berlin-Brandenburg 2006, S. 175

[2] vgl. Alfried Lehner: „Die Esoterik der Freimaurer“, Gerabronn und Crailsheim, 1997 (4.Auflage), S,110, 111

[3] vgl. „Frauen und Freimaurerei“ in: „internetloge, das Informationsportal zum Thema Freimaurerei“ verantwortlich: Franz-L. Bruhns, Altstuhlmeister der Freimauerloge „Am Rauhen Stein“ in Hamburg (http.//www.internetloge.de/arst/frauenfm.htm/Zugriff: 20.07.07)

[4] vgl. „Große National-Mutterloge ‚Zu den 3 Weltkugeln’“, Antworten, in: www.3wk.org/antworten.htm (Zugriff: 20.07.07)

[5] vgl. „Frauen und Freimaurerei“ in: „internetloge, das Informationsportal zum Thema Freimaurerei“ verantwortlich: Franz-L. Bruhns, Altstuhlmeister der Freimauerloge „Am Rauhen Stein“ in Hamburg (http.//www.internetloge.de/arst/frauenfm.htm/Zugriff: 20.07.07)

[6] vgl.Helmut Blazek: „Männerbünde – Eine Geschichte von Faszination und Macht“, Berlin 1999, S. 214-216

[7] vgl. Ulrich Rausch: „Die verborgene Welt der Geheimbünde“, München 1999, S. 20

[8] vgl. Andreas Gößling: „Die Freimaurer – Weltverschwörer oder Menschenfreunde?“, München 2007, S. 19

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