EIN KOLLEGENBEITRAG von OLIVER GREYF (investigativer Journalist)


Das Thema Rituelle Gewalt/Ritueller Missbrauch rückt erfreulicherweise in der letzten Zeit immer mehr in den Fokus des medialen Interesses.

Jedoch gibt es teilweise unterschiedliche Definitionen, was Rituelle Gewalt ist – zumindest denken das manche. Dies liegt daran, dass die Maßstäbe, die angelegt werden, mitunter sehr verschieden sind. Daher möchte ich hier die richtigen Definitionen von Ritueller Gewalt, Okkultmorden und Snuff Filmen darlegen und aufzeigen, warum manches, was gelegentlich als Rituelle Gewalt, Okkultmord und Snuff Video benannt wird, nicht in diese Kategorie fällt.

Jetzt Klarheit zu haben ist besonders wichtig, weil sich auch, was die Auseinandersetzung mit den Skeptikern angeht, etwas bewegt. Ritueller Missbrauch wird öffentlich thematisiert. Auch wenn viele Leugner ihre unqualifizierten Bemerkungen von sich geben und solche Äußerungen schwer zu ertragen sind, kann man sagen, es tut sich was. Umso wichtiger ist es, Klarheit, was die Begriffe angeht, zu haben und hieb- und stichfeste Beweise in der Hand zu haben, mit denen jedermann den Skeptikern etwas entgegen zu setzen hat. Hier gilt das Motto: Wir können sie nicht zwingen, die Wahrheit zusagen, aber wir können sie zwingen, noch dreister zu lügen. Denn umso dreister sie lügen, desto mehr wird den Zweiflern klar, wer die Wahrheit sagt und wer nicht.

Begriffsklärung „Gewalt“.

Ohne weiter in die Materie einzutauchen, mache ich es kurz und nenne die zielführendste  Definition von Gewalt. Gewalt ist etwas, womit man schädigend auf einen Menschen oder ein Tier einwirkt. Dieses Einwirken ist gegen den Willen des Betroffenen. Abgedeckt ist mit dem Gewaltbegriff auch der Begriff Missbrauch.

Begriffsklärung „rituell“.

Rituell bedeutet, ein vorgegebenes Agieren seitens des Ausführenden.

Vorgegeben kann es durch „magische Schriften“, Anleitungen aus Büchern, dem Internet oder mündliche Überlieferung sein.

Benutzt werden können Kultgegenständen (z.B. Kelche, Dolche), bestimmte Kleidung usw. Es ist also ein bestimmter Modus Operandi zu erfüllen. Ein Ritual wird meist, aber nicht zwingend, wiederholt, z.B zu bestimmten Feiertagen (Samhain, Sonnenwenden). Ein Ritual kann aber auch eine einmalige Handlungen sein, bspw. kann jemand eine Beschwörungsformel im Internet gelesen haben, welche einen vorgeschriebenen Ablauf beinhaltet. Auch wenn dieser Ablauf nur einmal durchgeführt wird, ist es ein Ritual. Ein Ritual muss auch nicht zwingend vollkommen einem vorgegeben Ablauf entsprechen, es ist auch möglich, dass jemand sich eine eigene Formel oder einen „Zauberspruch“ zurecht legt und dazu nach eigenen Vorstellungen diese und jene okkulten Zeichen oder Gegenstände verwendet.

Wichtig ist auch, ein Ritual ist zielgerichtet, man möchte, vereinfacht gesagt, etwas damit erreichen, z.B. Kontakt mit erdachten Entitäten aufnehmen, diesen ein Opfer bringen, sich in einen anderen Bewusstseinszustand bringen, jemandem Gutes oder Schlechtes widerfahren lassen. Es wird also nicht „einfach so“ gemacht. Selbst wenn jemand es „nur mal ausprobieren“ will, ist das bereits eine zielgerichtete Handlung.

Begriffsklärung „Snuff“.

 Bei Snuff Filmen gibt es auch verschiedene Definitionen.

Die richtige Definition ist:

Ein Mensch wird vor laufender Kamera real getötet. Das Material wird später der anderen Menschen zugänglich gemacht (teilw. schon im Moment des Tötens, Echtzeit-Übertragung im Rahmen von „Red Room“ Produktionen). Und der wichtigste Punkt, der Mensch wird nur zur Herstellung des Snuff Videos getötet.

Problemfeld Abgrenzung bzw. Trennschärfe

„Gewalt“

Das Hauptproblem bei der Definition von Gewalt ist das unfreiwillig.

„Aber sie hat doch freiwillig mitgemacht“. „Sie hat nicht widersprochen oder sich gewehrt“.

Es gibt Formen der Gewalt, bei welchen kein körperlicher Zwang ausgeübt wird.

Z.B. wenn eine Person zuvor psychisch-emotional abhängig gemacht wurde (Hörigkeit).

Teilweise gibt es auch das „jemanden zu etwas verleiten“, gerade bei jungen Menschen wird dies oft genannt. Ob jemand etwas freiwillig macht oder aus einer wie auch immer gearteten Form des Zwanges heraus gehandelt hat (dazu kann auch Gruppenzwang gehören) ist manchmal also nicht eindeutig zu sagen.

„Rituell“

Das, was man im Einzelfall geltend machen könnte, wäre, dass das „Ritual“ gar kein wirkliches Ritual war, sondern der Gewalt/dem Missbrauch lediglich ein pseudo-okkulter Überbau gegeben wurde. Dies kann mitunter nicht eindeutig beantwortet werden, da selbst bei den Teilnehmern des Rituals eine unterschiedliche Motivation zur Teilnahme vorherrschen kann, geht es dem einen nur um den Missbrauch und sieht das Ritual nur als eine Art Kulisse bzw. Beiwerk, welches an sich bedeutungslos ist, an oder ist Teilnehmer tatsächlich Okkultist/Satanist und sieht den Missbrauch bzw. den Mord als notwendiger Teil des Rituals an, der wiederum für ihn nur eine untergeordnete Bedeutung hat.

Ein Problem kann auch die Vermengung von Okkult-Verbrechen mit Ritual-Verbrechen darstellen.

Okkultmorde ereignen sich z.B. im Rahmen oder infolge von Seancen, zwar ist der Grund, warum es zu dem Mord kam, die Ausübung einer rituellen Handlung (also der Seance), aber es kommt  darauf an, wie die Tat selber ausgeführt wurde, um eine genaue Einordnung vorzunehmen.

Bisweilen wird auch der Missbrauch, der in einer Glaubensgemeinschaften statt fand, per se als Ritueller Missbrauch bezeichnet, obwohl der Missbrauchshandlung gar kein Ritual zugrunde lag.

Ein reines „Wenn Du das nicht tust, ist Gott böse auf Dich“ o.ä. ist kein Ritual, die Drohung, die ausgesprochen wurde, mag religiös konnotiert sein, aber sie fand nicht im Rahmen eines Rituals statt. Es gilt der simple Grundsatz, Wo kein Ritual, da auch keine rituelle Gewalt.

„Snuff“

Als Snuff wird gelegentlich jede Form von auf Video festgehaltenen Tode von Menschen bezeichnet, so sei  jedes IS-Propagandavideo, in welchem ein Mensch enthauptet wird, ein Snuff. Das Gleiche würde für Videos von Verkehrsunfällen gelten, die von Zeugen oder Überwachungskameras aufgenommen wurden. Diese Videos sind (siehe o.g. Definition) kein Snuff.

Fälle von Ritueller Gewalt:

Satanistisch-Rituelle Tötungen

1986  findet in Lüdinghausen ein satanismus-induzierter Mord unter Schülern statt.                                     Dabei wird ein 15-jähriges Mädchen von zwei Freunden (14 und 16 Jahre) getötet, um es Luzifer zu opfern. Opfer und Täter gehörten einer selbst gegründeten Satanistengruppe an. Der Befehl zur Opferung habe Luzifer gegeben, sagte der Haupttäter aus. (Opferung=Rituelle Handlung)

1996 begeht der damals 19-jährige David O. einen grausamen Ritualmord an einem Priester. Er gab an, auf Befehl Satans gehandelt zu haben. Die Tat beging er mit 33 Messerstichen (33 referiert auf die „Zahl des Tieres“ 666), überdies ritzt er seinem Opfer ein Baphomet (Erkennungszeichen von Satanisten) in die linke Hand. Bei einer späteren Durchsuchung seiner Wohnung fand man große Mengen an satanischer Literatur. Er wird später zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Im Jahre 2001 ereignete sich der „Satansmord von Witten“

Die Täter waren bekennende Satanisten, töteten ihr Opfer mit 66 Hammerschlägen und Messerstichen, außerdem berichteten sie Satan hätte ihnen den Befehl zum Mord gegeben.

Der 40-Jährige französische Satanist Davy T. tötet 2011 seine Frau und seine kleine Tochter, mit beiden unternahm er nekrophile Handlungen. Nach der Tat zündete er eine Kerze und Räucherstäbchen an, danach begann er satanische Symbole an die Wände seines Hauses zu malen. Er berichtet, er habe unter dem Einfluss eines „dämonischen Wesens“ bzw. Beelzebub gestanden. Später wurde er zu einer hohen Haftstrafe verurteilt.

Im Jahr 2012 begehen drei Satanistinnen in Italien dieses Verbrechen:

Wikipedia berichtet:

Am 6. Juni 2000 lockten die minderjährigen Schülerinnen Milena De Giambattista, Ambra Gianasso und Veronica Petrobelli die 60-jährige Ordensschwester unter einem fingierten Vorwand in einen Park (…) Mainetti, welche die drei Schülerinnen aus dem Katechismusunterricht kannte, wurde von ihnen in die Knie gezwungen, beschimpft und mit einem Ziegelstein auf den Kopf geschlagen. Daraufhin stachen sie abwechselnd insgesamt 19 Mal auf Mainetti ein(…). Schließlich schnitten die jungen Mädchen ihr die Kehle durch und mischten ihr eigenes Blut mit dem der toten Ordensschwester.                                                                                                                                                    

Bei der Festnahme drei Wochen nach der Tat gestanden die Schülerinnen, schon lange die Ermordung eines römisch-katholischen Christen geplant zu haben(…). Im Zuge der Ermittlungen wurden mit satanischen Schriften gefüllte Notizbücher der Schülerinnen ausgewertet. Das Vernehmungsprotokoll bezeugt zudem einen Blutschwur. Ein Mädchen gestand, dass Mainetti ein „menschliches Opfer für den Teufel“ war.

All diese Taten endeten mit einer rechtskräftigen Verurteilung.

Wichtig: Rituelle Gewalt muss nicht im Kontext zu Satanismus stehen!

Okkulte Gewalt

Nehmen wir nur die Morde, die im Rahmen bzw. infolge einer „Geisterbeschwörung“ stattgefunden haben:

Nachdem die 15-jährige Mattie Turley zusammen mit ihrer Mutter eine Geisterbeschwörung mittels Ouija Board durchführten, erschoss die Teenagerin ihren eigenen Vater.

Der Grund war ein Befehl aus dem Jenseits.

Durch diesen Mord sollte Mattie Turleys Mutter die Möglichkeit erhalten, einen anderen Mann zu heiraten.

Obwohl der Geist Anderes vorhersagte, wurde der Mord durch die örtliche Polizei rasch aufgeklärt.

Das Mädchen wurde daraufhin in eine Besserungsanstalt geschickt und erhielt sodann eine Strafe von drei Jahren auf Bewährung. Ihre Mutter wurde zu einer Strafe von bis zu 25 Jahren verurteilt, jedoch einige Jahre nach dem Urteil aus unbekannten Gründen wieder auf freien Fuß gesetzt.

1983 töteten die Satanisten Anthony Hall und Bunny Dixon einen 25-jährigen Mann, indem das Mädchen so tat, als wollte sie per Anhalter reisen. Als ein Autofahrer anhielt und sie in sein Auto steigen lassen wollte, sprang Anthony Hall zusammen mit zwei Mittätern auf den hilfsbereiten Mann zu. Sie raubten ihn aus, fesselten und knebelten ihn und fuhren mit ihm in ein abgelegenes Waldgebiet. Nachdem sie ihm ein umgedrehtes Kreuz in die Brust ritzten töteten sie ihn mit 11 Schüssen in Kopf und Brust. Im anschließenden Gerichtsverfahren wurde bekannt, dass Anthony Hall und Bunny Dixon die Anweisung zum Begehen des Mordes von einem Geist bekamen, der durch das Ouija Board mit ihnen kommunizierte. Ihre Mittäter, ein befreundetes Pärchen, wussten, dass das Motiv für den Mord eine entsprechende Aufforderung aus dem Ouija Brett war, jedoch hatten sie keine Einwände.

Die Täter wurden zu Haftstrafen von 17 Jahren bis lebenslänglich verurteilt.

Die zweite Tat würden manche als rituell-satanistisch einstufen, jedoch gibt es keinen Beweis, dass der Mord aus satanistischer Motivation geschah, ebenso reicht das Einritzen eines inversen Kreuzes nicht für das Einordnung „rituell“. Die Tat selber war eindeutig ein Raubmord. Die Motivation die (erdachte) Anweisung aus dem Jenseits (ggf. in Einheit mit Habgier). Daher haben wir es hier mit einem reinen Okkultmord zu tun.

Fälle von angeblicher Ritueller Gewalt in Glaubensgemeinschaften                                                                        

Manchmal werden Fälle als Rituelle Gewalt bezeichnet, die nichts mit selbiger zu tun haben. 

Beispiel Colonia Dignidad:

Colonia Dignidad war/ist zwar eine Sekte und es gab dort auch sexuellen Missbrauch, Gewalt, Folterung und wohl auch Tötungen, aber diese Taten fanden nicht im rituellen Rahmen statt.

Das Gleiche gilt für den Missbrauch, der in Kirchengemeinden oder bei Sekten wie den Zeugen Jehovas stattgefunden hat, so furchtbar diese Taten auch waren, sie waren kein Teil eines Rituals.

Verwechslungsgefahr:

Teilweise wird rituelle Gewalt auch mit organisierter Gewalt gleichgesetzt. In aller Regel haben Fälle von organisiertem Missbrauch keine Komponenten von ritueller Gewalt. Beispiele sind Zandvoort und Lüdge. Eine Ausnahme besteht in dem Dutroux-Netzwerk, auf das wir später noch zu sprechen kommen.

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2 Gedanken zu „OLIVER GREYF: »Tabu-Thema RITUELLE GEWALT & SNUFF-FILME« (1)“

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